Tesla geht an die Börse. Tesla Motors meldete seinen Börsengang bei der US-Börsenaufsicht an. Die Emission soll geplante 100 Millionen Dollar einbringen. Bekannt wurde der 2004 gegründete Elektroauto-Konzern Tesla mit seinem Roadster: Das Elektroauto kostete 109.000 Dollar und wurde gerade einmal 937 mal verkauft. Tesla hat berühmte Anteilseigner wie die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page.1
Deutschland elektrifiziert – oder nicht (1). Die Autoindustrie gilt als wichtige deutsche Industriebranche: Sie erlöst 20 Prozent der Exporte, und angeblich arbeitet jeder siebte Beschäftigte in der Autoindustrie und ihren Zulieferern, eine Zahl, die nie genau belegt wurde. 2009 hat Angela Merkel die Elektromobilität zur „Nationalen Aufgabe“ erklärt. „Am 3. Mai will sie in Berlin mit Vertretern der Industrie über die elektrische Mobilität sprechen. Noch stockt der Fortschritt, es herrscht vielmehr großes Durcheinander. Die Unternehmen arbeiten nicht zusammen, sondern aneinander vorbei. So ist die Frage offen, ob Elektroautos demnächst an zahllosen Ladepunkten in Garagen oder in Parkhäusern per Kabel oder per Steckdose ihren Strom beziehen sollen. Das ganze Land müsste mit diebstahlsicheren Ladesäulen ausgerüstet werden, die den Stromkunden elektronisch identifizieren können. Dafür sind die Stromleitungen in Deutschland bisher aber nicht ausgerüstet.“2 Angeblich haben die europäischen Elektroauto-Hersteller noch nicht einmal geklärt, ob mit Gleichstrom oder mit Wechselstrom geladen wird.2
Deutschland elektrifiziert – oder nicht (2). Genauso ungeklärt scheint die Normierung der Ladestecker in Europa zu sein. RWE sieht eine baldige Lösung, Eon nicht: Die ersten Elektroautos aus Asien hätten ihre eigenen Stecker. „Es droht ein Steckerchaos – wieder ein Hindernis für die Verbreitung des Elektroautos. Auch Stromkonzerne und Autobauer sind sich nicht grün. Zwar kooperiert Eon mit BMW und Volkswagen, RWE arbeitet mit Daimler und dem ADAC bei Pilotversuchen zusammen. Aber die mentale Kluft zwischen Auto- und Stromfirmen ist tief. ‚Diese Partnerschaft braucht Eingewöhnung‘, sagt ein RWE-Mann diplomatisch über die quälenden Debatten zwischen den Branchengrößen. ‚Wir robben aufeinander zu‘, sagt ein Eon-Manager. Von effektiver Zusammenarbeit also bisher keine Spur.“2
Deutschland subventioniert – oder nicht. Bisher weigert sich die Bundesregierung (noch), den Kauf von Elektroautos zu subventionieren. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU): „Die Begeisterung für die Technik und die Wirtschaftlichkeit müsste so groß sein, dass so ein Auto auch ohne zusätzliche finanzielle Anreize gekauft wird.“2
Frankreich subventioniert den Kauf eines Elektroautos mit 5000 Euro, Großbritannien zahlt 5000 Pfund, die USA 7500 Dollar und China umgerechnet 9000 Euro. „Für viele Fachleute ist dieser direkte Zuschuss die einzige Möglichkeit, den Verkauf von stromgetriebenen Autos in Gang zu setzen. Die Branche steckt in der Klemme. Wo keine Autos auf dem Markt sind, bauen die Versorger keine Ladenetze. Wo es keine Ladenetze gibt, haben die Kunden keinen Grund, ein Elektroauto zu kaufen. Da könnte die Bundesregierung ein Zeichen setzen. Doch die will von solcher Nachhilfe nichts wissen. ‚
Da wird sich Ramsauer tüchtig irren.
