Aktualisiert 24.5.2020
Anzahl Elektroautos Deutschland. Eine Statistik findet sich unter Statista 2020: Anzahl Elektroautos
Zulassungen 2019. Im Jahr 2019 wurden lauf KBA 63.281 Elektroautos neu zugelassen. Platz 1: Renault Zoe; Platz 2: BMW i3; Platz 3: Tesla Model 3; Platz 4: VW e-Golf; Platz 5: Smart EQ fortwo.1
Künstliche Intelligenz nicht intelligent? Der KI-Experte Gary Marcus beschreibt die „Deep Learning Technologien“ als „datenhungrig, seicht und spröde“. „Das bedeutet: Auf Situationen, für die sie nicht trainiert wurde, reagiert KI-Software, nun ja, eher unsouverän: Als Mitarbeiter des IT-Sicherheitskonzerns McAfee ein etwa vier Zentimeter langes Stück schwarzes Klebeband auf einem Verkehrsschild anbrachten, reagierte der vermeintlich intelligente Autopilot eines Tesla, indem er 50 Meilen pro Stunde beschleunigte.“2
Spatenstich ohne Baugenehmigung. Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach SPD) rechnet mit dem Spatenstich für die Tesla-Gigafactory in Grünheide in der 2. Hälfte des März 2020. Elon Musk wird dazu erwartet. Bis 5.3.2020 sind noch Einwendungen gegen das Projekt möglich: Am 18.3. wird über diese befunden. (Wetten dass: negativ? WZ) Steinbach: „Möglichst bis zum Sommer soll die endgültige Genehmigung vorliegen.“3 Laut Steinbach könnte Tesla 280 Millionen Euro Förderung vom Land Brandenburg bekommen: Die endgültige Höhe hinge von der EU-Kommission ab. Von den geplanten bis zu 12.000 Mitarbeitern wird laut Steinbach ein „nicht zu unterschätzender Teil aus Polen kommen.4
Wie auch vermutlich ein Teil des Stromaufkommens.
Uber und Lyft zu Lasten des ÖPNV. Nach einer Studie der US-„Union of Concerned Scientists“ produziert eine Fahrt mit einem Ridesharing-Dienst 47 Prozent mehr CO2 als die Fahrt mit einem eigenen Pkw, da der Fahrgast abgeholt werden muss. Dazu gehen diese Dienste zu Lasten des ÖPNV oder des Fahrrads: Dies erhöht den CO2-Anteil um 69 Prozent. Das Elektroauto eines Ridesharing-Dienstes emittiert statt 464 Gramm CO2 nur 220 Gramm. In Kalifornien wurden 2018 nur ein Prozent der Ridesharing-Fahrten mit einem Elektroauto zurückgelegt.5
Österreich fährt zurück. Unter der Koalition von ÖVP und FPÖ wurde ab August 2018 auf zwei Autobahnstrecken in Nieder- und Oberösterreich das Tempolimit von 130 auf 140 km/h erhöht. Der frühere Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) wollte beweisen, dass die erhöhte Geschwindigkeit keine negativen Auswirkungen auf Umwelt und Unfallzahlen habe. Nun wurde der Versuch beendet und die 140-km/h-Verkehrsschilder abgebaut. Die neue Umweltministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) äußerte, dass Tempo 140 ein Schritt in die falsche Richtung war, „weil jede zusätzliche Tonne CO2 eine Tonne zu viel ist“.6
Tesla-Einbruch in Norwegen und den Niederlanden. Im Februar 2020 wurden in Norwegen 83 Teslas neu zugelassen, wie Bloomberg berichtete. Im Februar 2019, in dem das Model 3 noch nicht voll angelaufen war, waren es 1016, im ganzen Jahr 2019 fast 19.000. Laut Bloomberg zeigt Norwegen Anzeichen einer Marktsättigung. In den Niederlanden wurde im Februar 2020 155 Teslas zugelassen; dies war ein Rückgang um 68 Prozent. Hier fiel zum Ende 2019 ein Steuerbonus weg: 2019 wurden noch mehr als 30.000 Teslas verkauft.7
München: neue Hauptstadt der Auto-Bewegung (1). Weil die bayerische Landeshauptstadt nicht genug bekommen kann, wird nun auch noch das Event IAA an die Isar geholt. Berlin und Hamburg haben verloren, und Frankfurt schied schon früh aus: zu viele Gegendemonstranten 2019 – und ein kritischer Oberbürgermeister. Der VDA: „München hat auch damit überzeugt, die Innenstadt und citynahe, hochattraktive Plätze als Event Locations zur Bühne der IAA zu machen. Diese Locations sollen über eine Transfer-Route samt Vorrangspuren für umweltfreundliche Fahrzeuge mit dem modernen Messegelände verbunden werden.“8. Die „Blue Lanes“ sollen für Shuttle-Busse, E-Fahrzeuge und natürlich für VIP-Partner eingerichtet werden.9
Die „Vorrangspuren“ für die Elektromobilität erinnern an die Olympic Lanes für die Funktionäre des IOC. Da hat die Landeshauptstadt ja schon bei München 2018 (durchgefallen) und München 2022 (abgewählt) üben können.
