Aktualisiert 13.10.2020
ACM, 2017: Projekt Taxi der Zukunft. Das projektierte Taxi wird entwickelt von Siemens, der Universität Aachen, der Fraunhofer-Gesellschaft und dem Kleinserienhersteller Roding. Die Ausgangsüberlegung betraf das Gewicht eines Taxis: Für die Beförderung von zwei Personen sind keine zwei Tonnen Fahrzeuggewicht nötig. Deswegen wird ein Taxi aus Carbon entwickelt, das 550 Kilogramm wiegt und 3,30 Meter lang ist. Es hat Platz für den Fahrer und zwei Passagiere mit Gepäck. Das ‚Adaptive City Mobility‘ (ACM) wird von der Bundesregierung mit 14 Millionen Euro gefördert.1 Gedacht wird auch an eine multifunktionelle Verwendung: „So könnte das ACM tagsüber als Carsharing-Auto angeboten, am Abend von einem Pizzaboten zum Ausliefern genutzt und in der Nacht im Taxiverkehr eingesetzt werden. Damit das Auto rund um die Uhr rollen kann, entwickelt das Konsortium Akku-Wechselstationen. So sparen sich die Betreiber das langwierige Aufladen an Steckdose oder Ladesäule.“2
Eva, 2017. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) und Fachleuten aus Singapur haben ein E-Taxi für tropische Regionen entwickelt: Das E-Taxi „Eva“ wurde im Frühjahr 2015 in Singapur vorgestellt: 4,30 Meter lang, Carbon-Fahrgastzelle, spezielle Klimaanlage, Aufladung in 15 Minuten, Reichweite 200 Kilometer.1 Derzeitiger Stand: Nach viel Aufsehen ist aktuell keine Serienproduktion in Sicht.
TX5 von London Taxi Company (LTC): Das TX4-Cab war das letzte Dieselmodell und wurde 2017 wegen der strengen Londoner Luftverschmutzungsregeln eingestellt: Ab Januar 2018 werden nur noch elektrische Taxis zugelassen. Der TX5 ist ein Hybridauto und fährt elektrisch in der Stadt, ohne die Luft zu verpesten. Ein Benzinmotor schaltet sich nur ein, wenn wider Erwarten unterwegs die Batterie erschöpft ist. Die „Black Cabs“ wurden grün; der Produzent heißt jetzt LEVC (London Electric Vehicle Company) und gehört seit 2013 zum chinesischen Autokonzern Geely. Die Produktion soll jährlich auf 20.000 gesteigert werden. „Der Staat subventioniert den Kauf eines Elektrotaxis mit bis zu 8800 Euro. Außerdem sollen die laufenden Betriebskosten des TX5 niedriger sein als beim Dieselmodell. Den Preis gab LTC nicht bekannt.“3 – Die Hybridmodelle müssen mindestens 48 Kilometer elektrisch fahren können. Die Benzinmotoren kommen von – ebenfalls zu Geely gehörenden – Volvo-Konzern, der Elektroantrieb vom deutschen Zulieferer Valeo Siemens.4 Die staatlichen Subventionen für die E-Taxis betragen umgerechnet 8550 Euro: Der elektrische TX5 kostet 63.400 Euro, 11.400 Euro mehr als die Dieselvariante TX4.4
Ein Problem sind die fehlenden schnellen Ladesäulen: „Der Londoner Taxifahrer-Verband klagt, es seien bei Weitem nicht genügend Säulen im Zentrum installiert. Auch der Sprecher von LEVC sagt, eine bessere Lade-Infrastruktur sei entscheidend für den Erfolg in der Kapitale. Die Verkehrsbehörde der Stadt verspricht, bis Ende des Jahres würden 150 schnelle Säulen in Betrieb sein und 2020 sogar doppelt so viele.“4
Die Konkurrenz zum TX5 ist zum Beispiel das Hybridtaxi von Metrocab. Dazu soll bis Sommer 2017 ein rein elektrisches E-Taxi kommen: „Die Dynamo Motor Company aus Coventry hat Nissans Elektromodell Evalia so umgebaut, dass es die Vorgaben für Londoner Taxis erfüllt. Es lägen mehr als 100 Bestellungen vor, sagt ein Sprecher, und mit umgerechnet 48.500 Euro sei das Auto viel billiger als der TX. Der Daimler-Konzern präsentierte im November eine Elektrovariante des Kleintransporters Mercedes Vito“4
2017: München unterstützt E-Taxis. Die Stadt München will den Kauf von Elektro-Taxis mit zwei Millionen unterstützen. Voraussetzung: Sie brauchen ein „Fiskaltaxameter“ und müssen mindestens 36 Monate in München fahren. Außerdem sollen E-Taxis bei Fahraufträgen bevorzugt werden. Jeder Fahrgastkilometer wird mit 20 Cent bezuschusst. Dazu sollen Schnellladestationen an den Taxiständen eingerichtet werden.5
Wiederum die übliche Anmerkung zum Dieselskandal: Die deutsche Autoindustrie wäre technisch in der Lage, „normale“ Taxis umweltfreundlich und mit einem Bruchteil der Diesel-bedingten Stickoxidemissionen zu liefern. Nun soll und muss durch den von VW induzierten Dieselskandal eine völlig neue elektrische Infrastruktur für E-Taxis geschaffen – mit hohen öffentlichen Subventionen. Und die Investitionen für diese neue E-Infrastruktur gehen in keine CO2-Bilanz ein.
