Elektroauto Chronik eines Irrtums

Juni 2014

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Dr. Heinz-Jakob Neußer war Mitglied im Markenvorstand Volkswagen. Er erklärte in Viavision den Unterschied zwischen dem e-Golf und dem GOLF GTE: „Der e-Golf und der Golf GTE haben zwar beide einen Elektromotor an Bord, sind aber dennoch sehr unterschiedliche Konzepte. Der e-Golf ist ein reines Elektrofahrzeug mit einer maximalen Reichweite von bis zu 190 Kilometern und ist daher eher für den emissionsfreien Einsatz im urbanen und citynahen Umfeld prädestiniert. Der Golf GTE dagegen hat eine elektrische Reichweite von 50 Kilometern und bietet somit die Möglichkeit, beispielsweise in Umweltzonen emissionsfrei fahren zu können.“1
Die Benutzung von Busspuren gilt für Elektroautos ab einer Reichweite von 30 Kilometer  – von daher erklären sich die absurd kurzen Reichweiten (siehe September 2014).
Wikipedia
: „Aufgrund des VW-Abgasskandals wurde Neußer im September 2015 beurlaubt. Nach internen Untersuchungen soll Heinz-Jakob Neußer bereits 2011 den Hinweis auf möglicherweise illegale Praktiken bei den VW-Motoren abgetan haben. Anfang Juni 2017 erwirkten die Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit dem VW-Abgasskandal bei Interpol eine Red Notice gegen fünf Personen. Zu ihnen gehört auch Neußer. Damit droht ihm außerhalb des deutschen Staatsgebiets eine Verhaftung und eine Auslieferung in die Vereinigten Staaten.“

Tesla lädt die Konkurrenz (1). Tesla-Chef Elon Musk kündigte zum Start seines Model S in Großbritannien an, das Design der Tesla-Ladestationen in den USA und Europa auch für andere Elektroauto-Hersteller zu öffnen, so dass diese dort laden könnten. „Dazu müsste der Pionier unter den Elektroautobauern einige seiner Patente offenlegen. Im Gegenzug könnte Musk die Partner aber an den Kosten für die Ladestationen beteiligen, die dann ähnlich wie eine Tankstelle nicht nur Tesla-Fahrern vorbehalten wären.“2

Tesla lädt die Konkurrenz (2). Der Vorschlag von Tesla, der Konkurrenz seine Ladestationen zur Verfügung stellen will, verblüffte diese. BMW begrüßte nach zwei Tagen das Angebot, Daimler fand den Vorschlag „durchaus nachvollziehbar“. – „In Wahrheit bringt Musk die Europäer in die Defensive. Das freche Angebot des Kleinen, den großen Konkurrenten Teile der Technologie zu geben, legt deren Schwächen erschreckend offen.“3

Tesla lädt die Konkurrenz (3) – aber nicht China. In China stieß Teslas Offensive auf Skepsis. Yang Xueliang vom chinesischen Hersteller Geely äußerte: „Teslas Autos sind gemacht für einen elitären Kundenkreis. Unsere Zielgruppe ist vor allem die breite Masse. Viele Insider in China halten Tesla mehr für ein Spielzeug als für ein Mittel zur Fortbewegung.“4 Ein Vorstandsmitglied von JAC aus der Provinz hatte die Befürchtung, dass die eigene Kernkompetenz verloren geht und man zu abhängig von Tesla würde. „Die größten Unterschiede: Reichweite und Gewicht. Teslas E-Autos halten den Distanzrekord und reichen im Schnitt deutlich weiter als chinesische Marken. Doch sie sind auch größer, wiegen mehr und sind entsprechend teurer. Auch die Aufladezeiten variieren, können bei Tesla bestenfalls vier Stunden betragen. So schnell geht es jedoch nicht an der heimischen Steckdose. Hier sieht sich zum Beispiel der private chinesische Hersteller BYD klar im Vorteil, dessen Fahrzeuge in der heimischen Garage geladen werden können.“4

