China diktiert: Neues von der Elektroquote. Anfang Dezember 2016 hat die chinesische Regierung zwei Gesetzesentwürfe auf der Datenbank der WTO präsentiert. Die Einspruchsfrist von Branchen der WTO-Mitgliedsstaaten beträgt 60 Tage. Das Quotengesetz wurde von der chinesischen Regierung – trotz zahlreicher Einwände der Industrie – völlig unverändert eingestellt. Ein Widerspruch kann bis zum 31.1.2017 eingelegt werden. „Beim zweiten Text, dem geplanten Gesetz zur sogenannten Produktionszulassung, endet die Frist bereits nach 20 Tagen – am 25. Dezember. Alle Hersteller, die in China E-Autos fertigen möchten, müssen künftig nachweisen, dass sie dazu in der Lage sind. (…) Inkrafttreten soll die Regelung bereits im Sommer 2017, dann müssen die Baupläne herausgerückt werden. Als offiziellen Grund für die Eile im WTO-Verfahren führt Peking übrigens die enorme Luftverschmutzung in den Städten. Das Argument hat jedoch einen Haken: Hauptverursacher des Smogs, der weite Teile Chinas einhüllt, sind vor allem die Kohlekraftwerke. Und es sind diese Feinstaubschleudern, die wiederum über 80 Prozent des Stroms in China erzeugen.“1
Der wahre Grund wird in der europäischen Autoindustrie hinter vorgehaltener Hand genannt: Die chinesischen Autobauer würden den Vorsprung der Europäer bei fossilen Motoren nicht einholen können, während der Elektroantriebsstrang ungleich einfacher zu bauen ist.
China will die Pläne. Das neue Gesetz fordert auch, dass der in China fertigende Elektroauto-Hersteller nachweisen kann, dies zu beherrschen. Das gilt zum Beispiel auch für den Kooperationspartner von BMW in Shengyang, der eine solche Zulassung benötigt. „In der Realität heißt das wohl: Die Konstruktionspläne müssen komplett ausgehändigt werden – bis zur letzten Schraube. Die Alternative: Keine E-Auto-Produktion in China.“2 Nachdem China bei der Entwicklung konventioneller Automobile keine großen Fortschritte machte, soll der Durchbruch jetzt beim Elektroauto erfolgen: Die Strategie „Made in China“ schreibt vor, dass zwei Drittel der in China verkauften Elektroautos bis 2019 von chinesischen Produzenten geliefert werden; bis 2025 soll sich diese Quote auf 80 Prozent erhöhen. „Eine Kampfansage an die etablierten, westlichen Hersteller. (…) Bei der Produktionszulassung ebenfalls nur Hoffnungen: Man werde sich mit den Joint-Venture-Partnern schon einigen. Dennoch räumen manche Hersteller hinter vorgehaltener Hand ein: Ungemütlich könne es werden, wenn wie vorgesehen alle Entwicklungsleistungen für Elektroautos künftig in China erbracht werden müssen.“2
Münchens Luft soll elektrisch sauberer werden. Nachdem der Münchner Stadtrat zunächst private Elektroautos bezuschussen wollte, wurde dies, bedingt durch die Kaufprämien der Bundesregierung, eingestellt, um eine Doppelförderung zu vermeiden, die verboten ist. Im Münchner Förderprogramm „München e-mobil“ waren 11,6 Millionen Euro eigestellt worden. Nun werden diese ab 1.1.2017 anders umgeschichtet. „Neu auf der Liste ist die Förderung für Privatpersonen: Sie profitieren künftig ebenfalls von der Finanzspritze für elektrisches Fahren. Wer auf seinem Grundstück eine Schnellladestation baut, bekommt dafür bis zu 5000 Euro Zuschuss. (…) Für Ladestationen auf städtischem Grund gibt die Stadt nun 6,6 Millionen Euro an Fördergeld aus – doppelt so viel, wie zunächst geplant. Das alte Budget von 3,3 Millionen reichte für etwa 100 normale Ladestationen. Jetzt kommen weitere hinzu, etwa zehn Schnellladestationen, deren Kosten bei 70.000 bis 90.000 Euro pro Station liegen, inklusive Aufbau. Die Kosten für eine Normalladesäule liegen bei zirka 30.000 Euro.“3
Damit werden die Stadtwerke München keine Freude haben – sie müssten die Mittelspannungsverteilung neu regeln.
„Wer sich außerdem einen Elektroroller oder ein Lastenpedelec, also ein Lastenrad mit elektrischer Unterstützung, zulegt, bekommt bis zu 1000 Euro. Wer dafür nachweislich ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor verschrottet, bekommt außerdem bis zu 1000 Euro Abwrackprämie.“3 Auch E-Taxis sollen gefördert werden – mit zwei Millionen Euro.
Elektro-Sound. Die Käufer von Elektroautos können in Europa – noch – wählen, ob ihr Gefährt Geräusche macht oder nicht. Nun stellen sich die gerade bei niedrigeren Geschwindigkeiten fast geräuschlosen E-Mobile als Gefahr dar, vor allem auch für Blinde und Hörgeschädigte. „Deshalb wird es Regeln für die sogenannte Beschallung der E-Autos geben. Eine Richtlinie sieht für die Europäische Union die Einführung eines, wie es heißt, ‚Akustischen Fahrzeugwarnsystems‘ (Acoustic Vehicle Alerting System, kurz Avas) für Neuwagen vor, beginnend im Juli 2019. Bis zu einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde müssen die Autos dann klingen wie etwas, das irgendwie an die Geräusche eines Autos erinnert. Fahrzeuge, die schneller fahren, so die Experten, erzeugten mit ihren Rollgeräuschen schon so viel Lärm, dass man keine Sonder-Sounds mehr brauche. Europa folgt hier den USA, wo die Verkehrsaufsichtsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) von 2019 an künstliche Autogeräusche für neue Elektro- und Hybridautos vorschreibt. Die Frage ist allerdings: Wie soll so ein Auto klingen? (…) Dann entschieden die Sicherheitsexperten: Die künstlichen Geräusche müssen diskret sein, und sie müssen sich in festgelegten Frequenzen bewegen.“4
EQ-Öko-Mercedes. Aus einer Anzeige der Daimler AG in der SZ, 19.12.2016: „Elektrifiziert denken. Bei Mercedes-Benz wollen wir diese Entwicklung vorantreiben, indem wir die neue Technologie intelligent in Ihr Leben integrieren – mit einem umfassenden elektromobilen Ökosystem. Das ist der Gedanke hinter unserer neuen Marke EQ. (…) Die Gesamtleistung von bis zu 300 kW macht ihn überaus sportlich. Die Reichweite von bis zu 500 km alltagstauglich.“
Mit aufwendigster Schnellladung mit gekühlten Steckern und einem Akkupaket mit CO2-Rucksack… Mit dem Begriff „ökologisch“ wird seit langem Schindluder getrieben.
- Giesen, Christoph, Hägler, Max, China macht keine Kompromisse, in SZ 15.12.2016 [↩]
- Giesen, Christoph, Hägler, Max, China macht keine Kompromisse, in SZ 15.12.2016 [↩] [↩]
- Schubert, Andreas, Mehr Geld für Elektroautos, in SZ 16.12.2016 [↩] [↩]
- Fromm, Thomas, Ooouuppffhhhh statt Brrrrruuumm, in SZ 17.12.2016 [↩]