Bochumer Taxiunternehmen steigt um. Der Berliner Taxiunternehmer Markus Wahl lässt seit März 2016 vier Elektroautos durch Berlin fahren. Auch seine anderen acht fossil betriebenen Taxis will er durch E-Autos ersetzen. „Die vier E-Autos sind bis zu 250 Kilometer am Tag unterwegs. An einer Schnellladestation braucht der Akku 20 Minuten, bis er zu 80 Prozent geladen ist. Die Fahrer nutzen ihre Pausen dafür. Nachts werden die Autos langsam und akkuschonend geladen.“6
E-Taxis in München kein Hit. Laut Münchner Umweltreferat wurden seit September gerade einmal fünf Förderanträge gestellt – bei insgesamt 3400 gemeldeten Taxis. Davon sind laut Florian Hördegen vom ADAC 400 als „Eco-Taxi“ zertifiziert, meist Hybrid-Fahrzeuge. Und ein Taxi-Unternehmer am Ostbahnhof leistet sich den Luxus eines Tesla Model S als Taxi.7
London Cabs in München? LEVC (London Electric Vehicle Company) aus Coventry bietet sein Hybrid-Modell TX5 auch in deutschen Städten an.8
Alternative ACM will Zahl der Autos reduzieren. Das schon eingangs erwähnte Projekt ACM soll nicht nur ein kleines, leichtes Elektroauto sein, sondern auch im Carsharing eingesetzt werden. es wird 550 kg wiegen, 90 km/h fahren und soll eine Reichweite von 300 km haben. Es wird auch ein Batteriewechsel eingeplant (siehe „Better Place“). „Ziel ist ein integriertes Mobilitätskonzept, das aus der Kombination von Carsharing, Bikesharing und der klassischen Erschließung durch den öffentlichen Nahverkehr ergänzt wird.“9
Autonome Taxi nach China. China will autonome E-Taxis („Intelligent Connected Vehicles“, ICV). Der Daimler-Konzern (ICV) entwickelt auch deshalb mit Bosch Roboter-Taxis, zunächst für Kalifornien. (Vermutlich weil hier die Vorschriften für autonom fahrende Fahrzeuge am lockersten sind.) „Unter dem Namen ‚Daimler Mobility Services‘ soll das autonome Carsharing zunächst mit Sicherheitsfahrern und zwei Passagieren an Bord starten. Das Ziel sind fahrerlose Mini-Busse, die sich als Ruftaxis selbstständig im urbanen Umfeld bewegen können. Solche Mobilitätsdienste ‚on demand‘ gelten als heißeste Wette auf den Straßenverkehr der Zukunft. Ohne den Fahrer können sie trotz der teuren Technik an Bord günstiger werden als herkömmliche Taxifahrten – und individuelle Fahrzeuge in Innenstädten auf absehbare Zeit komplett ersetzen.“10
Taxi Jaguar i-Pace. In München fahren zehn SUVs der Marke Jaguar i-Pace als Taxi. Der i-Pace hat 2225 kg Leergewicht. Der Elektroantrieb hat 400 PS (294 kW) und kostet ab 77.850 Euro. Die Ladung kann mit bis zu 100 kW erfolgen und dauert eine knappe Stunde; beim 220-V-Haushaltsstrom dauert die Ladung über 40 Stunden. Jaguar verspricht bis zu 480 km Reichweite: Der ADAC kommt im standardisierten Ecotest auf 365 km. Der i-Pace verbraucht laut WLTP-Test 21,2 kWh: Der ADAC kam auf einen Durchschnittsverbrauch von 27,6 kWh.11 Im Test der Zeitschrift CHIP ähnliches: zwischen 19 und 34 kWh auf 100 km.12
Der Wert von 27 kWh multipliziert mit 500 g CO2 pro kWh im derzeitigen deutschen Strommix ergibt 135 g CO2 pro km: Dazu kommt noch der CO2-Rucksack des Elektro-SUV!