Die Konkurrenz lädt nicht. In Europa soll es erst ab 2017 einen einheitlichen Standard für Ladesäulen geben. „Daimler, Renault und Volvo haben andere Konzepte für das Zukunftsauto als BMW und Volkswagen. Beim Tanken für den Strom ‚herrscht noch immer Chaos‘, sagt der Duisburger Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer über die vielen Normen an den Zapfsäulen, die es unmöglich machen, einfach eine Tanksäule anzufahren und den leeren Akku aufzufüllen.((Büschemann, Karl-Heinz, Tempo, Tempo! in SZ 14.6.2014)) In Deutschland planen vier Ministerien die künftige Elektromobilität. Das Bundesverkehrsministerium verfügt nicht über den Kenntnisstand, wie viele Ladesäulen es hier gibt. „Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft kann aushelfen. Es sind etwa 4500, die meisten betreibt der Energieversorger RWE. Doch es passt nur wenig zusammen. Ein Drittel der Säulen können die Kunden nur ansteuern, wenn sie einen langfristigen Stromkaufvertrag haben. Nur 13 Prozent der Säulen kann ein Fahrer nach Auskunft des Ministeriums spontan anfahren.“3

Betuchte Tesla-Fahrer. Ein Tesla-Käufer in den USA hat ein Durchschnittseinkommen um die 400.000 Dollar. Und für die meisten Tesla-Fahrer ist ihr Elektroauto ein Zweit- oder Drittfahrzeug.5

Immer noch ein deutscher Ladenhüter. Bei fast 44 Millionen in Deutschland zugelassenen Pkw zum 1.1.2014 gab es weniger als 12.000 reine Elektroautos und rund 85.000 Hybride. Die Zahl von einer Million Elektroautos bis 2020 wird immer unerreichbarer.5

Elektrisches Taxi. Paul Leibold arbeitet für die Münchner Technologiefirma Vispiro, die ein neue Art Taxi entwickelt hat. Es hätte eine Carbon-Karosserie, wiegt 550 Kilogramm, ist 180 cm hoch und soll 20.000 Euro kosten. Neben dem Fahrer haben zwei Fahrgäste Platz. Der Strom könnte überein Schnellladesystem am Taxistand geladen werden.

„Die Bundesregierung will das aber ändern – und fördert deshalb Leibolds E-Taxi-Projekt mit fünf Millionen Euro. Weitere fünf Millionen Euro kommen von den fünf beteiligten Unternehmen.“6

Mute heißt jetzt Visio M. Professor Markus Lienkamp von der TU München entwickelt sein Modell „Mute“ seit 2012 und hat es nun in „Visio M“ unbenannt. Es hat Platz für zwei Personen, dazu 500 Liter Stauraum fürs Gepäck und es wiegt nur 450 Kilogramm. Die Reichweite soll bei mindestens 100 Kilometern liegen. „Das Auto ist nur 1,30 Meter hoch und mit einem cW-Wert von 0,24 äußerst windschnittig.  (…) Und auch an der Bioethanol-Heizung, die im Winter für wohlige Wärme in dem Kleinstwagen sorgen soll, wird noch getüftelt.“7
Interessant, was ein Mitarbeiter und Testfahrer von Lienkamp zur Frage äußerte, ob er sich einen Visio M kaufen würde: „Klar. Als Zweitwagen ganz bestimmt.“8

  1. Neußer, Heinz-Jakob,  Die optimale Lösung: Auf dem Weg zur Elektromobilität, in Viavision/Volkswagen, Juni 2014; Hervorhebung WZ []
  2. Tesla umgarnt Entwickler, in SZ 10.6.2014 []
  3. Büschemann, Karl-Heinz, Tempo, Tempo! in SZ 14.6.2014 [] []
  4. Grzanna, Marcel, Könnt ihr behalten! in SZ 7.7.2014 [] []
  5. Fromm, Thomas, Eine Frage des Preises, in SZ 11.6.2014 [] []
  6. Völklein, Marco, Unter Strom, in SZ 17.6.2014 []
  7. Völklein, Marco, Ein Auto für die Stadt, in SZ 20.6.2014 []
  8. Völklein, Marco, Ein Auto für die Stadt, in SZ 20.6.20147; Hervorhebung WZ []
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