„E-plan München“ (1). Im Juni 2013 startet die Stadt München und den Partnern BMW, Audi und der Taxizentrale Isarfunk ein Pilotprojekt. „Bei ‚E-Plan München‘, so der Name des Projekts, soll unter anderem geprüft werden, inwieweit Elektrofahrzeuge beim Carsharing-Unternehmen DriveNow, an dem BMW beteiligt ist, eingesetzt werden können. Außerdem wird es einen Versuch in Schwabing geben, wo geklärt werden soll, wie sogenannte ‚Laternenparker‘, die keinen direkten Zugang zu einer Steckdose haben, dennoch über Nacht ein Elektroauto aufladen können.“1
„E-plan München“ (2). BMW stellt in München ab 12.6.2013 zwanzig Elektroautos vom Typ ActiveE über DriveNow innerhalb des Mittleren Rings in München zur Verfügung. Die Elektroautos können über das Internet oder das Smartphone geortet und gebucht werden für 31 Cent pro Minute. Die Absicht: Die Kunden sollen sich mit Elektroautos vertraut machen. Wenn es leer gefahren ist, holen es DriveNow-Mitarbeiter ab und fahren es zum Laden. In Berlin bietet DriveNow den Nutzern zwanzig Freiminute, wenn sie sich selbst um das Laden kümmern. „In München allerdings werden Nutzer das Problem haben, eine Ladesäule zu finden. (…) Etwa zwanzig haben die Stadtwerke stadtweit aufgestellt. In Berlin dagegen gibt es 150, weitere 150 sollen heuer dazukommen. Bis Ende 2015 sollen es 800 werden. (…) Mit dem Projekt ‚E-Plan München‘ will die Stadt gemeinsam mit der Industrie dafür sorgen, dass künftig mehr Elektroautos unterwegs sind.“2
Strom bezahlen wie beim Handy. Nach wie vor existiert das Problem der Bezahlung des Ladestroms. Oft hat der Elektroauto-Eigentümer einen Vertrag mit einem Stromanbieter und kann nicht an den Ladesäulen anderer Stromanbieter laden. In Anlehnung an den Mobilfunk soll nun ein „Stromtankstellen-Roaming“ eingeführt werden. „Nutzer von Elektroautos können von Januar 2014 an eine ID-Nummer bekommen, mit der sie an jeder Ladesäule Strom laden und abrechnen können. Ziel: Das Roaming-Verfahren soll die vielen bereits bestehenden Buchungs- und Abrechnungssysteme vereinheitlichen. (…) Energieversorger, Autokonzerne und IT-Dienstleister hätten sich darauf geeinigt, dass die neue Identifikationsnummer vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) vergeben werden soll. Ziel: Kunden, Ladesäulenbetreiber und Stromanbieter seien mit Hilfe der ID-Codes klar identifizierbar, die Betreiber könnten leichter untereinander Daten austauschen – und Abrechnungen seien so leichter auszustellen.“3
E-Tourismus. In den drei Modellregionen Garmisch-Partenkirchen, Bayerischer Wald und Bad Neustadt an der Saale wird über den Einsatz von Elektromobilität geforscht. „Mehr als 37 Millionen Euro stellt der Freistaat für die Forschungsprojekte bereit. Insgesamt habe die Staatsregierung seit 2008 aber bereits 130 Millionen Euro in die ‚Zukunftsoffensive‘ Elektromobilität investiert, sagt ein Sprecher von Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Bayern solle bei diesem Thema ‚ein Vorreiter‘ werden.“4
