ADAC kümmert sich ums Laden. „Dass Sparen nicht nur Verzicht heißt, sondern viel Spaß machen kann, beweisen Elektroautos wie der Tesla Roadster, der E-Mini oder der Elektro-Smart (…) Einen großen Schritt macht jetzt der ADAC gemeinsam mit dem Energiekonzern RWE. An insgesamt 27 ADAC-Standorten, verteilt über die gesamte Bundesrepublik, werden im Januar Ladesäulen für Elektromobile installiert. Kooperationspartner RWE hat in zehn deutschen Städten 87 Ladesäulen in Betrieb und forciert den Aufbau mehrerer Hundert Stück.“1 Die von der Bundesregierung angekündigte eine Million Elektroautos, so der ADAC, würden nur 0,3 Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs ausmachen.
RWE-Chef für (Atom)-Elektroautos. „Viele Länder setzen daher insbesondere weiter auf die umstrittene Atomkraft. Pikanterweise sind gerade die Staaten, die der Atomkraft eine herausragende Rolle beimessen, besonders aktiv bei der Einführung von Elektroautos, nämlich Frankreich und Japan. In der ‚Zeit‘ vom 27. August 2009 ließ Jürgen Großmann, Vorstandschef des Energiekonzerns RWE die Katze aus dem Sack: ‚Wenn wir künftig mit dem Elektromobil fahren, brauchen wir mehr zuverlässigen, bezahlbaren Strom.‘ Damit meint er – auch – Atomstrom, den er im Übrigen für einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduzierung hält.“2
Im September 2010 gab es dann unter der schwarz-gelben Merkel-Regierung die Laufzeitverlängerung für deutsche AKWs und im Gefolge der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 den Atom-Ausstieg im August 2011.
Öko-Strom nur einmal verwendbar. Jede erzeugte Kilowattstunde, auch die aus erneuerbaren Energien, ist nur einmal nutzbar: Wenn Millionen kWh für das Laden von Elektroautos eingesetzt werden, können damit keine Waschmaschinen laufen, keine Computer und keine Fernseher betrieben werden. „Eine vollständige Verlagerung der Elektrizitätserzeugung auf erneuerbare Energien ist wohl erst in ferner Zukunft möglich – wenn überhaupt! Leider wird der Begriff der Erneuerbarkeit oftmals mit Unerschöpflichkeit gleichgesetzt. Doch jegliche Anlage zur Energieerzeugung benötigt Rohstoffe und kostet Geld. Speziell die Solar- und die Windkraft haben zudem den Nachteil, die Energie nicht in der richtigen Menge bzw. am gewünschten Ort zu erzeugen. Verwendet man die aus Sonne bzw. Wind gewonnene Energie für Autos, fehlt sie außerdem an anderer Stelle und wird dort im Zweifel durch Strom aus Kohle- und Kernkraft ersetzt.“3
Gefahr durch Akkus. Die Gefahr eines Fahrzeugbrandes wird meist mit den fossil betriebenen Autos in Verbindung gebracht, nicht mit Elektroautos. Diese haben aber, wie der Tesla-Roadster, 7000 Akkus eingebaut, die über eine Wasserkühlung verfügen und speziell ummantelt wurden. Problematisch wird es bei Temperaturen über 140 Grad Celsius, wenn die Akkus ihre Stabilität verlieren. „In Lithium-Ionen-Batterien steckt nicht nur brennbares Material, sondern auch chemisch gebundener Sauerstoff. Mit herkömmlichen Methoden lässt sich ein solches Batteriefeuer also nicht so leicht löschen.
(…) Der Akku im Prototypen eines Volvo Plug-in-Hybridmodells wiegt rund 150 Kilogramm und nimmt den Kofferraum größtenteils in Beschlag. Volvo- Sicherheitsingenieure haben im Test ermittelt, dass die Batterie dort bei Heckkollisionen wirkungsvoll geschützt ist. Allerdings muss das kostbare Stück in einen Schutzkäfig aus massiven Stahlträgern gepackt werden.“4
Mitsubishi i-MiEV. Der japanische Autokonzern wird im Herbst 2010 das erste Elektroauto in Großserie ausliefern: Bis 2013 sollen vom MiEV jährlich 55.000 Exemplare gebaut werden. Davon gehen im Rahmen einer Kooperation 25.000 an die französischen Konzerne Peugeot als iOn und Citroen als C-Zero.5 „Es ist hauptsächlich der Stromspeicher, der den i-MiEV so exorbitant teuer macht. Allein die 16 kWh starke Lithium-Ionen-Batterie dürfte mit rund 16.000 Euro in die Kalkulation einfließen.“5 Der 3,40 Meter lange i-MiEV wird in Japan für rund 34.000 Euro verkauft; Japan zahlt einen Zuschuss von bis zu 15.000 Euro.