Black Cabs in Paris. Der britische Hersteller London Electric Vehicle Company (LEVC) gehört zum chinesischen Geely-Konzern und hat 2013 den damaligen Produzenten der Londoner Taxis übernommen: Seither baut er sie mit Elektroantrieb. Nun wird weiter expandiert: Im Gespräch sind Paris, Oslo, Berlin und Hamburg. Speziell ältere Taxis mit schmutzigem Dieselmotor sind von Fahrverboten betroffen.13
Ein Taxi fährt 24 Stunden… Interview mit dem Toyota-Motorentwickler Gerald Killmann in spiegel.de: Das Taxi „fährt 24 Stunden, mehrere Hundert Kilometer am Tag. So ein Auto können Sie nicht acht Stunden irgendwo zum Laden anhängen, der Fahrer will ja ein Geschäft machen.“14
Chinesische Black Cabs. Der Geely-Konzern kaufte 2013 die Herstellerfirma der berühmten Londoner (Diesel-)Taxis und gründete die London Electric Vehicle Company (LEVC). Diese errichtete für 325 Millionen Pfund in Coventry ein neues Werk, in dem Taxis mit Elektroantrieb gebaut werden. Seit Januar 2018 dürfen in London nur noch Taxis zugelassen werden, die mindestens 48 Kilometer elektrische Reichweite haben. LEVC beliefert auch die deutschen Unternehmen Clevershuttle und Ioki Hamburg, beides Tochterfirmen der Deutschen Bahn.15
Mercedes EQV. Die Großraumlimousine mit E-Antrieb ist konzipiert für Fahrdienste, Hotels, Flughäfen und Taxibetrieb. die Reichweite beträgt (allerdings nach dem alten NEFZ) 418 Kilometer. Gedacht war an eine Schichtlänge im Taxibetrieb. Im Stadtverkehr liegt die Reichweite durch die erhöhte Rekuperation bei fast 500 Kilometern, auf der Autobahn bei schwierig zu erreichenden 300 Kilometern. Der EQV wird mit fünf Rekuperations-Stufen angeboten: „Je nach Einstellung segelt der EQV entweder minutenlang, wenn man den Fahrfuß lupft, oder der zum Generator umgepolte E-Motor verzögert den Wagen so stark, dass man die mechanische Bremse kaum mehr nutzen muss. Und wer sich nicht für das eine oder andere Extrem entscheiden mag, überlässt die Regelung einer Automatik, die auch Topografie, Tempobeschränkungen und den Abstand zum Vorausfahrenden berücksichtigt.“16 Technische Daten: 150 kW/204 PS, Vmax 140 km/h (gegen Aufpreis 160 km/h), 100 kWh (Ladung mit bis zu 110 kW), drei Fahrprogramme mit 150, 120 und 80 kW, Verbrauch 26,3 kWh/100 km, Leergewicht 2635 kg, Produktionsbeginn läuft, Auslieferung in den nächsten Wochen, Preis ab 69.020 Euro17
- Völklein, Marco, Kleines Fahrzeug, große Pläne, in SZ 18.3.2017 [↩] [↩]
- Völklein, Marco, Kleines Fahrzeug, große Pläne, in SZ 18.3.20171; siehe auch weiter unten [↩]
- Finke, Björn, Black Cabs ganz grün, in SZ 1.4.2017 [↩]
- Funke, Björn, Black Cabs werden grün, in SZ 3.2.2018 [↩] [↩] [↩] [↩]
- Hassenkamp, Milena, Stadt fördert E-Taxis, in SZ 9.8.2017 [↩]
- Dornis, Valentin, Fahrt ins Grüne, in SZ 6.2.2018 [↩]
- Völklein, Marco, Gebremste Begeisterung, in SZ 8.3.2018 [↩]
- Finke, Björn, Isar statt Themse, in SZ 8.3.2018 [↩]
- Schubert, Andreas, Ein Auto, viele Nutzer, in SZ 23.5.2018 [↩]
- Becker, Joachim, Hallo, Robo-Taxi! in SZ 11.7.2018 [↩]
- Wieler, Jochen, Jaguar i-Pace: Esla-Jäger im ADAC-Test, in adac.de 6.11.2018 [↩]
- Viehmann, Sebastian, Reitberger, Sepp, Neue Elektro-SUVs unter der Lupe, in Chip 10/2018 [↩]
- Elektrische London-Tais sollen in Paris fahren, in spiegel.de 18.10.2018 [↩]
- Nefzger, Emil, „Die Brennstoffzelle wird sich durchsetzen“, in spiegel.de 10.12.2018 [↩]
- Finke, Björn, Black Cabs für Deutschland, in SZ 25.3.2019 [↩]
- Geiger, Thomas, Liebling, ich habe den ICE geschrumpft, in spiegel.de 12.10.2020 [↩]
- Geiger, Thomas, Mercedes EQV: Liebling, ich habe den ICE geschrumpft, in spiegel.de 12.10.2020 [↩]