Aktualisiert 20.6.2020
Vorbemerkung: Es gibt ein sehr schönes Buch über Fauna und Flora der Atacama-Wüste: Serge Brunier, Atacama, Désert d’altitude, Paris 2004. Hier kann man sehen, was verloren gehen und zerstört wird, wenn in diesem fragilen Gebiet der Lithium-Abbau beginnen würde.
Lithium aus Salzseen. Der bolivianische Salzsee Salar de Uyuni ist mit 10.000 Quadratmetern der größte Salzsee der Welt. Er liegt auf 3650 Meter Höhe. Die Salzbauern pickeln das Salz aus der Kruste und lassen es in der Sonne trocknen, bevor es in die Stadt Uyuni transportiert wird.1 „Es ist kaum zu glauben, dass der Rest der Welt, angeführt von großen Industriestaaten wie etwa Deutschland, Japan und den USA, irgendwie von dem desolaten Salzsee in Bolivien abhängig sein könnte. Doch genau das wäre der Fall, wenn die Regierungen, Rohstoffkonzerne und Autohersteller des Westens weiterhin energisch auf eine Zukunft mit Millionen von Hybrid- und Elektroautos setzen – auf leise summende Antriebe mit Akku-Paketen und Ladestationen mit Stromkabeln und Steckern anstelle von Tankstellen, Zapfsäulen und Tankrüsseln. (…) In dem fernen Salzsee befindet sich das Element in Salzlake, die in Hohlräumen der Kruste schwappt und stark konzentriert ist: Ein Liter der Lauge enthält 300 Gramm verschiedener Salze – darunter Steinsalz, Kalisalz, Magnesiumsalz und schließlich das Lithium. (…) Das zweitgrößte Reservoir liegt im benachbarten Chile und dort in der Atacama-Wüste, wo der Salzsee Salar de Atacama drei Millionen Tonnen Lithium enthält. Zusammengenommen befinden sich in der Region 70 Prozent des Welt-Lithiums, wenn man den nicht weit entfernten, aber kleinen Salzsee Salar del Hombre Muerto in den argentinischen Anden hinzuzählt.“1
Die Lithium-Lieferanten. „Lithium ist hauptsächlich in Westchina und an der Grenze von Bolivien zu Argentinien zu finden. Im Süden der Vereinigten Staaten gibt es überschaubare Vorkommen, die dem Vernehmen nach schon langsam zur Neige gehen. Trotzdem gilt Lithium nicht als der größte Knappheitsfaktor. Ernsthaftere Sorgen gelten nach Branchenangaben den seltenen Erden. 95 Prozent davon fänden sich in China und unterlägen teilweise schon Exportrestriktionen, heißt es. Deshalb sei es erforderlich, dass die Außenwirtschaftspolitik die Zukunftsplanung der deutschen Hersteller begleite.“2
Spekulationsobjekt Lithium. 2010 fuhren gerade einmal ein Prozent aller Fahrzeuge elektrisch: Und die benötigten die Hälfte aller weltweit produzierten Lithium-Ionen-Akkus. Die künftig geplante Steigerung der globalen Elektroauto-Produktion wird zu Versorgungsengpässen führen.3 „Lithium wird also in enormen Mengen benötigt werden. ‚2015 wurden 35.000 Tonnen Lithium weltweit gefördert‘, sagt Dagmar Goll, Professorin am Institut für Materialforschung der Hochschule Aalen, 2050 werden nach aktuellen Schätzungen bereits knapp 500.000 Tonnen gebraucht werden. Solche Zahlen führen immer wieder zu Schlagzeilen, nach denen die Revolution der Mobilität zu scheitern droht: Nicht wegen der mangelnden Reichweite der E-Fahrzeuge oder ihrem Preis – sondern am Rohstoffmangel. (…) Aber wie knapp sind die Lithiumressourcen wirklich? Tatsächlich gibt es den Rohstoff laut Goll genug: weltweit schätzungsweise 47 Millionen Tonnen. Zu fragen ist allerdings, ob man an alle diese Lithiumquellen auch herankommen und den Rohstoff zu wirtschaftlichen Preisen abbauen kann. ‚Hier spielt die Kritikalität eine Rolle‘, gibt Siegfried Behrendt