Pikant: „In den Ballungsgebieten gibt es bereits die ersten Schnellladestationen, aufgestellt von der Firma Tepco (Tokyo Electric Power Company). Tepco beobachtet zudem die Bewegungsprofile der ersten 3000 ausgelieferten i-MiEV, um danach weitere Ladestationen an strategisch günstigen Stellen wie Supermärkten oder Parkhäusern zu positionieren.“5
Ab dem 11.3.2011 wird Tepco etwas weniger Zeit zum Aufstellen von Ladestationen haben, weil vier von den sechs Tepco-Reaktorblöcken in der Reaktorkatastrophe von Fukushima kollabierten.
München elektrifiziert (1). 2010 werden die Stadtwerke München (SWM) 100 Ladestationen für Elektroautos im Stadtgebiet installieren. „Aus den neuen Ladestationen soll ausschließlich Strom aus dem Produkt ‚M-Natur‘ fließen – jener Stromtarif also, mit dem die Stadtwerke 100 Prozent Ökostrom aus regionaler Erzeugung anbieten. ‚Elektrofahrzeuge, die reinen Ökostrom laden, produzieren kein CO2 und sind damit Nullemissionsfahrzeuge‘, sagt Florian Bieberbach, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke.“6
Zum einen verursacht auch der „Ökostrom“ CO2-Emissionen. Zum anderen kann die im Elektroauto verladene kWh nicht mehr für sinnvollere Nutzungen verwendet werden. Und zum dritten ist „Ökostrom nicht unendlich verfügbar.
München elektrifiziert (2): 37 zu 2700. Die Nachfrage an den neuen Ladesäulen der SWM wird sich in Grenzen halten: Ende 2009 waren 37 Elektroautos zugelassen. Die beiden im Spätsommer 2009 in der Blumenstraße in Betrieb genommenen Ladesäulen hatten bislang 13 Kunden.7 „Schwieriger dürfte es werden, Ladestellen im öffentlichen Raum zu installieren. Denn die Straßenverkehrsordnung verbietet es, Parkplätze nur für bestimmte Benutzergruppen freizuhalten. Und was hilft die schönste Stromzapfsäule, wenn rundherum lauter Benzin- und Dieselautos abgestellt sind. Ein ungelöstes Problem ist überdies die Frage der Abrechnung: Wie bezahlt der Elektroautofahrer, wenn er sein Auto jenseits der eigenen Garage ans Netz hängt? (…) Es bedarf also tatsächlich einer Menge Entwicklung auf dem Feld der E-Mobilität, zumal im Jahr 2020 den Plänen der Bundesregierung zufolge in der Modellregion München etwa 100.000 Elektroautos fahren sollen – das sind 2700-mal so viele wie die 37 Exemplare heute.“7
München elektrifiziert (2): Stadtwerke München. „München ist auf dem Weg zur Elektromobilität. (…) Beim Ausbau der Elektromobilität arbeiten die SWM auch mit renommierten Partnern zusammen: Sowohl mit der BMW Group und Siemens als auch mit Audi, Eon und der TU München kooperieren sie bei der Erprobung von Elektrofahrzeugen.“ 8
Auto-Karrieren. Karl-Thomas Neumann war von 1999 bis 2004 bei VW Leiter Elektronik-Strategie, von 2004 bis 2009 bei Continental, Am 1.12.2009 wurde er bei VW Konzernbeauftragter für Elektro-Traktion und für die Entwicklung von Elektroantrieben. Martin Winterkorn sprach von einer Zeitenwende: „Mit der Elektromobilität steht die Branche vor einem fundamentalen technologischen Umbruch.“9 Neumann soll für VW nach China gehen, wo VW bis 2018 zwei Millionen Autos verkaufen will und die Elektromobilität aufgrund der Luftverschmutzung in China immer wichtiger wird: Allerdings wird dort der Strom zu 90 Prozent in Kohlekraftwerken erzeugt.
„Erst jüngst kündigte der chinesische Batteriespezialist BYD an, noch in diesem Jahr ein eigenes Elektroauto in den USA auf den Markt zu bringen.“9
Mitte 2012 verlor Neumann seine Posten wieder und wurde von 2013 bis 2017 Vorstandsvorsitzender der Opel AG, die dann von General Motors im August 2017 an die PSA-Groupe verkauft wurde.
- Rudschies, Wolfgang, Der Anfang ist gemacht, in ADAC Motorwelt 1/2010 [↩]
- Beyer, Hansjörg, Elektroautos – Irrweg oder Ausweg? in SIGNAL 1/2010; Hervorhebung WZ [↩]
- Beyer, Hansjörg, Elektroautos – Irrweg oder Ausweg? in SIGNAL 1/2010 [↩]
- Becker, Joachim, Kernschmelze im Kofferraum, in SZ 4.1.2010 [↩]
- Specht, Michael, Auf dem Weg in die Wirklichkeit, in SZ 11.1.2010 [↩] [↩] [↩]
- Mehr Ladestationen für Elektroautos, in SZ 22.1.2010 [↩]
- Tibudd, Michael, Der Faktor 2700, in SZ 23.1.2010 [↩] [↩]
- SWM treiben Elektromobilität in München voran, in M-Direkt 2/2010 [↩]
- Fromm, Thomas, Neuer Mann in China, in SZ 23.1.2010 [↩] [↩]