Elektroauto Chronik eines Irrtums

Dezember 2012

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Die Fiktion der erneuerbaren Energien. Brandenburg hat im Jahr 2012 bereits einen Anteil von 45 Prozent von erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung. Das bundesweite Ziel sind 50 Prozent für das Jahr 2050. Bis 2020 will Brandenburg seinen eigenen Strombedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugen, bis 2030 auch den Strombedarf von Berlin. „Das wäre dann die Erfüllung einer der wichtigsten Visionen der Schaufensterregion: Brandenburg liefert den Strom aus erneuerbaren Quellen, der dann von E-Autos in der gesamten Region verbraucht wird.“1
Der Preis der erneuerbaren Energien: Was dies letztlich für Natur und Landschaft bedeutet, ist grausam – siehe den Artikel von Stefan Klein über die Entwicklung in der Uckermark: „Es war einmal Natur“, in SZ 18.11.2017. Und von Sparen, Verzichten, sanften Techniken ist keine Rede mehr. Der „Bio-Kapitalismus“ verfeuert alles, was zur Verfügung steht – Fossiles, Atomares und Erneuerbares.
Vgl. hierzu auch im Kritischen Elektroauto-Lexikon: Erneuerbare Energien.

Fossil gegen elektrisch. Der Anteil der SUVs steigt unaufhörlich (und liegt bei den Neuzulassungen 2019 schon über 30 Prozent). Mit immer mehr schweren Limousinen und Geländewagen in Deutschland steigt der CO2-Flottenverbrauch. Wenn der EU-Grenzwert auf 95 Gramm CO2 pro Kilometer sinkt, ist dies mit der deutschen fossilen Bolidenflotte nicht mehr zu machen. (Mit der ist aber für die Autokonzerne am meisten Geld zu verdienen.) Hier sollen Elektroautos – mit der offiziellen Wertung von Null Gramm CO2 und den späteren „Super-Credits“ – helfen, den Flottenverbrauch abzusenken. Allerdings ändert sich durch den Atomausstieg im Gefolge  der Fukushima–Katastrophe der deutsche Strommix. Dies verschlechtert wiederum die reale CO2-Bilanz der Elektroautos.

Joachim Becker in der SZ zum Mercedes SLS AMG: „Das ultimative E-Mobil hat 750 PS und heißt SLS AMG Coupé Electric Drive. Mercedes wird die Rakete auf Rädern nächstes Jahr für 416.500 Euro pro Stück verkaufen. Der vermeintliche Ökoflitzer ist der traurige Höhepunkt einer langen Kette von Pleiten, Pech und Pannen rund um den alternativen Antrieb.“2

Lade-Hemmung. Die Ladestationen von RWE und E.on kosten bis zu 9000 Euro. Die Planung läuft für das Jahr 2020 auf rund 150.000 öffentliche Ladesäulen hinaus. Für die berühmte eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 sind absehbar Subventionen nötig – und werden seitens der Elektroauto-Lobby auch vehement verlangt. „Gefordert wird mithin eine Milliardeninvestition, welche die Experten der Beraterplattform nur für realisierbar halten, ‚wenn geeignete Rahmenbedingungen und entsprechende Finanzierungskonzepte vorliegen‘. Kurzum: Subventionen sollen her. Vieles ist noch unausgegoren im Lobbyzirkus um die Elektromobilität, und es bleibt zu hoffen, dass die öffentlichen Geldgeber sich hüten werden, Steuermilliarden in ein völlig überteuertes Infrastrukturprojekt zu stecken, für dessen Aufbau obendrein nicht die geringste Dringlichkeit besteht. Bis heute hat kein Autohersteller der Welt ein Elektromobil vorgestellt, das dazu taugen könnte, einen Massenmarkt zu erschließen und damit die Vollausstattung des öffentlichen Parkraums mit Steckdosen sinnvoll erscheinen zu lassen.“3

  1. Uhlmann, Steffen, Unterwegs nach Elektropolis, in SZ 7.12.2012 []
  2. Becker, Joachim, Schwierige Wende auf der Straße, in SZ 12.12.2012 []
  3. Wüst, Christian, Zweite Karriere der Laterne, in Der Spiegel 51/17.12.2012 []
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