Elektroauto Chronik eines Irrtums

Dezember 2018

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Aktualisiert 18.5.2019

General Motors stellt Chevrolet Volt ein. General Motors (GM) will sechs Milliarden Dollar einsparen: Diesem Sparprogramm fiel der seit 2008 verkaufte Volt zum Opfer. Der Volt war ein Plug-in-Hybrid mit zwei Elektromotoren mit 150 und 75 PS und einen 1,4-Liter-Benzinmotor mit 86 PS. 2011 brannte ein Volt nach einem Crashtest aus. Baugleich kam von der damaligen GM-Tochter Opel der Ampera.1

Trump streicht Elektro. General Motors (GM) hatte Anfang Dezember 2018 abgekündigt, in den USA Stellen zu streichen und auf Standorte in China und Mexiko zurückzugreifen. Einen Tag später äußerte Donald Trump: „Wir werden GM alle Subventionen streichen, inklusive derer für Elektroautos.“2 Da sich dies so ohne weiteres nicht durchführen lässt, will Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow nun die Elektroauto-Subventionen für alle Hersteller streichen, dazu in einem Aufwasch alle Subventionen zur Förderung erneuerbarer Energien wie Wind- und Wasserkraft. Bisher konnten aufgrund einer Initiative von Barack Obama in den USA die Käufer von Elektroautos bis zu 7500 Dollar von der Steuer absetzen – mit einer Einschränkung: wenn ein Hersteller mehr als 200.000 Elektroautos verkauft hat, laufen die Subventionen aus. Ab 1.1.2019 haben die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus und werden hier nicht mitmachen: Sie wollten auch schon das Limit von 200.000 verkauften Elektroautos aufheben.2

Mehr als minus 100.000 Jobs durch Elektroautos. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat in der Studie Elektromobilität 2035 berechnet, dass bei einem Anteil von 23 Prozent Elektroautos im Jahr 2035 mit einem Abbau von 114.000 Arbeitsplätzen zu rechnen ist. Die Batterien kämen fast vollständig aus dem Ausland. Bei einem höheren Satz als 23 Prozent steigt der Abbau entsprechend.3 – Für die Montage eines Pkw mit Verbrennungsmotor werden durchschnittlich 20 Arbeitsstunden benötigt, für ein Elektroauto 15 Arbeitsstunden. „Damit ist die Herstellung eines Elektroautos um 25 Prozent bzw. um 5 Arbeitsstunden schneller als die Herstellung eines Verbrenners.“4

München: Ärger mit Ladestationen. In vielen Stadtvierteln ist der Aufbau von Ladestationen kritisiert worden, da die Standortwahl nicht mit Bezirksausschüssen und Anwohnern koordiniert wurden. Ein Rückbau von vier auf zwei Ladesäulen in Sendling wurde von der Stadtverwaltung abgelehnt.5

Ökologische Folgen von Elektroautos. Das Umwelt- und Prognose-Institut e. V. (UPI) in Heidelberg hatte im August 2017 die Untersuchung Ökologische Folgen von Elektroautos veröffentlicht.6 Kurzfassung der Ergebnisse: Elektroautos liegen bei den CO2-Emissionen ungefähr gleichauf mit Benzin- und Diesel-Pkw (S. 1); Elektroautos erhöhen die CO2-Emissionen, weil sie den ÖPNV mindern und durch den Status „Null-Emissions-Fahrzeug“ Grenzwertüberschreitungen großer Pkw kompensieren. (S. 1) 43 Prozent der  Käufer von Hybrid-Pkw und 59 Prozent der Käufer von reinen Elektroautos nutzen diese als zusätzlichen Pkw. (S. 2) Hybrid-Pkw sind um rund 50 Prozent mehr in Unfälle mit Fußgängern und Fahrradfahrern involviert. (S. 4)

Umstellung fossil auf elektrisch = 20 bis 25 Prozent mehr Strom. Der Leiter des UPI-Institut Heidelberg, Dieter Teufel, kam zu dem Ergebnis: „Angenommen, der bestehende Fuhrpark würde durch Elektrofahrzeuge ausgetauscht, dann würde das unseren Stromverbrauch um 20 bis 25 Prozent erhöhen.“7