Die Messe München zahlt einen mittleren siebenstelligen Betrag dazu, die Bayerische Staatsregierung ist mit 15 Millionen Euro dabei.10 Die Demonstranten gegen die Verehrung des Autos werden auch in München zu finden sein, siehe Pressemitteilung des Bund Naturschutz vom 3.3.2020: „Als Reaktion auf Presseberichte denen zufolge die Internationale Automobilausstellung (IAA) im Jahr 2021 in München veranstaltet werden soll, kündigt der BUND Naturschutz (BN) Proteste an. Der Vorsitzende des BN, Richard Mergner, kommentiert die Meldungen wie folgt: „Die IAA steht mit ihrer Fokussierung auf den motorisierten Individualverkehr und SUVs für eine Mobilitätspolitik von vorgestern. Dagegen werden wir in München gegebenenfalls genauso groß wie in Frankfurt protestieren. (…) Unser Protest richtet sich auch gegen die verfehlte Verkehrspolitik von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der es bislang genau wie seine Vorgänger im Amt versäumt hat, die Weichen für eine echte Verkehrswende hin zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu stellen. Dass die bayrische Staatsregierung die Austragung der IAA in München mit rund 15 Millionen Euro unterstützen will, ist ein Skandal. Damit offenbart die Staatsregierung ihre wahre Einstellung zum Klimaschutz.“11
München: neue Hauptstadt der Auto-Bewegung (2). Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bringt nun noch das „Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft“ nach München und lobt sich: „Wir wollen die Mobilität und die Digitalisierung zusammenbringen.“12 500 Millionen Euro sollen investiert werden, um alternative Kraftstoffe, Stadtentwicklung und Mobilitätskonzepte zu untersuchen. Und Scheuer präsentiert die nächste ganz wichtige Idee – Elektrische Flugtaxis: „Also zum Beispiel die Frage, welche Hauptbahnhöfe ertüchtigt werden müssen, damit auch Drohnen und Flugtaxis landen können.“12
E-Marktführer Deutschland? Dem „Electric Vehicle Index“ von McKinsey zufolge stiegen 2019 die Verkäufe von reinen E-Autos und Plug-in-Hybriden in Europa um 44 Prozent auf über 600.000: Damit konnte Europa seien Weltmarktanteil auf über ein Viertel erhöhen. Deutschland hat einen Marktanteil für E-Autos von 2,8 Prozent. „Der Anteil deutscher Hersteller an der weltweiten E-Auto-Produktion wird von 18 % im vergangenen Jahr auf 29 % im Jahr 2024 ansteigen. Damit könnte Deutschland mit über 1,7 Mio. produzierten E-Fahrzeugen bereits 2021 zum Weltmarktführer für E-Autos aufsteigen – knapp vor China.“13
Tesla liegt weltweit vorn. Der führende E-Auto-Hersteller 2019 ist Tesla mit 368.000 Exemplaren, davon rund 300.000 das Model 3. BMW (133.000) und VW (85.000) liegen unter den ersten zehn. Weltweit waren 74 Prozent reine Elektroautos, 26 Prozent Plug-in-Hybride.14
Daimler setzt auf Elektromobilität. Daimler-Chef Ola Källenius im Spiegel-Interview: „Wir befürworten ebenfalls Technologieoffenheit, doch bei Pkw setzen wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren klar auf Elektromobilität. Die Kleinwagenmarke Smart haben wir schon komplett auf elektrisch umgestellt. Und auch unsere Nutzfahrzeuge, von den Vans bis zum großen Lkw, werden elektrifiziert. Den Verteilerverkehr in den Städten kann man gut damit abdecken. Für die Langstrecke und für Reisebusse wird die Brennstoffzelle interessant.“15
Tesla und Corona. Elon Musk hat auf Twitter am 17.3.2020 die Corona-Pandemie verharmlost und vor Panik gewarnt. Am 6.3.2020 erklärte er auf Twitter, dass die Coronavirus-Panik dämlich ist“.16 Teslas Personalchef schrieb in einer Email, dass die Autoerzeugung – wie die Energieinfrastruktur – als Schlüsselsektoren gewettet werde und die Tesla-Fabrik in Fremont in Betrieb bleibe. Dagegen hat der Bezirk Alameda am 17.3.2020 die Tesla-Fabrik in Fremont für drei Wochen stillgelegt. Ein Sprecher des Sheriffs sagte dazu am 17.3.2020; „Tesla ist nach der Gesundheitsanweisung des Alameda Count ist kein wesentliches Geschäft.“17
Auch Porsche lädt exklusiv. Tesla hat weltweit ein eigenes Schnellladesystem: Hier können nur Teslas geladen werden. Nun geht Porsche mit dem „Porsche Destination Charging“ auch einen eigenen Weg: Es gibt schon 1000 Ladepunkte, und bis Ende 2021 sollen es 1900 werden.18
Damit wird die Öko-Bilanz der Lade-Infrastruktur für die jeweiligen Marken noch schlechter: da jeder Konzern – exklusiv für seine Marke – seine komplette Versorgung benötigt.
