Elektroauto Chronik eines Irrtums

Januar 2015

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Elektroauto bleibt Ladenhüter. Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) teilte im Januar 2015 mit, dass 2014 insgesamt 8522 Elektroautos sowie 27.435 Hybrid-Autos zugelassen wurden.1

Deutsche Akku-Wüste. Im Dezember 2014 hat Daimler angekündigt, über die Tochterfirma Accumotive Zellen von LG zu verarbeiten; gleichzeitig soll das Zellenwerk Li-Tec in Kamenz Ende 2015 geschlossen werden. (Vgl. Dezember 2014). Die deutsche Akku-Landschaft dünnt aus. Continental überdenkt sein Joint-Venture mit dem südkoreanischen Konzern SK Innovation. Bosch beendete nach vier Jahren seine Kooperation mit Samsung. „Deutschland hat die Autos, aber nicht die Batterien. Das ist riskant, denn das technologische Know-how hat man längst aus der Hand gegeben. Es ist wie bei den selbstfahrenden Autos: Hier sind es Google und Apple, die den Takt vorgeben. Bei den Batteriezellen sind es die Asiaten. Samsung, LG, Panasonic, Toshiba. Diejenigen, die schon den Saft in die Smartphones, Digitalkameras und Laptops holten, bewegen nun auch die Vierräder.“2

VDA-Präsident will weiter Staatssubventionen. VDA-Präsident Matthias Wissmann erklärte nicht ganz uneigennützig die niedrigen Spritpreise als Ursache für den schleppenden Verkauf der Elektroautos: Schließlich wollen die Hersteller von der Bundesregierung Unterstützung. „Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie trommelt seit Langem für eine staatliche Förderung der neuen Fahrzeuge: Steuerliche Besserstellung, freie Fahrt auf freien Busspuren, freies Parken auf reservierten Parkplätzen. Perfektes Timing, gerade jetzt vor den Feinden der Elektromobilität zu warnen – und mehr Investitionen zu fordern.“3

SUV gegen E-Auto. Auto-Messe Detroit, Januar 2015: Pick-ups, SUVs, Boliden… Jeep verkaufte 2014 eine Million Jeeps, Audi bringt den Q7, Mercedes den GLE. Oder wie es Daimler-Chef Dieter Zetsche ausdrückte: „Die Zeit ist jetzt genau richtig: Der Markt für SUVs wird immer noch stärker.“3
Genau die richtige Automobilisierung in Zeiten der Klimakatastrophe…
Thomas Fromm schrieb dazu in der SZ: „Große Autos, großes Geld: Branchenexperten sagen voraus, dass der Markt für SUVs in den USA doppelt so schnell wachsen wird wie der gesamte Markt. Autos übrigens, mit denen die meisten nicht einmal durchs Gelände fahren, weil sie in Gegenden wohnen, in denen es gar kein Gelände gibt.“3
Gleichzeitig verkaufte Renault 2014 in Deutschland von seinen Elektroautos Zoe, Kangoo und Twizy ganze 1800 Exemplare. „Der eine spricht vom Jahr des SUV, die anderen vermelden einen Elektroautoabsatz in homöopathischen Dosen – so also beginnt das Autojahr 2015.“3

Der erste chinesische E-SUV. Auch neu auf der Detroit-Messe: Der erste chinesische Elektro-SUV namens Witstar, vorgestellt von der GAC Group aus Guangzhou. Er hat Flügeltüren wie das Tesla Model X. „Der SUV soll autonom fahren können, gesteuert vom Autopiloten mit GPS und Infrarotkameras, und mit einem Hybridelektromotor 160 km/h schaffen. Die türkisfarben leuchtenden Vordersitze lassen sich drehen, so dass sich die Insassen gegenüber sitzen, steuern muss ja niemand. 100 Kilometer lang fährt er elektrisch, dann setzt ein Benzinmotor mit zwei Litern Verbrauch je 100 Kilometer ein.“4

  1. DPA, Elektroautos kaum gefragt in SZ 15.1.2015 []
  2. Fromm, Thomas, Stromschlag, in SZ 10.1.2015 []
  3. Fromm, Thomas, Zurück in die Vergangenheit, in SZ 13.1.2015 [] [] [] []
  4. Werner, Kathrin, Fisch fährt mit, in sueddeutsche.de 19.1.2015 []
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