vom Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) zu bedenken: 20 bis 30 Rohstoffe werden von der Forschung in einer ständig aktualisierten Liste als kritisch notiert – und ein harter Kern taucht darin regelmäßig auf, unter anderem Lithium, Gallium und seltene Erden. (…) Die Hauptabbaugebiete für Lithium liegen derzeit in Chile, Argentinien und Bolivien, von wo aktuell knapp 50 Prozent des weltweiten Bedarfs des Rohstoffs kommt. Die drei Länder haben gemeinsam geschätzt zwei Drittel aller globalen Vorkommen. Der Preis für das Leichtmetall ist laut der Deutschen Rohstoff-Agentur bereits gestiegen: Bis 2016 betrug er rund 6600 Dollar pro Tonne, nun liegt er bereits bei 10.000 Dollar.“3
Lithium-Recycling (1). Derzeit ist das Recycling von Lithium noch kein größeres Thema, da es aufwendig ist und sich erst ab einem gewissen Preis für den Rohstoff Lithium rentiert. „Die Aalener Forscherin Goll rechnet damit, dass 2030 zehn Prozent des benötigten Lithiums aus Batterien recycelt werden kann, 2050 gar 40 Prozent. Auch angesichts der sozialen und der ökologischen Folgen des Abbaus sei es wichtig, in entsprechende Entwicklung zu investieren, so Goll: ‚Man kann den Abbau nicht von heute auf morgen verzehnfachen.‘“3
Lithium-Recycling (2). „Lithium ist von Haus aus kein seltenes Metall, viele neue Förderprojekte tragen dazu bei, dass immer mehr Ware auf den Markt geworfen wird. Zudem steigt die Produktivität der Batterien, sie benötigen also für dieselbe Leistung weniger Rohstoff. Und dass Lithiumbatterien in Zukunft wohl ebenso recycelt werden wie heute Bleiakkus, wird die Nachfrage zusätzlich dämpfen.“4
Der Lithium-Boom. Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt, steigt in den Lithium-Markt ein. „Sollte der Elektromobilität demnächst der Durchbruch gelingen, wird die Nachfrage nach Batterien weltweit erheblich steigen und damit der Bedarf an Lithium. Darauf wettet Blackrock. (…) In den vergangenen Monaten haben Minenfirmen, Analysten und Investoren einen echten Hype um Lithium entfacht, der Preis für das Metall hat sich in einem Jahr mehr als verdoppelt. Zwischen 12.000 und 14.000 Dollar verlangen Händler heute für die Tonne Lithiumkarbonat, die gängige Verbindung des hochreaktiven Metalls, zum Teil auch deutlich mehr. Der Preisanstieg spiegelt die Erwartung, dass der Rohstoffbedarf erheblich wachsen wird, wenn die Autohersteller die Produktion von Elektromodellen erst richtig hochfahren. (…) Die Analysten der Deutschen Bank feiern schon den ‚Aufbruch in das Lithium-Ionen-Zeitalter‘, die Nachfrage werde sich von 184.000 Tonnen im Jahr 2015 bis 2025 auf 534.000 Tonnen fast verdreifachen, schätzen sie. Andere Experten prognostizieren sogar ein Wachstum auf fast 800.000 Tonnen. Lithium sei ‚das neue Benzin‘, schreiben die Experten der Investmentbank Goldman Sachs. (…) ‚Jede Tonne, die wir auf den Markt bringen, ist verkauft.‘“4
Die Lithium-Produzenten. Im Jahr 2016 förderte Australien werden rund 40 Prozent der weltweiten Lithium-Produktion, Chile 34 Prozent und Argentinien 16 Prozent.4 „Vier Lithiumproduzenten teilen den Weltmarkt unter sich auf, der größte heißt Albemarle. Das US-Unternehmen ist unter anderem im Norden Chiles aktiv, in der Atacama-Wüste.“4 In der Kernregion der Atacama-Wüste „fällt manchmal über Jahrzehnte kein Niederschlag. Zur extremen Trockenheit kommen UV-Strahlung, die durch kein Wölkchen abgeschwächt wird, und ein nährstoffarmer Boden voller hochreaktiver Perchlorate.“5