Gutachter NPM. Die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich sollten laut „Klimaschutzprogramm 2030“ bis 2030 um 55 Prozent sinken: von 162 Millionen Tonnen auf 95 Millionen Tonnen. Doch Gutachter im Auftrag des Wirtschafts- als auch des Umweltministeriums stellten fest, dass durch die Maßnahmen des BMVI eine Absenkung auf höchstens 125 bis 128 Millionen Tonnen erfolgen wird. „Nun soll ein eigens Gutachten die Gutachten überprüfen. Minister Scheuer habe die ‚Nationale Plattform Zukunft der Mobilität‘ gebeten, die Zahlen mit Blick auf den Verkehrssektor auszuwerten, hieß es.“19
Was da wohl herauskommen wird?
Corona & Musk. Elon Musk hat in China 1255 Beatmungsgeräte gekauft und twitterte: „Wenn Sie ein kostenloses Beatmungsgerät installiert bekommen möchten, lassen Sie es mich wissen.“20
Vermutlich nur für Tesla-Kunden…
VW ID.3 läuft schlecht. 100.000 ID.3 will VW im Jahr 2020 ausliefern – auch um Strafzahlungen wegen der EU-Grenzwerte für CO2 zu vermeiden. Aber der neue elektrische Hoffnungsträger scheint noch weit weg von einer Marktreife zu sein. „Derzeit werden die ID.3-Fahrzeuge jedenfalls als leere Blechhüllen vorproduziert und auf einem riesigen Parkplatz in Sachsen zwischengelagert – in der Absicht, die Software einzuspielen, wenn irgendwann zumindest eine einigermaßen taugliche Basisversion fertig ist.“21
Porsche Taycan für Europa – wegen CO2. Grenzwerten. Ab 1.1.2020 hat die EU den CO2-Grenzwert für die jeweilige Fahrzeugflotte pro Kilometer auf 95 Gramm CO2 abgesenkt. Das wird für VW hart, da die Produktion des ID.3 holpert (siehe oben). Nun soll im großen VW-Konzern getrickst werden: „Intern soll es Überlegungen geben, etwa Porsches Elektroflitzer Taycan in großer Stückzahl in der EU zuzulassen statt in den USA, um die CO2-Bilanz zu verbessern.“21
Baden-Württemberg elektrisch. Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Daimler-Chef Ola Källenius und EnBW-Chef Frank Mastiaux im Zeit-Interview. Källenius berichtet von der Daimler-Strategie „Ambition 2039“: In drei Fahrzeuggenerationen will Daimler „klimaneutral“ sein, bis 2030 mit über 50 Prozent. Källenius bezieht sich beim stockenden Absatz der Elektroautos auf das Henne-und-Ei-Problem der Elektroautos, nämlich auf die fehlende Infrastruktur – die natürlich Aufgabe des Staates sei. „Und je schneller der Staat hilft beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, desto schneller wird auch die Akzeptanz bei den Kunden wachsen, was denn Absatz an Elektroautos fördern würde.“ Zum Thema Tempolimit äußerte Källenius: „Wir sind gegen ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen. Das ist auch gar nicht das eigentliche Thema bei der CO2-Reduzierung. (…) Und praktisch gesehen: Wie viel wird überhaupt noch frei gefahren auf der Autobahn? Ich glaube, das ist ein relativ kleiner Anteil.“ (Es sind rund siebzig! Prozent; WZ) – Kretschmann erwähnt zur Ladeinfrastruktur das baden-württembergische Projekt „Safe“: „Wir haben hier ein Netz von Ladestationen, nie weiter als zehn Kilometer voneinander entfernt.“ Und outet sich als Gegenteil der Spaßbremse: „Da der Elektromotor ein beachtliches Drehmoment hat, muss man jetzt als Grüner auch nicht mehr als Spaßbremse auftreten…“ – Laut Mastiaux von EnBW würden eine Million deutsche Elektroautos nicht mehr als ein halbes Prozent der Gesamtstromerzeugung benötigen: „Auch zehn Millionen oder mehr Fahrzeuge würden kein Problem sein.“
((Alle Zitate: Pletter, Roman, Tatje, Claas, Wie gelingt die Elektrowende?, in Die Zeit 26.3.2020))
Es ist mir unerklärlich, warum der Chef von einem großen EVU sämtliche Probleme wie gleichzeitiges Laden, Ausbau bzw. Verstärken von Hoch- und Mittelspannungsverteilung, flächendeckende Versorgung, Versorgung von Großstädten etc. einfach so beiseite schiebt.
