Kunstlärm für Elektroautos. „Je mehr sich der Elektroantrieb durchsetzt, desto mehr könnte es künftig darum gehen, Autos lauter zu machen. Denn das E-Mobil, das fast geräuschlos arbeitet, wird als Gefahr betrachtet. (…) Der Bottroper Tuningbetrieb Brabus hat für den amerikanischen Elektrosportwagen Tesla Roadster schon jetzt eine Lösung: Für stolze 2290 Euro liefert er ein Klangpaket mit Außenlausprechern und zwei Fahrmelodien: Die klassische gleicht dem Brabbeln eines Achtzylinders; die futuristische Variante, ‚Beam and warp‘ genannt, besteht aus einem Flirrgeräusch, wie es bei einem Raumschiff im Film unterlegt werden könnte.“1
Elektro-Desaster. Thomas Rath in den Münchner Stadtgesprächen: „Selbst wenn man einmal davon absieht, dass auch regenerativ erzeugter Strom nur einmal verbraucht werden kann – also entweder die Waschmaschine oder das Auto zum Laufen bringt -, bleibt die Frage, woher der Treibstoff für die Elektroflotte kommen wird, sollte der Atomausstieg gekippt werden und die Atom- und Kohlelobby am Erneuerbare-Energien-Gesetz rütteln. (…) Unter der Überschrift ‚Grüner Sprit aus der Steckdose‘ biete, die SWM Heimladestationen für das Elektroauto an und schreiben, dass es sich ‚empfehle‘, ihren M-Natur-Ökostrom zu beziehen. Ein bisschen dünn für all das Geklingel um das ach so nachhaltige E-Mobil. Nach der ‚Bio‘-Sprit-Katastrophe droht das nächste Desaster rund ums Auto.“2
Dazu kommt der Vogelschlag durch Windräder z. B. geschredderte Rote Milane. Wenn der Ökostrom massiv wird, sieht die Landschaft entsprechend aus: zugestellt mit PV-Anlagen und Windrädern. Und die letzten Roten Milane werden von den Windrädern geschreddert. Dazu aus der LBV-Webseite vom Januar 2019: „Ganz neue Brisanz entfaltet der von der Energiewende ausgelöste Windkraftboom: Der Rotmilan zeigt leider keinerlei Scheu vor diesen Anlagen und gerät deshalb von allen heimischen Vogelarten am häufigsten in den tödlichen Sog der rasant drehenden Rotoren: Mehr als 160 mal wurde der Rotmilan in Deutschland schon als Schlagopfer nachgewiesen – und die Dunkelziffer ist enorm. Die im Bayerischen Energiekonzept angepeilte Errichtung von 1000 neuen Windkraftanlagen in den kommenden zehn Jahren birgt daher erhebliche Risiken für den Rotmilan.“
Siehe ausführlich dazu unter: „Erneuerbare Energien“
Die Credit Suisse entdeckt das Elektroauto. „Die Regierungen gewähren den inländischen Herstellern von Elektroautos großzügige finanzielle Unterstützung. China beabsichtigt, mit 500.000 Einheiten bis 2011 zum weltweit führenden Hersteller aufzurücken. Um dieses Ziel zu erreichen, fördert das Land zurzeit den Einsatz energieeffizienter Fahrzeuge in 13Städten, indem es verschiedenen öffentlichen Dienstleistungs- und Taxiunternehmen Subventionen von CNY 60.000 (USD 8800) für den Kauf von Elektrofahrzeugen entrichtet.