Elektrische US-Pick-ups. Der Ford F-150 ist seit 34 Jahren das meistverkaufte Autos in den USA: 1,4 Millionen Pick-ups werden jedes Jahr verkauft. Nun kommt der erste elektrische Pick-up, der Rivian R1T. Er soll eine Reichweite von 650 Kilometer und trotz der schweren Batterien eine Zuladung von 800 kg. Vier Motoren beschleunigen den R1T von Null auf 100 in 3,1 Sekunden: Bei der Endgeschwindigkeit von 201 km/h wird abgeregelt. Die Akkuleistung liegt bei 180 kWh. Der 5,5 Meter lange R1T wird demnächst noch durch einen elektrischen siebensitzigen Geländewagen R1S ergänzt.8
Sinnlos, unvernünftig, , umweltschädlich, aber elektrisch.

VW elektrifiziert. VW spart, um die Investitionen für Elektromobilität zu schaffen. VW-Finanzvorstand Arno Antlitz kündigte drei Milliarden Euro Kosteneinsparungen bis 2023 an.9

BMW elektrifiziert. 200 Millionen Euro wird BMW in die Produktion des vollelektrischen Sportwagens Z4 mit einem Akkupaket von 500 Kilogramm im Stammwerk München investieren. 2019 soll auch die Produktion des Plug-in-Hybrid 330e beginnen. Über 1000 Roboter müssen auf die Elektro-BMWs umgestellt werden.10

Niedrigere CO2-Grenzwerte, höhere Elektroauto-Verkäufe. Ab 2019 darf in der EU bei Neuwagen der Flottendurchschnitt nur noch bei 95 Gramm CO2 liegen. Ab 2030 soll dieser Wert um 37,5 Prozent niedriger liegen – rund 60 Gramm CO2. Die europäischen Autohersteller und -verbände sind empört über die neuen Grenzwerte. „Zu schaffen sind sie nur, wenn neben Benzin- und Diesel-Autos auch immer mehr Fahrzeuge ohne Emissionen verkauft werden, also etwa reine Elektroautos.“11
Zu schaffen wären die Grenzwerte auch mit kleineren und leichteren, langsameren und sparsameren Autos. Aber mit SUVs und schweren, schnellen Limousinen ist mehr Geld zu verdienen.
VW-Vorstandschef Herbert Diess sagte sogleich, wo es lang geht: „Mit der Verschärfung des Flottenziels müsse der Konzern den Anteil der E-Autos am Gesamtabsatz bis 2030 auf über 40 Prozent hieven.“12
Die Verschärfung der CO2-Grenzwerte war eigentlich als Maßnahme gegen den Treibhauseffekt gedacht. Nun erweist es sich als gigantisches Förderprogramm für Elektroautos, um den Autokonzernen die weitere Verbreitung ihrer fossilen Boliden zu ermöglichen.

2021: Vier Liter Benzin, 3,6 Liter Diesel. Beim Verbrennen von einem Liter Benzin entstehen 2,37 Kilogramm CO2, beim Verbrennen von einem Liter Diesel 2,65 Kilogramm CO2. „Ein Auto, das 95 Gramm CO2 je Kilometer ausstößt, so der Zielwert für das Jahr 2021, muss sich folglich mit vier Liter Benzin oder 3,6 Liter Diesel begnügen.“13
Um diese Werte zu erreichen, müssten entsprechende technische Verbesserungen eingeführt werden: Diese kosten gemäß der Forschungsstelle ICCT pro Auto bis zum Jahr 2030 etwa 900 Euro. Dafür spart der Autofahrer ca. 2300 Euro an Kraftstoff ein.13

McKinsey: 3,6 Millionen Ladepunkte in 2030. Deutsche Pkws haben 2017 115 Millionen Tonnen CO2 emittiert: Dazu kommt noch der Lkw-Verkehr. Die EU will die CO2-Emissionen aus dem Verkehrsbereich bis 2030 um 37,5 Prozent senken. Im Jahr 2030 müssten laut Unternehmensberatung McKinsey sechs Millionen reine Elektroautos und Hybridautos verkauft werden, um auf die CO2-Vorgaben der EU zu kommen. Dafür müssten 3,6 Millionen Ladepunkte errichtet werden, über die 42.000 GWh Strom für die Elektroautos abgegeben würden. Hierfür wären etwa 4000 Großwindräder nötig.13