- Yello, Die meistverkauften Elektroautos 2019, März 2020 [↩]
- Moorstedt, Michael, Dumm wie Bot, in SZ 2.3.2020 [↩]
- Spatenstich für Tesla-Fabrik im März geplant, in sppiegel.de 2.3.2020 [↩]
- Elon Musk: Baubeginn für Tesla Inc. Fabrik wahrscheinlich im März, in manager-maagazin.de 2.3.2020 [↩]
- Studie: Ridesharing-Dienste stoßen mehr CO2 aus als eine gleich lange Autofahrt, in spiegel.de 2.3.2020 [↩]
- Österreich stoppt Modellversuch für Tempo 140 auf der Autobahn, in spiegel.de 3.3.2020 [↩]
- Rottwilm, Christoph, Tesla: Zulassungen in Norwegen und Niederlanden brechen ein, in manager-magazin.de 3.3.2020 [↩]
- Bayern wird Messe-Meister: Die IAA findet ab 2021 in München statt, in spiegel.de 3.3.2020 [↩]
- Fuchs, Ingrid, Flugtaxis und exklusive Spuren für Messebesucher, in SZ 5.3.2020 [↩]
- Hägler, Max, Automesse: München wird neuer Austragungsort der IAA, in sueddeutsche.de 3.3.2020 [↩]
- Weiterführung der IAA ist falsches Signal für Klimaschutz und Verkehrswende, PM, München 3.3.2020 [↩]
- Für 500 Millionen Euro: Scheuer plant Mobilitätszentrum in München, in spiegel.de 7.3.2020 [↩] [↩]
- McKinsey, Electric Vehicle Index, in www.mckinsey.de, März 2020; vgl. auch: McKinsey-Studie: Wird Deutschland 2021 zum Elektroauto-Marktführer? in spiegel.de 4.3.2020 [↩]
- McKinsey, Electric Vehicle Index, in www.mckinsey.de, März 2020 [↩]
- „Wir sollten uns von Teslas Erfolg inspirieren lassen“, in Der Spiegel 11/7.3.2020 [↩]
- Eckl-Dorna, Wilfried, Werke reihum dicht – so beugen sich die Autobauer der Coronakrise, in manager-magazin.de 18.3.2020 [↩]
- Eckl-Dorna, Wilfried, Werke reihum dicht – so beugen sich die Autobauer der Coronakrise, in manager-magazin.de 18.3.2020)
München stromert vor. In der Landeshauptstadt gibt es nun über 1100 Ladesäulen: Damit liegt München vor Hamburg und Berlin. Derzeit soll es in Deutschland 24.000 öffentliche Ladepunkte geben. ((Becker, Joachim, Stecker sucht Dose, in SZ 21.3.2020 [↩]
- Becker, Joachim, Stecker sucht Dose, in SZ 21.3.2020 [↩]
- Balser, Markus, Bauchmüller, Michael, Klimapaket verfehlt Ziele, in SZ 6.3.2020 [↩]
- Elon Musk, in SZ 25.3.2020 [↩]
- Mayer, Stefan, Slavik, Angelika, System-Problem, in SZ 26.3.2020 [↩] [↩]