Verdunsten in der Dürre. In der Atacama-Wüste „müssen die Maschinen den mineralischen Schatz praktisch nur vom Boden des Salzsees abkratzen. Dann wird er in Wasser gelöst, die Lauge in ein Becken geleitet, sie verdunstet, es entsteht Lithiumkarbonat. Das Verfahren verschlingt enorme Mengen Wasser – in einer der trockensten Gegenden der Welt. Es ist ökologisch höchst umstritten, ökonomisch aber höchst lukrativ, Die Gewinnmarge im Lithiumgeschäft liegt bei 466 Prozent.“6
Ich habe hierzu ein schönes Zitat von Edward Abbey aus seinem Buch Die Einsamkeit der Wüste gefunden: „Wasser, Wasser, Wasser … In der Wüste gibt es keine Wasserknappheit, sondern genau die richtige Menge, ein perfektes Verhältnis von Wasser zu Fels, von Wasser zu Sand, das diese weite, freie, offene, großzügige räumliche Verteilung von Pflanzen und Tieren, Häusern und Städten und Großstädten gewährleistet, die den trockenen Westen von allen anderen Gebieten der Nation unterscheidet. Es herrscht hier kein Wassermangel, solange man nicht versucht, eine Stadt zu bauen, wo keine sein sollte.“ (Edward Abbey, Die Einsamkeit der Wüste, Berlin 2016, S. 164)
Preissteigerungen durch Knappheit. Lithium wird nicht nur für die Akkus der Elektroautos benötigt, sondern auch für die Akkus der Smartphones, der Notebooks etc. „Zuletzt war der Weltmarktpreis für Lithium explodiert – auf bis zu 13.000 Dollar für die Tonne Lithiumkarbonat. Verschiedenen Medienberichten zufolge handeln immer mehr Investmentfonds Future-Optionen, um von den prognostizierten Preissteigerungen zu profitieren, da die heutigen Verfahren zur Gewinnung und Veredelung von Lithium nicht auf einen unbegrenzten Nachfrageanstieg ausgelegt sind. Dies führt zu weiterem Aufwertungsdruck bei dem Rohstoff, den letztendlich die Kunden bezahlen müssen. ‚Auch die Schweizer Bank UBS sieht hohe Hürden für die Elektro-Revolution: Für eine Welt, in der ausschließlich Elektroautos fahren, würden laut den Berechnungen ihrer Analysten das 19-Fache der derzeitigen Kobalt-Fördermenge und das 29-Fache der heutigen Weltjahresproduktion von Lithium benötigt‘, berichtet n-tv.“7
Lithium aus Portugal und Irland? Die EU-Kommission stellte im Mai 2018 einem Aktionsplan für die Entwicklung und den Bau der Akkus vor: Der Rohstoffbezug außerhalb der EU soll gewährleistet sein, aber auch mehr Rohstoffe innerhalb der EU gefördert werden. „So etwa Lithium in Portugal und Irland oder Kobalt in der Slowakei und Finnland. Insgesamt sollen europäische Akkus besonders nachhaltig und ökologisch hergestellt werden, einschließlich eines bedachten Recyclings“8
Rohstofflager Elektroauto. „Das Batteriesystem eines Elektroautos gleicht einem gut sortierten Metalllager: Darin befinden sich ungefähr 60 Kilogramm Kupfer, rund 40 Kilo Lithium, 35 Kilo Grafit sowie jeweils 12 Kilo Nickel, Kobalt und Mangan.“9
„Das weiße Gold“. Brot für die Welt gibt einen Report heraus: Das weiße Gold. Umwelt- und Sozialkonflikte um den Zukunftsrohstoff Lithium, Berlin, Oktober 2018. Einige Fakten daraus:
– Handy-Akku 1-3 g Li, Laptop-Akku 30-40 g Li, Akkus im Elektroauto: 8-40 kg Li (S. 5)
– Schätzungen gehen von 40 Mill. to Li aus, davon 64 Prozent in den Salzseen im Li-Dreieck Bolivien, Chile, Argentinien. (S. 7)
– Hier wird Li durch Verdunstung gewonnen: „Für jede Tonne Lithium verdunsten etwa zwei Millionen Liter Wasser.“ (S. 9) Dieses Wasser geht der indigenen Bevölkerung und ihrer Landwirtschaft verloren, Brunnen versiegen, umweltschädliche Chemikalien werden freigesetzt.
