Aktualisiert 4.11.2019
„2016 stellte VW auf dem Pariser Autosalon den VW I.D. vor, ein Elektroauto mit einer Reichweite von bis zu 600 km. Angetrieben wird das Fahrzeug von einem 140-kW-Heckmotor. Das Fahrzeug hat eine Länge von 4,10 Metern und basiert auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten. Die Serienversion des I.D. soll NEO heißen und Ende 2019 auf den Markt kommen.“ (Wikipedia) Der I.D. hat eine 48-kWh-Batterie und etwa 330 km Reichweite.
Info zum I.D. von VW: Als erster kompakter Volkswagen setzt sich der I.D. aus dem neu entwickelten modularen Elektrifizierungsbaukasten, kurz MEB, zusammen. Er fährt mit einer Batterieladung bis 600 Kilometer1 weit. Mit dem I.D. ist man fortan auch unterwegs zuhause, denn über das Home‐Net von Volkswagen wird es möglich sein, Auto und Wohnung oder Haus zu vernetzen. Ab 2025 soll der I.D. auf Befehl vollautomatisiert fahren.“1
Teilautonomer I.D. Im I.D. ist schon das teilautonome Fahren projektiert. „Die Mittelkonsole mit dem später integrierten Touchpad lässt sich zentimetergenau der Armlänge des Fahrers anpassen, das Head-up-Display holt per ‚Augmented Reality‘ den Co-Piloten ins Cockpit, die vier ins Dach integrierten Laserscanner schaffen gemeinsam mit diversen Kameras und Sensoren den Grundstein für autonomes Fahren, das freilich frühestens im Jahr 2025 verfügbar sein dürfte. Blaue Lichtakzente tun kund, dass sich der I.D. im Selbstfahrmodus vorwärts bewegt. (…) Das versenkbare Lenkrad ist einer späteren Ausbaustufe vorbehalten, auch die beiden Bildschirme werden immer wieder dem Stand der Technik angepasst. (…) Wer hinter dem weißen Zweispeichen-Lenkrad Platz nimmt, hat die einzige Kommandozentrale vor sich, wenn man einmal von der Klimaregulierung in den Türtafeln absieht. Kommuniziert wird primär per Spracheingabe und nur zur Not über die sechs Cursortasten in den Lenkradspeichen. Es gibt keine Knöpfe, Regler, Schalter. Um das autonome Fahrprogramm aufzurufen, wird später einmal ein kurzes Antippen des VW-Logos genügen. Selbst das Getriebe wird mit dem Zeigefinger über die Buchstabenkette P R N D im Lenkradkranz befehligt.“2
Bericht in Auto, Motor und Sport, Dezember 2018: „Sowohl für Federungskomfort als auch Handling wichtig: Der tiefe Schwerpunkt und die ausgeglichene Gewichtsverteilung. Der rund 500 Kilogramm schwere Akku-Block liegt flächig zwischen den Achsen, der E-Motor ist an einem Hilfsrahmen an der Hinterachse befestigt. Der trägt ebenso die Vierlenker-Achskonstruktion mit Spurstangen, vorne kommt eine McPherson-Konstruktion zum Einsatz. Wieviel der ID insgesamt auf die Waage bringt? Keine Antwort. Schätzung: Rund 1,8 Tonnen. Dennoch soll die 125 kW starke Basisversion mit 48 kWh-Akku in unter acht Sekunden von Null auf 100 Km/h beschleunigen.“3
CO2-neutraler ID? Nach VW-Chef Herbert Diess soll der I.D. „das erste bilanziell CO2-neutrale Auto von Volkswagen“ sein. Auch das CO2-Aufkommen bei der Produktion soll neutralisiert werden.4
Damit muss dann wohl auch der CO2-Rucksack der Akkus gemeint sein: Wie soll das funktionieren?
Getrickste Elektroauto-Effizienz. Silke Bagschik, Leiterin Vertrieb und Marketing Baureihe e-Mobility, macht folgende Rechnung in ihrer Präsentation auf: „Mit 60 Kilowattstunden Strom im ID. kommt man 400 Kilometer weit. Die 60 Kilowattstunden haben denselben Energiegehalt wie sechs Liter Dieselkraftstoff. Ein Fahrzeug mit Dieselmotor kommt damit gerade mal 100 Kilometer weit. Der E-Motor ist damit viermal so effizient.“4
Das bedeutet für den I.D. 15 kWh auf 100 Kilometer: ein sehr niedriger Wert selbst für ein kleines Auto, also ein Prüfstandwert. Was ist mit Heizung, Scheibenwischer, Licht, Medien, Navigation? Damit ist auch völlig außer Acht gelassen, wieviel Energie in die Herstellung der Akkus fließt. Und die nötigen Vorleistungen in die völlig neue Infrastruktur von öffentlichen Ladestationen an Fernstraßen mit neuen Mittelspannungstrassen und der nötigen Aufrüstung des gesamten Niedrigspannungsnetzes in den Städten. Der CO2-freie I.Q.: die nächste VW-Milchbubenrechnung nach dem Dieselskandal.