(CNY: internationaler Währungscode für Renminbi (Yuán), die Währung Chinas) Zudem unterstützt die Regierung die Automobilhersteller mit CNY 10 Mrd. (USD 1.5 Mrd.) bei der Entwicklung neuer Motoren. Die US-Regierung stellte vor Kurzem eine Finanzierungshilfe von USD 2.4 Mrd. für Elektrofahrzeuge der nächsten Generation bereit und gewährte verschiedenen Unternehmen (im Rahmen eines Programms von USD 25 Mrd. zur Förderung von Spitzentechnologien) einen Kredit von USD 8 Mrd. Des Weiteren bieten Steuervergünstigungen von bis zu USD 7500 einen Anreiz zum Kauf energieeffizienter Pkws. In Europa hat die Europäische Investitionsbank seit Dezember 2008 bereits Kredite in Höhe von EUR 6.9 Mrd. (USD 9.8 Mrd.) gesprochen, davon EUR 3.9 Mrd. (USD 5.6 Mrd.) im Rahmen der Europäischen Fazilität für umweltfreundlichen Verkehr, die eine Reduktion des Schadstoffausstoßes und des Energieverbrauchs zum Ziel hat. Darüber hinaus wird der Kauf von Elektrofahrzeugen in weiteren Ländern subventioniert (Großbritannien kündigte z. B. eine Subvention von GBP 5000 [USD 8200] ab 2011 an).“3
Und die Autoren vermerken kritisch: „Zwar entfallen Ölverbrauch und Schadstoffausstoß beim Einsatz von Autos ohne Verbrennungsmotor, aber eine Beurteilung des Energiebedarfs und der Verschmutzung muss auch dem Konsum von Primärenergie Rechnung tragen. Der so genannte ‚Well to Wheel‘-Bedarf, der den Energieverbrauch von der Herstellung des Ausgangsbrennstoffs bis zur Zapfsäule (‚Well to Tank‘) sowie den Verbrauch bei Nutzung des Fahrzeugs (‚Tank to Wheel‘) umfasst, ist ein präziseres Maß zur Effizienzbeurteilung, da er die gesamte Energiekette berücksichtigt. Laut Optiresource stößt ein mit dem aktuellen EU-Strommix betriebenes und mit Li-Ionen-Batterien ausgestattetes Elektroauto 87 g CO2 pro Kilometer aus und verbraucht ein Benzinäquivalent von 6 l/100 km. Wird der benötigte Strom dagegen mit Kohle generiert, steigen die CO2-Emissionen auf 181 g, während der äquivalente Benzinverbrauch auf 5.4 l fällt.“3 Fazit: „Unseres Erachtens steht Elektroautos eine sehr attraktive und nachhaltige Zukunft bevor.“3
Carlos Ghosn, der Spieler. Carlos Ghosn, Chef von Renault-Nissan, präsentierte auf der IAA 2009 vier Elektrofahrzeuge. Er kündigte an, dass Renault vier Milliarden Euro in Elektromobilität investieren wird. Das israelische Start-up Better Place hat 100.000 Renault bestellt: In Israel fallen für ein fossil betriebenes Auto 92 Prozent Steuer an, für ein Elektroauto zehn Prozent.4
Chiphersteller hofft auf Elektroautos. Der Münchner Chiphersteller Infineon sieht erst in einigen Jahren nennenswerte Umsätze beim Verkauf von Halbleitern für Elektroautos. Vorstandschef Peter Bauer sieht erst ab 2013 ein größeres Geschäft, wenn 23 Hersteller eine Serienproduktion von Elektroautos planen.5– „‚Der Weg zum Elektroantrieb ist unumkehrbar, wenn wir die Klimaschutzziele ernst nehmen‘, sagte Infineon-Vorstandssprecher Peter Bauer in seiner Eröffnungsrede auf dem eCarTec-Fachkongress.“6
Ladehemmung. Elektroautos sollen als Energiespeicher dienen für den unregelmäßig anfallenden Strom aus erneuerbaren Energien. Die Kosten für die dafür nötigen intelligenten Stromnetze beziffert Siemens weltweit in den nächsten fünf Jahren auf 30 Milliarden Euro. Dafür sind politische Rahmenbedingungen nötig. „Ohne Anschubinvestitionen für jedes E-Mobil in Höhe von mehreren Tausend Euro wird der ganze Elektrohype eine Fehlzündung bleiben – auch das machte der Messebummel klar. Denn von den Preis- und Komforterwartungen der allermeisten Kunden sind Elektroautos noch meilenweit entfernt.“7