Merkels „Super-Credit“-EU-Kompromiss (1). Die EU-Mitgliedstaaten und das Europäische Parlaments einigten sich Ende Juni 2013 auf schärfere Grenzwerte für CO2-Emissionen. Von derzeit 130 Gramm CO2 pro Kilometer soll der Flottenverbrauch der Neuwagen zwischen 2015 und 2020 auf 95 Gramm CO2 sinken. Ursprünglich wollte das EU-Parlament noch niedrigere Grenzwerte zwischen 68 und 78 Gramm. „Eine Art Rabatt bekommen die Hersteller bei klimaschonenderen Elektroautos. Sie sollen sich solche Fahrzeuge gleich mehrfach für ihre Klimabilanz anrechnen lassen können und müssten dann weniger bei konventionellen Wagen sparen. Die Elektrofahrzeuge können der Vereinbarung zufolge im Jahr 2020 bei der Ermittlung der gesamten Flottenwerte doppelt angerechnet werden, bis 2023 sinkt der Faktor auf eins. (…) Für die Mehrfach-Anrechnung von Elektroautos und Hybrid-Fahrzeugen hatte vor allem Deutschland gekämpft. Die sogenannten Super-Credits sind allerdings umstritten. Umweltverbände bemängeln, dass das System der Industrie ermögliche, weiter zu viele Spritschleudern zu produzieren. Die Bundesregierung sieht darin einen Anreiz für die Elektroauto-Produktion. Die deutsche Autoindustrie hatte einen viel höheren Anrechnungsfaktor gefordert mit dem Verweis auf die USA, wo die CO2-armen Elektroautos vierfach angerechnet werden könnten.“5
Merkels „Super-Credit“-EU-Kompromiss (2). Der Kompromiss von EU-Mitgliedsländern, Europaparlament und EU-Kommission wurde am 27.6.2013 auf dem Gipfel in Brüssel verabschiedet. „Und, kurios: Alle sind sauer. Die Manager der Autokonzerne und die Funktionäre des VDA sowieso, aber auch Umweltorganisationen wie Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe. Dabei hatten sich die Teilnehmer am späten Montagabend nur auf das geeinigt, womit ohnehin alle gerechnet hatten: auf schärfere Durchschnitts-Grenzwerte für Kohlendioxid-Emissionen, die zwischen 2015 und 2020 von 130 Gramm auf 95 Gramm pro Kilometer sinken sollen. (…) Autos mit wenig Emissionen, so die Forderung der Konzerne, sollen bei der Berechnung des CO2-Ausstoßes für Neuwagen mehrmals auf die Gesamtbilanz angerechnet werden. Mit anderen Worten: Ein Elektroauto auf der Straße darf in der CO2-Bilanz mehrmals auftauchen, um die Abgase von großen Geländewagen – zumindest rechnerisch – auszugleichen. Man braucht wenig Phantasie, um zu erkennen, dass diese sogenannten ‚Super-Credits‘ maßgeschneidert sind für Konzerne wie BMW. Hersteller, die kleine Autos bauen, haben nur wenig von diesem Bonus-System. Umweltschützer halten deshalb auch nichts von Super-Credits – reine Schlupflöcher, so der Vorwurf. Oder, wie es bei Greenpeace heißt: Eine Form der ‚Subventionierung deutscher Spritschlucker‘ und im Grunde nichts anderes als Verschmutzungsrechte. Denn je häufiger emissionsarme Autos angerechnet werden, desto mehr könne am oberen Ende der Autopalette herumgepestet werden.“6
Merkels „Super-Credit“-EU-Kompromiss (3). In der Realität bedeutet dies, dass emissionsarme Pkw bei einem CO2-Ausstoß von unter 50 Gramm pro Kilometer ab 2020 mit dem Faktor 2 in den Flottenverbrauch eingerechnet werden dürfen, ab 2021 mit dem Faktor 1,67, ab 2022 mit dem Faktor 1,33. Zur Erinnerung: Elektroautos werden – fälschlich – mit Null Gramm CO2 berechnet. „Der Industrie ist das zu wenig – sie zeigt nach China und in die USA, wo die Konzerne bessergestellt seien als in Europa. Eine verräterische Geste, die zeigt: Es geht bei all dem nur vordergründig um CO2-Grenzwerte und Super-Credits. Es geht um den globalen Wettbewerb der Autokonzerne, um ihre Zukunft, ihre Profite.“6
- Stadt will Einsatz von Elektroautos forcieren, in SZ 8.6.2013 [↩]
- Völklein, Marco, Durch München stromern, in SZ 10.6.2013 [↩]
- Fromm, Thomas, Schritt für Schritt, in SZ 13.6.2013 [↩]
- Effern, Heiner, Spät gezündet, in SZ 13.6.2013 [↩]
- EU beschließt schärfere Klimavorgaben für Autos, in SZ 25.6.2013; Hervorhebung WZ [↩]
- Fromm, Thomas, Wer spart, zahlt drauf, in SZ 26.6.2013 [↩] [↩]