Und natürlich alles im Ökostrom-Standard. „Selbst Silke Bagschik, die VW-Vermarkterin der E-Autos, muss bei der Frage nach dem Ökostrom passen. Den kann selbst der Wolfsburger Riese nicht allein liefern.“4
Software-Probleme. Die Produktion des VW ID soll 2019 starten. Der Spiegel berichtet aber von Software-Problemen: Im ID ist alles mit allem vernetzt, und dies funktioniere nicht. Laut VW wird zum Produktionsstart nur „ein Erstumfang an Onlinefunktionalitäten verfügbar sein“.5
Unsichtbarer ID. VW nennt den I.D. nun den VW ID und wird ihn auf der IAA 2019 in Frankfurt vorstellen. Seit 8.5.2019 kann er bei 1000 Euro Anzahlung vorbestellt werden: VW stellte hierzu ein Tarnfolien-Modell in Berlin vor. Mit der mittleren Reichweite von 420 Kilometern wird er unter 40.000 Euro kosten; mit 330 Kilometern unter 30.000. Eine große Version hat 550 Kilometer. Käufer der Erstedition erhalten 2000 kWh umsonst.6
Ab 2020 im Handel. Der kleinste ID3 mit 45 kWh-Akku soll unter 30.000 Euro kosten, die Edition 1 ab 39.000 Euro: Beide Versionen erhalten den Ladestrom für ein Jahr (bzw. maximal 2000 kWh) kostenlos. Mit einer Ladeleistung von 100 kW kann man in rund 30 Minuten 260 Kilometer Reichweite laden. Silke Bagschik, für Vertrieb und Marketing des ID zuständig, eröffnet folgende (;Marketing-)Rechnung bezüglich der Energiekosten: Der Dieselkraftstoff kostet für 100 Kilometer etwa 10 Euro, der Strom für 100 Kilometer würde nur die Hälfte kosten. (Bei entsprechender Ausweitung der Elektromobilität kann natürlich der Strompreis entsprechend steigen.) Und die nächste irrige Annahme: „VW verspricht eine CO2-neutrale Wertschöpfung von der Lieferkette über die Produktion bis zur Nutzung.“7
Auf kaum einem Gebiet wird so viel getrickst und getäuscht wie bei der angeblichen Klimaneutralität. (Das Elektroauto wird z. B. per se als „klimaneutral“ bewertet, damit die Autokonzerne die EU-Werte ihrer Flottenverbräuche einhalten können.) Wäre interessant, den ID daraufhin genauer zu untersuchen – z. B. bei der Zellproduktion etc.
„… rundum sinnloses Auto“. So bezeichnete spiegel.de den ID Buggy von VW. Er hat einen Elektromotor mit 204 PS und einen Akku mit 62 kWh Ladeleistung. Da der ID Buggy nur in kleine Stückzahlen produziert werden wird, hat VW bei Günther Schuh (StreetScooter, eGo) in Aachen nachgefragt. „Außer in Kalifornien, Florida oder an den Küsten Südeuropas ist das Wetter meist zu schlecht für einen solchen Freiluftflitzer.“8
VW präsentiert ID3 auf der IAA 2019. Der ID3 soll nach vielen Ankündigungen nun ab 2020 im Werk Zwickau gebaut werden. Der ID3 hat einen Elektromotor mit 150 kW (204 PS) und einen Akkusatz mit 58 kWh Ladekapazität und offiziellen 420 Kilometer Reichweite. Später kommt das Modell mit 45 und 77 kWh. Die Akku-Garantie von VW geht über acht Jahre oder 160.000 Kilometer. Laut VW-Chef Herbert Diess ist der ID3 das erste „bilanziell CO2-neutrale Fahrzeug der Welt“.9
Das ist eine VW-Milchbubenrechnung, die nur (scheinbar) stimmt, wenn man die für Elektromobilität nötige völlig neu aufzubauende technische Infrastruktur (Hoch- und Mittelspannungsverteilung, Umspannwerke, Ladesäulen, den derzeitigen Strommix von derzeit etwa 500 Gramm CO2 pro kWh und das im Elektroauto selbst steckende CO2 (Stichwort CO2-Rucksack) plus die Förderung seltener Rohstoffe in fernen Ländern (Lithium in Südamerika, Kobalt im Kongo) nicht mit einrechnet … Aber die deutsche (und europäische) Autoindustrie hat erreicht, dass Elektroautos per se mit null Gramm CO2 – plus dem Faktor zwei der Super-Credits – bewertet werden, so falsch das immer sein mag.
- www.volkswagen.de/de/electric-mobility/id-family [↩]
- Kacher, Georg, Lass uns reden in SZ 11.3.2017 [↩]
- Dralle, Jens, Was der elektrische Golf der Zukunft kann, in www.auto-motor-und-sport.de 18.12.2018 [↩]
- Heuser, Uwe Jean, Tatje, Claass, Danke, Diesel, in Die Zeit 7.3.2019 [↩] [↩] [↩]
- Dahlkamp, Jürgen, Hage, Simon, Latsch, Günther, Schmitt, Jörg, Die Golf-Krise, in Der Spiegel 16/13.4.2019 [↩]
- Slavik, Angelika, Bitte nicht gucken, in SZ 9.5.-2019 [↩]
- Kacher, Georg, Alles auf E, in SZ 13.7.2019 [↩]
- Grünweg, Tom, Das Gute-Laune-uto, in spiegel.de 27.8.2019 [↩]
- Pander, Jürgen, Strom ist die Hoffnung, in spiegel.de 9.9.2019 [↩]