– „Recycling spielt in der Lithium-Produktion bisher keine wesentliche Rolle…“ (S. 10)
– In Chile wurde die Wasserversorgung und Wasserrechte privatisiert. Das chilenisch-kanadische Lithium-Unternehmen SQM wurde unter Diktator Pinochet privatisiert und gehört der Familie Pinochet. (S. 19)
– In Argentinien gehen Geologen davon aus, dass der Li-Abbau ganze Regionen in der Provinz Jujuy trockenlegen wird. (S. 21)
Acisa kauft 40.000 Tonnen Lithium. Die baden-württembergische Firma Acisa (ACI Systems Alemania) kooperiert mit dem bolivianischen Staatskonzern Yacimientos de Litio Bolivanos (YLB). Im bolivianischen Salzsee von Uyuni sollen sich die weltweit größten Lithium-Vorkommen befinden. Acisa möchte jährlich 40.000 bis 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid für die Zellproduktion der Elektroautos liefern. Produktionsbeginn soll 2021 sein: Die Förderung soll über 70 Jahre laufen.10 YLB wird 51 Prozent der Anteile halten, Acisa 49 Prozent. Investiert werden sollen 300 bis 400 Millionen Euro. Der Weltmarktpreis stieg von 6500 Dollar im Jahr 2016 auf 13.000 Dollar in 2017.11
Nachtrag vom 6.11.2019: Boliviens Regierungschef Evo Morales hatte am 4.11.2019 das Ende des Gemeinschaftsprojektes Acisa angekündigt. An der geplanten Förderstätte im Potosí-Gebiet am Uyuni-Salzsee hatte es angesichts der zu erwartenden Umweltschäden und der viel zu niedrigen Lizenzabgaben Streiks und Proteste gegeben.12
ACISA-Chef Wolfgang Schmutz erhofft sich Hilfe von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Elektromobilität und Energiewende sind Riesenthemen in der deutschen Wirtschaft, Der Rohstoff Lithium ist die existenzielle Grundlage dafür.“13 Schmutz bietet über eine zu gründende Stiftung die Mitfinanzierung von Kindergärten und Schulen an.
Das wird die Umweltschäden nicht geringer gestalten.
Bevölkerung und Lithium. Die Politikwissenschaftlerin Janine Romero hat an der Universität Erfurt ihre Promotion geschrieben über die Frage, wie die lokale Bevölkerung in Bolivien die Förderung von Lithium wahrnimmt. Der im November 2019 nach Mexiko ins Asyl geflohene Präsident Evo Morales war schon vor seiner Flucht unter Druck geraten, da sich die Anwohner Einnahmen erhofften, aber deren Verteilung unklar war. „Boliviens Bergbaugesetz sieht vor, dass drei Prozent der Umsätze von Bergbauprojekten an die lokale Bevölkerung gehen. Davon erhält die Provinz 85 Prozent, in diesem Fall Potosí. Die restlichen 15 Prozent gehen an die lokale Abbaugemeinde. Die Regierung hat aber nie richtig transparent gemacht, welche der fünf Gemeinden um den Salzsee davon profitieren wird. Hinzu kommen historisch belastete Spannungen zwischen den Gemeinden, in denen verschiedene indigene Gruppen leben. (…) ACISA kann auf ein seriöses und unabhängiges Umweltgutachten und eine mehr Transparenz bei der Verteilung der Einnahmen drängen, aber umsetzen muss das die Politik in Bolivien. Die deutsche Firma wollte ja die lokale Wertschöpfung stärken, zum Beispiel mit der Herstellung von Batteriezellen vor Ort und der Ausbildung. Wenn sie sich jetzt zurückziehen würde, stünden die Gemeinden mit leeren Händen da.“14
Eine Produktion von Batteriezellen in Potosí scheint äußerst unwahrscheinlich.