Französische Atomstrom-Autos (1). Frankreich hat einen Atomstromanteil von 80 Prozent – der auch her fälschlich oft als CO2-frei gewertet wird. Die französische Umweltagentur Ademe berechnete den CO2-Ausstoß der französischen Elektroautos mit 20 Gramm pro Kilometer. Und mit Elektroautos wäre auch den kriselnden französischen Autokonzernen geholfen. „Es gelte ‚eine der wichtigsten Schlachten der weltweiten Industrie‘ zu schlagen, kündigte Umweltminister Jean-Louis Borloo an. Frankreich müsse ‚zum weltweiten Marktführer‘ in Sachen Elektroautos werden. (…) Angesichts der anfangs noch hohen Preise für Elektroautos schafft der Staat die Nachfrage erst einmal selbst. Behörden, Kommunen und Staatskonzerne sollen bis 2015 rund 100.000 Elektrofahrzeuge kaufen. Um auch Privatleute für das Elektroauto zu begeistern, verlängert Paris die Laufzeit seiner ‚Super-Umweltprämie‘ von 5000 Euro pro Fahrzeug, wenn es weniger als 60 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Und mehrere Hundert Millionen macht der Staat locker, um den Bau von Batterie- und Elektroautofabriken zu fördern.“8
Für die französischen Atomkraftgegnern sind die Elektroauto-Pläne natürlich keiner Lösung. „Sie seien ‚keine umweltfreundliche Option‘, erklärt die Organisation Sortir du nucléaire. Nicht nur, dass ihre massenhafte Einführung auch weiteren Atommüll anfallen lassen werde, sie würden anders als behauptet auch ‚große Mengen CO2‘ ausstoßen. Tatsächlich ist die Rechnung der Umweltbehörde mit den 20 Gramm pro Kilometer mit einigen Bedingungen behaftet. ‚Es hängt stark davon ab, ob die Autos in der Haupt- oder Nebenzeit aufgeladen werden‘, sagt Ademe-Experte Eric Vidalenc. ‚Wenn die Haushalte ihre Fahrzeuge alle um 19 Uhr anschließen, ist das eine echte Katastrophe.‘ Dann müssten Kohle- oder Gaskraftwerke zugeschaltet werden, was die CO2-Bilanz deutlich verschlechtern würde. Noch schlimmer sei es, wenn Schnellladestationen benutzt würden, weil die Netzkapazität dann schnell an ihre Grenzen stoße und gar Strom aus dem Ausland eingekauft werden müsse.“8
Französische Atomstrom-Autos (2). Der französische Staat will bis 2020 vier Milliarden Euro für die Elektroauto-Infrastruktur und 1,5 Milliarden Euro für die Ladestationen aufwenden, dazu kommen 900 Millionen Euro aus der „Großen Staatsanleihe“. Privatunternehmen bekommen Vergünstigungen für weitere 2,5 Milliarden Euro Investitionen in Ladestationen am Arbeitsplatz und Wohnort. Für den Ausbau des Stromnetzes wendet der Staat 750 Millionen Euro auf.9
„Zum Vergleich: Die Bundesregierung fördert die Entwicklung von Elektroautos mit 500 Millionen Euro. Bis 2020, so Kanzlerin Angela Merkel zuletzt bei der IAA, sollen eine Million Elektrowagen auf die Straße kommen. Ein Gipfeltreffen im Kanzleramt soll nun weitere Schritte beschließen.“9
Evonik-Werbung. Evonik warb 2009 und 2010 für seine Lithium-Ionen-Batterien. „Wer befreit jetzt eigentlich den Tiger aus dem Tank? Wir machen so was.“ [Evonik Industries-Anzeige in SZ 26.10.2009] – „Wer sorgt eigentlich dafür, dass Elektroautos so schnell beschleunigen? Wir machen so was.“ [Evonik-Industries-Anzeige in SZ 15.4.2010]
2015 war Schluss: „Li-Tec Battery entwickelte, produzierte und vertrieb unter dem Markennamen CERIO großformatige Lithium-Ionen-Batteriezellen für automobile Anwendungen und Batteriesysteme für industrielle und stationäre Anwendungen. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde jedoch die Produktion im Dezember 2015 eingestellt.“ [Wikipedia, Li-Tec-Batterie]
- Künstlicher Motorenlärm, in Der Spiegel 41/2009 [↩]
- Rath, Thomas, Das Atom- und Kohleauto, in Münchner Stadtgespräche 10/2009; Hervorhebung WZ [↩]
- Hess, Reto, Bolinger, Pierre-Yves, Elektroautos, in: Credit Suisse, Global Investor 10/2009 [↩] [↩] [↩]
- Becker, Joachim, Unter Strom gesetzt, in SZ 5.10.2009 [↩]
- Reuters, Infineon hofft auf Ökoautos, in SZ 14.10.2009] [↩]
- Becker, Joachim, Ihr da oben, wir da unten, in SZ 19.10.2009 [↩]
- Becker, Joachim, Ihr da oben, wir da unten, in SZ 19.10.2018 [↩]
- Trauth, Martin, Frankreich will Klimaziele mit Elektroautos erreichen, in spiegel.de 21.10.2009 [↩] [↩]
- Kläsgen, Michael, Colbert auf der Überholspur, in SZ 22.10.2009 [↩] [↩]