Elektroauto Chronik eines Irrtums

August 2016

A

Tesla legt vor. „Zudem will Musk das autonome Fahren vorantreiben. Alle Modelle sollen künftig vollständige Selbstfahrfähigkeiten haben.“1
Autonomes Fahren geht vorzugsweise vor allem in Elektroautos mit Internet-Vernetzung. Und so kombinieren sich zwei so aufwändige wie unsinnige Technologien. Herauskommen wird das total überwachte E-Auto und sein total überwachter Fahrer – und irrwitzige Unfall-Szenarien.
Vgl. Tesla-Unfälle; Elektroauto-Unfälle

Das Tesla- Schneeballsystem.  Elon Musk hat angekündigt, bis 2019 die Elektro-Autoproduktion von Tesla zu verzehnfachen. Dazu gehört auch die Grundsteinlegung für die Gigafactory im US-Bundesstaat Nevada. (Die Hälfte der Kosten übernimmt angeblich Teslas Akku-Partner Panasonic.) Dabei verzeichnete Tesla im 1. Quartal 2016 erneut einen Verlust. „Dieser weitete sich im zweiten Quartal des Jahres um etwa 60 Prozent auf 293,2 Millionen Dollar aus. Der Umsatz stieg im gleichen Zeitraum um ein Drittel auf 1,27 Milliarden Dollar. (…) Das Unternehmen hatte ursprünglich angekündigt, 80.000 bis 90.000 Fahrzeuge in diesem Jahr auszuliefern. 2018 sollen es dann 500.000 sein. Zusätzlich will Tesla seine Modellreihe auf alle wichtigen Fahrzeugvarianten erweitern. 2017 sollen auch elektrische Busse und Lastwagen gebaut werden.“1

Ladenhüter E-Prämie. Die von der Bundesregierung gepushte E-Prämie bleibt ziemlich erfolglos: „Bis zum 4. August holten sich nur 339 Käufer eines i3 BMW-Elektroautos die Kaufprämie ab, mit der Staat und Autohersteller den Verkauf von Stromautos ankurbeln wollen. Nur 84 Käufer ließen sich den Kauf eines elektrischen Mercedes bezuschussen und nur magere 44 Antragsteller den Erwerb eines elektrischen Golfs. Seit fünf Wochen gibt es die neue Kaufprämie für Elektrofahrzeuge, aber nur insgesamt 1791 Autokäufer stellten beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle den Antrag auf einen Zuschuss.“2 Die Autoindustrie ist (vermutlich ähnlich wie die Bundesregierung) frustriert. „In der Autoindustrie sind nur gewundene Begründungen dafür zu hören, dass so wenige Autokäufer bereit sind, sich für ein elektrisch betriebenes Modell zu entscheiden. Es sei Ferienzeit, heißt es bei den Unternehmen.“2

China elektrifiziert. Dagegen wurden 2015 in Chia 331.092 Elektroautos verkauft. Das ließ sich der chinesische Staat über 90 Milliarden Yuan (etwa zwölf Milliarden Euro) Subventionen kosten. 2016 sollen gemäß der Staatsplanung 700.000 Elektroautos auf die Straßen Chinas kommen. „Und bei der Pekinger Automesse im April zählte die Fachpresse 147 Elektro- oder Hybridautos, die ausgestellt wurden – so viele wie nirgendwo sonst. (…) ‚Schaut man sich die Zulassungszahlen der Elektrofahrzeuge in China an, fällt auf, dass etwa 90 Prozent der Autos und Busse von Städten und Gemeinden gekauft worden sind‘, sagt Jochen Siebert, Geschäftsführer von JSC Automotive in Shanghai. ‚Die Subventionen werden also zum Großteil vom Staat an den Staat vergeben. Es ist ein großer Verschiebebahnhof‘.“3

Chinesische Vergünstigungen. Aber es gibt nicht nur Subventionen, sondern auch Privilegien. In Shanghai etwa gibt es eine monatliche Auktion, auf der die Höchstbietenden eine der begehrten Zulassungen bzw. ein Nummernschild bekommen. Die Käufer vo Elektroautos sind davon befreit, ebenso in Peking. Bei 2,7 Millionen Anträgen bekam jeder 725. Interessent ein Nummernschild. „Wer ohne Hauptstadt-Nummernschild in Peking fahren möchte, muss jede Woche eine Ausnahmegenehmigung bei der Polizei beantragen. Und selbst mit diesen Papieren darf man während der Stoßzeiten morgens und abends nicht auf die Straße, manche Hauptverkehrsstraßen sind gar von 6 bis 22 Uhr gesperrt. Da sind die Elektroautos oft die einzige Alternative. Nur technisch besser werden sie dadurch nicht. ‚Die Zentralregierung hat verstanden, dass alleine mit Subventionen keine Technologieführerschaft erreicht werden kann‘, sagt Siebert. Die Konsequenz: Bis 2020 soll die Förderung nun auslaufen.“3

Chinesische Reichweiten. Die chinesischen Elektroauto-Modelle sollen werksseitig etwa 200 Kilometer Reichweite haben. Meist ist es aber nur die Hälfte. „Im strengen Pekinger Winter zum Beispiel leiden die Batterien sehr. Dann gibt der voll geladene Speicher oft nicht einmal mehr als 100 Kilometer her. Und auch im Sommer sinkt die Reichweite dramatisch, will man nicht schwitzend bei 38 Grad im Shanghaier Stau stehen: Dann leert die Klimaanlage den Akku.“3
Vgl. auch: Reichweiten

Chinesische Marktwirtschaft. Die chinesischen Behörden agieren willkürlich auf dem Akku-Markt und bevorzugen oft einheimische Hersteller. „Im Juni verweigerten die Behörden beispielsweise den südkoreanischen Herstellern LG und Samsung die Zulassung von Batterien. Technisch unterlegene chinesische Wettbewerber bekamen hingegen die Zertifikate.“3

China goes Silicon Valley. Der chinesische Staat hat chinesischen Start-ups, die Elektroautos bauen möchten, Lizenzen erteilt. Die Entwicklung dieser Modelle erfolgt im Silicon Valley, die neuen Mitarbeiter wurden durch Zahlung hoher Gehältern von der ortsansässigen Konkurrenz abgeworben. „Finanziert wird alles von chinesischen Konzernen, die etliche Millionen bereitstellen. Einige dieser Start-ups rangeln bereits um die künftige Position zwei – hinter Taktgeber Tesla. Sie tragen selten gehörte Namen wie Next-EV, Faraday Future, Le-Eco oder Atieva.“3

  1. Reuters, Tesla liefert nicht wie geplant, in SZ 5.8.2016 [] []
  2. Büschemann, Karl-Heinz, Gegen den Strom, in SZ 8.8.2016 [] []
  3. Giesen, Christoph, Hägler, Max, Schwache Leistung, in sueddeutsche.de 28.8.2016 [] [] [] [] []
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