Globale Lithium-Vorkommen (in Mill. Tonnen): Bolivien 9, Chile 7,5, China 3,2, Australien 2,7, Argentinien 2,0, Portugal 0,06, Brasilien 0,04, USA 0,03, Simbabwe 0,0215
Grüne Lithium-Mine? Rezzo Schlauch, ehemaliger Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, plant eine Lithium-Mine in der Mongolei. Schlauch bezeichnete Lithium als „das Öl der elektromobilen Zukunft“. Für die Ausbeutung der Mine in der Mongolei hat er einen deutschen Industrie-Partner gefunden; die Einrichtung der Mine wird eine Milliarde Euro kosten.16
Österreichisches Lithium? Auf der Koralpe in Kärnten in über 1000 Meter Höhe gibt es ein Lithium-Vorkommen, welches das Bergbauunternehmen European Lithium abbauen möchte. Hier könnten zwischen 50.000 und 110.000 Tonnen Lithium gefördert werden. Nach Angaben des Aufsichtsrates von European Lithium, Stefan Müller, kann in Chile eine Tonne Lithium für 2500 Euro abgebaut werden, auf der Koralpe kostet dies eher 4500 Euro. Der Bürgermeister in der angrenzenden Steiermark-Gemeinde Deutschlandsberg, Josef Wallner, ist auch Vorstand des Wasserverbands Koralm. Er „will nichts von Arbeitsplätzen wissen, er hat Angst um sein Wasser. 20.000 Menschen versorgen die Quellen im Gebirgszug.“17
Derzeit bekannte Lithium-Vorräte weltweit. Mittel- und Südamerika: Argentinien 14,8 Mill. Tonnen, Bolivien 9, Chile 8,5, Mexiko 1,7; Peru 0,1. Nordamerika: USA 6,6; Kanada 2. Ozeanien: Australien 7,7. Asien: China 4,5; Russland 1; Kasachstan 0,04. Europa: Tschechien 1,3; Serbien 1; Spanien 0,4; Deutschland 0,2; Portugal 0,1; Österreich 0,08; Finnland 0,04. Afrika: Kongo 1; Simbabwe 0,5; Mali 0,4; Namibia 0,009.18
Hoffnung Lithium. Sehr guter Fim in 3SAT am 3.7.2019
Lithium im Flusswasser. Eine Studie aus Südkorea stellte eine um das Sechsfache erhöhte Lithium-Konzentration im Han-Fluss fest, nachdem er durch Seoul geflossen ist. Die Konzentration liegt bei zwei Millionstel Gramm pro Liter; unklar ist, wie das Lithium ins Wasser gerät. Auch im Abwasser von Kläranlagen findet sich Lithium. „Dort fand man bis zu sieben Milligramm pro Liter. Damit ist eine Konzentration erreicht, die laut der European Chemical Agency für Wasserorganismen toxisch sein kann. Der Grenzwert liegt bei 1,65 Milligramm pro Liter.“19
Bolivien, Chile, Argentinien. Hier liegen fast 75 Prozent der weltweiten Vorkommen von Lithium. Der bolivianische Salzsee Salar de Uyuni auf 3650 Meter Höhe hat eine Fläche von 10.582 km2: „Der Salar de Uyuni beherbergt eines der weltweit größten Lithiumvorkommen. Laut U.S. Geological Survey wird das Vorkommen an Lithium auf etwa 5,4 Millionen Tonnen geschätzt.“ (Wikipedia) Die Dera rechnet mit einer Verdreifachung des Lithium-Bedarfs bis 2026. Ein Lithium-Recycling ist nach wie vor kaum vorhanden.20
