Aktualisiert 7.9.2019
„Faraday Future ist ein im Jahr 2014 gegründetes US-amerikanisches Elektrofahrzeug-Unternehmen, eine Tochter der chinesischen Leshi Internet Information & Technology mit Sitz im kalifornischen Gardena. Seit seiner Gründung im Jahr 2014 hatte das Unternehmen bis Januar 2016 einen Stamm von 1000 Mitarbeitern aufgebaut, der bis Januar 2017 auf 1400 gewachsen ist. Finanzpartner ist LeEco, ein chinesisches Konsumelektronikunternehmen. (…) Faraday Future ist benannt nach einem der Grundprinzipien der Elektromotorentechnik bekannt als die Faradaysche Induktion, die nach dem Entdecker der elektromagnetischen Induktion Michael Faraday benannt wurde.“ (Wikipedia)
Die neue Elektroauto-Marke: Faraday Future. Im Herbst 2015 wurde Faraday Future in der Öffentlichkeit bekannt, ohne Details vorgestellt zu haben. Bis zu sieben elektrische Modelle waren geplant. Auf seiner Homepage versprach Faraday Future „Ein neues Konzept für die Zukunft des Transports.“1 Faraday Future gehört dem chinesischen Milliardär Jia Yueting, „der Mann mit einem geschätzten Vermögen von sieben Milliarden Dollar gilt als ‚Elon Musk von China‘. (…) Das Gesicht von Faraday Future ist derzeit Nick Sampson, der von 2010 bis 2012 bei Tesla gearbeitet hat.“2 Auch Faraday Future verhandelt wie Tesla mit Nevada über den Bau einer Batteriefabrik.
Neues Geschäftsmodell. Faraday möchte automatisierte Elektroautos bauen, die aber angeblich nicht verkauft werden. Der Kunde „abonniert Kilometer pro Monat und bekommt jeweils das Fahrzeug geliefert, das er gerade braucht: ein sparsames Modell für die Fahrt zur Arbeit, einen SUV für den Familienausflug, einen Sportflitzer für das Date mit der Frau.“2
Rasen mit Faraday. Im Januar 2016 präsentierte Faraday Future in Las Vegas seine Studie FF Zero1: „Vier E-Motoren leisten zusammen über 735 kW/1000 PS und sollen den kniehohen Einsitzer in weniger als drei Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen und für eine Spitze von über 320 km/h sorgen.“3
Die Gigafactory von Faraday Future (1). Eine Milliarde US-Dollar wollte Faraday Future in eine Akkufabrik in Nevada investieren und kalkulierte 335 Millionen Dollar staatliche Förderung durch den US-Bundesstaat Nevada ein. „Der Bau der Fabrik begann im April 2016 auch, musste später aber wegen Zahlungsschwierigkeiten wieder aufgegeben werden. (…) Da die für die sukzessiven Auszahlungen notwendigen Baumeilensteine aber bereits aus Liquiditätsmangel nicht erreicht wurden, geriet die Weiterfinanzierung ins Stocken, was Ende 2016 zunächst zu einer mehrmonatigen Bauunterbrechung führte. Im Juli 2017 musste das Unternehmen allerdings den Bau der Fabrik aus Mangel an Investitionsmitteln stoppen.“ (Wikipedia)
Die Gigafactory von Faraday Future (2). Dan Schwartz, der Finanzminister von Nevada, im November 2016: „Ich fürchte, dass dieses Projekt niemals fertiggestellt wird, weil eine solide Finanzierung fehlt.