Dein Elektromotor, das unbekannte Wesen. Auch bei den Antriebseinheiten, den Elektromotoren, herrscht eine bemerkenswerte Vielfalt: „Im Heck des Smart ED etwa steckt ein Permanentmagnetmotor der britischen Firma Zytek. Die elektrisch angetriebene Mercedes A-Klasse wird mit einem E-Motor der Firma Conti ausgerüstet, das Hybridmodell Mercedes ML 450 Hybrid wiederum verfügt über eine Elektroaggregat der US-Firma Remy International, das in Ungarn gefertigt wird, und die Mercedes S-Klasse Hybrid wird von einem Elektromotor aus dem Hause ZF Sachs unterstützt. Allein die Beispiele aus dem Daimler-Konzern zeigen, wie viele Maschinen zur Verfügung stehen. Zumal es anderswo ähnlich aussieht. Die Toyota-Tochter Lexus nämlich bezieht die E-Motoren der Hybridmodelle vom japanischen Zulieferer Aisin, während der Elektromotor des Toyota Prius eine Eigenentwicklung ist.“3
Zwei Motorentypen. „Nach derzeitigem Stand der Technik werden sich wohl zwei Elektromotor-Typen durchsetzen. In kleineren Autos sogenannte permanent erregte Synchronmaschinen (PSM), deren Rotor einen Permanentmagneten enthält, und die vergleichsweise leistungsstark sowie gleichzeitig leicht und kompakt sind. Der anderer Typ sind elektrisch erregte Maschinen (ESM), deren Rotor Kupferwicklungen enthält. Bei diesen Motoren ist der Wirkungsgrad etwas höher, allerdings sind sie schwerer und größer – und eignen sich somit eher für wuchtige Fahrzeuge.“3
Karabag 500e: Klein und teuer, aber elektrisch. Der Hamburger Fiat-Nutzfahrzeughändler Sirri Karabag elektrifiziert einen Fiat 500 – mit internationalem Bezug. Die Lithium-Polymer-Batterie kommt aus Südkorea und soll 1000 Ladezyklen überdauern. Der 22-kW-Elektromotor kommt aus den USA. Ein Fünf-Liter-Benzintank sorgt für die Standheizung. Der Zusammenbau erfolgt bei Micro-Vett im italienischen Imola. Der TÜV Süd kümmerte sich um die Betriebserlaubnis, Europ Assistance lieferte die Garantieversicherung – zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung.4
„‚Karabag 500e‘ soll der Citystromer heißen, von dem noch in diesem Jahr 250 Einheiten verkauft werden sollen. Wer hier allerdings ein Schnäppchen wittert, liegt falsch. Mindestens 58.686 Euro, gut vier Mal so viel wie ein konventioneller Fiat 500, wird die Elektrovariante kosten. Allein die Batterie schlägt mit 17.000 Euro zu Buche.“4 – „Der US-Autokonzern Chrysler, zu 20 Prozent im Besitz des italienischen Herstellers Fiat, will den Fiat-Kleinwagen Cinquecento in einer Elektroversion für den US-Markt bauen. Der neue Fiat 500 zeige die Vorteile der Allianz zwischen Chrysler und Fiat, erklärte der US-Konzern am Montag. Das Auto sei leicht und damit perfekt für den Einbau der nötigen Technik. Der Elektro-Cinquecento soll 2012 auf den Markt kommen.“5
Autoverleiher Erich Sixt nahm den Karabag in seine Flotte auf: „Sixt bietet in mehreren deutschen Großstädten gemeinsam mit dem Energieversorger RWE elektrisch angetriebene Kleinwagen an. Es handelt sich um Modelle der Firma Karabag auf Basis des Fiat 500. Nach dem Erfolg der Aktion gefragt, spricht Sixt von einer ‚absoluten Katastrophe‘. Die versprochene Reichweite von 140 Kilometern sei ‚reine Theorie‘. Es habe Kunden gegeben, die seien bei flotter Fahrweise keine 70 Kilometer weit gekommen. Häufig seien Mieter im innovativen Elektro-Auto mit leerer Batterie liegen geblieben und hätten dann erst einmal angerufen. In München gingen Sixt und RWE im Sommer 2010 mit vier Fahrzeugen und zehn Ladepunkten an den Start. (…) ‚Die Zukunft der Elektromobilität ist unklar‘, sagt er. ‚Aber wir machen mit, so wie alle Autohersteller auch.’“6
„Die zur Karabag-(Unternehmens-)Gruppe gehörende Karabag Elektroauto GmbH, die seit 2009 Elektrofahrzeuge angeboten hat, ist im Februar 2015 in der ReeVOLT GmbH, Tochter der WEMAG AG, aufgegangen. Mit diesem Schritt sind faktisch die letzten 30 Prozent ebenfalls von der WEMAG AG übernommen worden.“ (Wikipedia)
- Reuters, US-Autobauer an der Börse, in SZ 1.2.2010 [↩]
- Büschemann, Karl-Heinz, Das große Durcheinander, in SZ 9.2.2010 [↩] [↩] [↩] [↩]
- Pander, Jürgen, Die großen Unbekannten, in spiegel.de 13.2.2010 [↩] [↩]
- Specht, Michael, Der kleine Stromer, in SZ 22.2.2010 [↩] [↩]
- AFP, Chrysler fertigt Elektrofiat, in SZ 23.3.2010 [↩]
- Elektro-Auto schafft keine 70 Kilometer, in SZ 18.3.2011 [↩]