Lithium vom Oberrhein. Im Oberrheingraben wird für die Geothermie Wasser gefördert, in dem Lithium enthalten ist. Die Firma Vulcan Energy Resources will dieses Lithium aus dem Wasser gewinnen. Gleichzeitig wird in der Pfälzer Ortenau eine Lithiumförderung untersucht. Beteiligen will sich das Europäische Institut für Innovation und Technologie (EIT): das Projekt diene auch dem „Green Deal“ der EU. Mit insgesamt vier solcher Projekte könne Europa bis 2025 rund 80 Prozent seines Lithiumbedarfs decken. Allerdings sind Geothermie-Bohrungen auch mit Risiken verbunden. In Staufen im Breisgau „ließ eine havarierte Geothermiebohrung von 2007 den Gips im Untergrund derart aufquellen, dass Hunderte Häuser des pittoresken Rentnerstädtchens angehoben wurden und Risse bekamen.“21 Ein Erdbeben in der Nähe von Straßburg im Jahr 2019 soll ebenfalls durch Geothermiebohrungen verursacht worden sein. Deshalb will der CDU-Gemeinderat von Kehl am Rhein die Lithium-Pläne verhindern.
- Hoelzgen, Joachim, Lithium-Mangel bedroht die Auto-Revolution, in spiegel.de 18.9.2009 [↩] [↩]
- Appel, Holger, Der lange Hürdenlauf zum Elektroauto, in FAZ 3.5.2010 [↩]
- Wolfangel, Eva, Fehlen die Rohstoffe für die E-Mobilität? in spektrum.de 22.11.2017 [↩] [↩] [↩]
- Jung, Alexander, Wette auf das weiße Pulver, in Der Spiegel 32/5.8.2017 [↩] [↩] [↩] [↩]
- Schumann, Florian, Überleben im Untergrund, in Die Zeit 1.3.2018 [↩]
- Jung, Alexander, Wette auf das weiße Pulver, in Der Spiegel 32/5.8.2017; Hervorhebung WZ [↩]
- Es gibt zu wenig Rohstoffe: Traum vom Elektroauto könnte platzen, in deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 22.10.2017 [↩]
- Hägler, Max, EU-Rohstoffe für Elektroautos, in SZ 17.5.2018 [↩]
- Jung, Alexander, Blindlings in die Rohstoff-Falle, in Der Spiegel 32/4.8.2018 [↩]
- DPA, Ein Vertrag für 40.000 Tonnen Lithium, in SZ 13.12.2018 [↩]
- Deutschland sichert sich Lithium-Vorkommen, in spiegel.de 12.12.2018 [↩]
- Higgins, Eoin, Bolivian Coup Copmes Less Than a Week After Morales Stopped Multinational Firm’s Lithium Deal, in Common Dreams 11.11.2019 [↩]
- Hecking Claus, Deutsches Lithium-Unternehmen ruft Altmaier zu Hilfe, in spiegel.de 6.11.2019 [↩]
- Drescher, Sebastian, „Die Anwohner wollen profitieren“, in welt-sichten.org 18.11.2019 [↩]
- Ohne Energie, in SZ 26.1.2019 [↩]
- Hägler, Max, „Bislang haben alle abgewunken“, in SZ 26.1.2019 [↩]
- Wischmeyer, Nils, Der Schatz von Wolfsberg, in Die Zeit 17.4.2019 [↩]
- Nachgewiesene Lithium-Vorkommen auf der Welt, in Die Zeit 17.4.2019 [↩]
- Lahrtz, Stephanie, Batterien im Müll lösen Brände aus, in NZZ 28.12.2019 [↩]
- Liebrich, Silvia, Stresstest für die Industrie, in SZ 28.1.2020 [↩]
- Preker, Alexander, Am Oberrhein regt sich Widerstand gegen die Produktion des wichtigen Treibstoffs für E-Autos, in spiegel.de 13.6.2020 [↩]