Schweizer Roadmap, elektrisch. Am 18.12.2018 wurde die Schweizer Roadmap zur Förderung der Elektromobilität unterzeichnet: Bis  2022 soll der Anteil der Elektroautos bei Neuzulassungen auf 15 Prozent erhöht werden. Über 50 Vertreter von Automobil-, Elektrizitäts-, Immobilien- und Fahrzeugflottenbranche plus Vertreter von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden unterschrieben. Die Roadmap soll ab Januar 2019 umgesetzt werden.14

Langsame Boring Company. Am 18.12.2019 stellte Elon Musk die ersten 1800 Meter seines zehn Millionen Dollar teuren Testtunnels in Los Angeles vor. Die Konstruktion soll so funktionieren: „An die Vorderräder einfahrender Fahrzeuge wird eine Konstruktion angebaut, die an waagerechte Stützräder erinnert. Diese halten die Autos dank Schienen an den Wänden in der Spur. Das Auto fährt dann mit eigenem Antrieb durch die Röhre. Musk verspricht, man werde mit über 240 Kilometern pro Stunde unterwegs sein können, da es in dem Tunnel kein Tempolimit gebe. Bei Testfahrten für die Medien in der Nacht zum Mittwoch war ein weißer Tesla Model X mit angeschraubten Seitenrädern allerdings deutlich langsamer unterwegs – weil der Boden laut Musk noch nicht geglättet war.“15 Mehr als 80 km/h waren nicht drin. Und die Anwohner hatten sich gegen den Bau gewehrt, sodass Musk auf die zweite Röhre verzichten musste.

Smart wird elektrisch. Die Daimler-Marke Smart wird ab 2020 rein elektrisch. Und bewirbt bis dahin den Abverkauf seiner Smart-Benzinmodelle mit Sprüchen wie „Zylinder sind nur noch alte Hüte“ und „Bald ist Otto nur noch ein Name“.16

  1. Frahm, Christian, Nefzger, Emil, Das hat Amerika nicht gevolt, in spiegel.de 29.11.2018 []
  2. Hulverscheidt, Claus, Den Stecker ziehen, in SZ 5.12.2018 [] []
  3. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Mönnig, Anke, Schneemann, Christian, Weber, Enzo, Zika, Gerd, Helmrich, Robert, Elektromobilität 2035, Nürnberg 5.12.2018, S. 7; S. 39f []
  4. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Mönnig, Anke, Schneemann, Christian, Weber, Enzo, Zika, Gerd, Helmrich, Robert, Elektromobilität 2035, Nürnberg 5.12.2018, S. 35 []
  5. Stadt lehnt Reduzierung von E-Ladestationen ab, in SZ 5.12.2018 []
  6. Umwelt- und Prognose-Institut e.V., Heildelberg, Ökologische Folgen von ElektroautosIst die staatliche Förderung von Elektro-und Hybridautos sinnvoll? Dieter Teufel, Sabine Arnold, Petra Bauer, Thomas Schwarz, UPI-Bericht Nr. 79, August 2015, 2. aktualisierte Auflage August 2017; hier; Kurzfassung hier []
  7. Ilg, Peter, Sind Elektroautos gut für die Umwelt, in SZ 6.12.2018 []
  8. Grünweg, Tom, Dinosaurier unter Strom, in spiegel.de 6.12.2018 []
  9. Reuters, Volkswagen möchte mehr sparen, in SZ 7.12.2019 []
  10. BMW baut sein Werk um, in SZ 12.12.2018 []
  11. Autolobby empört über verschärfte CO2-Grenzwerte, in spiegel.de 18.12.2018 []
  12. Neue CO2-Grenzwerte spalten Bundesregierung, in spiegel.de 18.12.2018 []
  13. Bauchmüller, Michael, Balser, Markus, Beisel, Karoline Meta, Hägler, Max, Zwang zum E-Auto, in SZ 19.12.2018 [] [] []
  14. Roadmap zur Förderung der Elektromobilität unterzeichnet, in www.südostschweiz.ch 18.12.2018 []
  15. Elon Musk verpatzt Eröffnung des ersten Elektroauto-Tunnels, in spiegel.de 19.12.2018 []
  16. Grünweg, Tom, Alles nicht so easy, in spiegel.de 20.12.2018 []
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