“ [4[4] Specht, Michael, Ein Tausender mehr, in spiegel.de 24.11.2016] – „Schwartz äußert sich seit Monaten kritisch über Faraday Future. Auch die Begeisterung von Gouverneur Brian Sandoval teilt er nicht, der bereits dem Konkurrenten Tesla Zuschüsse und Vergünstigungen in Höhe von 1,25 Milliarden Dollar für den Bau einer Fabrik gewährte. (…) Es geht noch weiter: Faraday Future schuldet offenbar jenem Unternehmen viel Geld, das hauptsächlich für den Bau der Fabrik in Nevada verantwortlich ist. Aecom hat kürzlich eine Mahnung an den Auftraggeber geschickt: Im September sei eine Zahlung von 21 Millionen Dollar verpasst worden, im Oktober und November würden insgesamt 27,1 Millionen fällig. Sollten die Zahlungen weiterhin ausbleiben, schreibt Aecom-Vizepräsident Robert Gay in dem Brief, dann würde das Unternehmen die Arbeiten einstellen.“4
Januar 2017: Faraday präsentiert den SUV FF91 auf der Consumer Electronics in Las Vegas. Dort tönte Faraday-Entwicklungschef Nick Sampson: „Die Automobilindustrie muss komplett ersetzt werden. Sie werden heute das erste Exemplar einer neuen Spezies sehen.“5
Faraday-Future-Dämmerung. Es sind nur noch zwei Automodelle geplant. Das Werk in Nevada soll nicht mehr 150.000, sondern ab 2019 unter 100.000 Elektroautos pro Jahr produzieren.6
Faraday-Eigentümer. Der Aktienkurs von „Le Eco“ hat sich in 18 Monaten fast halbiert; der Aktienhandel wurde zeitweise ausgesetzt wurde. [3] Schmieder, Jürgen, Die Revolution lässt warten, in SZ 28.10.2016]. Yueting hat angeblich geliehenes Geld in Faraday Future investiert. Er trat im Mai 2017 als Vorstand von Le Eco und auch des Mutterkonzerns Leshi zurück. „In der vergangenen Woche dann ordnete ein Gericht in Shanghai an, mehrere private und geschäftliche Konten von Jia, seiner Frau und Geschäftspartnern im Wert von insgesamt 182 Millionen Dollar einzufrieren, weil Kredite nicht bedient worden waren. (…) Aus dem Umfeld des Unternehmens ist zu hören, dass die Stimmung am Firmensitz im Süden von Los Angeles ziemlich mies sei. Zahlreiche hochrangige Mitarbeiter sind schon gegangen oder sollen nach neuen Arbeitgebern suchen, weil die finanzielle Schieflage offenbar derart drastisch ist, dass sogar die Zahlung der Gehälter gefährdet sein soll.“5
Sommer 2017: Faraday schwächelt. „Zunächst hatte das Unternehmen im Februar verkünden müssen, dass die Eine-Milliarde-Dollar-Fabrik im Norden von Las Vegas nur ein Drittel so groß wie geplant werden würde – in dieser Woche folgte die Ankündigung, die Produktionsstätte erst einmal überhaupt nicht bauen zu können. (…) Bislang gab es eine Art Batmobil ohne Aussicht auf Serienproduktion (CES 2016) zu sehen, danach ein straßenuntaugliches Formel-E-Rennfahrzeug und schließlich den 1000-PS-Prototypen FF91 (CES 2017). (…) Mögliche Käufer wurden aufgefordert, eine Anzahlung von 5000 Dollar zu leisten, ohne überhaupt zu wissen, was dieses Fahrzeug am Ende kosten würde. Die Interessenten wussten ja auch noch nicht einmal, ob die Fabrik fertiggestellt würde, in der dieses Auto produziert werden sollte.“5
November 2017: „Faraday Future, angetreten um das Auto der Zukunft zu bauen, steht am Abgrund – das Geld geht aus.“7
Dezember 2017: Personal geht. Faraday Future geriet in immer größere finanzielle Schwierigkeiten und brauchte stets neue Geldgeber; dazu soll es Zulieferern und Personal rund 100 Millionen Dollar schuldig sein. Der deutsche Finanzvorstand Stefan Krause war Anfang 2017 zu Faraday gekommen und warnte dann vor einem drohenden Insolvenzverfahren bis zum Jahresende. Im Oktober kündigten Krause und Faraday-Technikchef Ulrich Kranz.8 – „Allerdings hat Faraday Future noch kein straßentaugliches Auto verkauft, die chinesischen Investoren fordern ihr Geld zurück oder stellen aufgrund von finanziellen Problemen in der Heimat kein frisches bereit – und die deutschen Ingenieure verlassen das Unternehmen, als wäre es ein sinkendes Schiff. Zuletzt hat in der vergangenen Woche Chefdesigner Richard Kim gekündigt, der zuvor bei BMW für das Design der Modelle i3 und X1 verantwortlich gewesen war. Er war 2015 als einer der ersten Manager zu Faraday Future gekommen und war eine der Galionsfiguren des Start-ups.“8
Manager wechseln von Faraday Future zu Evelozcity. Stefan Krause, Ulrich Kranz und Richard Kim gründeten im Dezember 2017 das Elektroauto-Start-up Evelozcity.9 – „Krause und Kranz wollen eine andere Art von Elektroauto: maximale Ausnutzung des Innenraums statt maximaler Reichweite. Zielpreis 35.000 Dollar, Zielgebiet große Metropolen, Zielverkaufszahl 300.000 Autos pro Jahr. (…) Krause hat Investoren gewonnen, die eine Milliarde Dollar für die Entwicklungsphase bereitstellen wollen. 2021 soll das erste Modell im Handel sein. (…) Für das Jahr, in dem Evelozcity startet, stehen bei Volkswagen 1,1 Millionen verkaufte Elektroautos in den Prognosen. Auch Mercedes, GM, BMW und E-Pionier Tesla wollen durchstarten.“10
Milliardenjongleur Jia Yueting. 2015 wurde das Vermögen von Jia Yueting noch mit sechs Milliarden Euro beziffert, erworben mit TV-Rechten an Serien und Lizenzen. 2017 hatte seine Unternehmung Leshi Internet die Kreditlinien bei den Banken überzogen. Jia setzte eigene Aktien ein. „Mindestens 2,1 Milliarden Dollar nahm er so bei Schattenbanken auf. Sein Reich drohte zu kollaborieren.“11 2018 konnte er eine Tochterfirma des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande zum Einstieg bewegen. (Der Gründer von Evergrande, Xu Jiayin ist nach Jack Ma (Alibaba) der zweitreichste Chinese.) Im Oktober 2018 informierte Evergrande über den Rückzug bei Faraday Futures.11
Breitfeld von BMW über Byton und Iconiq zu Faraday Future. Der bei BMW für den Hybrid i8 zuständige Carsten Breitfeld gründete mit Daniel Kirchert 2016 den chinesischen Elektroauto-Produzenten Byton und wechselte im April 2019 zu Iconiq. Nun arbeitet er für Faraday Future, das ein Joint Venture mit dem chinesischen Spielekonzern The9 einging. Faraday Future produziert den SUV FF91 nach wie vor nicht.12
- Schmieder, Jürgen, Die Revolution der roten Roboter, in SZ 28.11.20151 [↩]
- Schmieder, Jürgen, Die Revolution der roten Roboter, in SZ 28.11.2015 [↩] [↩]
- DPA, Faraday präsentiert Zero 1, in SZ 7.1.2016 [↩]
- Specht, Michael, Ein Tausender mehr, in spiegel.de 24.11.2016 [↩]
- Schmieder, Jürgen, No Future, in SZ 13.7.2017 [↩] [↩] [↩]
- Becker, Joachim, Angriff aus China, in SZ 11.2.2017 [↩]
- Hägler, Max, Nachwuchs., in SZ 18.11.2017 [↩]
- Schmieder, Jürgen, Tesla geht anders, in SZ 6.12.2017 [↩] [↩]
- Schmieder, Jürgen, Auf dem Skateboard durch El Segundo, in SZ 13.4.2018 [↩]
- Freitag, Michael, Männer unter Strom, in manager-magazin.de 12.8.2018 [↩]
- Giesen, Christoph, Stehaufmännchen am Ende, in SZ 24.10.2018 [↩] [↩]
- Spurwechsel, in SZ 4.9.2019 [↩]