Elektroauto Chronik eines Irrtums

März 2009

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Christian Wüst im Spiegel zum Mitsubishi iMiEV: „Wie weit aktuelle E-Mobile noch von ernstzunehmender Marktreife entfernt sind, zeigt selbst der durchaus spektakuläre Mitsubishi. Als eines der ersten Fahrzeuge seiner Art speichert er den Strom in Lithium-Ionen-Akkus, den derzeit leistungsfähigsten Batterien, die der Markt bietet. Sie liegen unter den Sitzen im Wagenboden, wiegen knapp 200 Kilogramm und bunkern 16 Kilowattstunden Energie – entsprechend etwa dem Brennwert von zwei Litern Benzin. Von diesem Vorrat sind allerdings bestenfalls zwei Drittel nutzbar, denn bei regelmäßigen Vollentleerungen würden sie niemals ein Autoleben lang halten. Bei zügiger Gangart kommt ein solches Auto höchstens 80 Kilometer weit. Dass Mitsubishi die doppelte Reichweite angibt, liegt daran, dass eine Kriechfahrt im japanischen Normzyklus angenommen wurde.“1

Die Batterie-Industrie. Die Lieferanten kamen vornehmlich aus Japan und Südkorea: „LG Chem aus Seoul, der Lieferant von General Motors, GS Yuasa aus der japanischen Tempelstadt Kyoto, Partner von Honda und Mitsubishi, außerdem Enax, Sanyo und der famose Toyota-Bestromer Panasonic.“1 In Deutschland kooperiert Daimler mit Evonik: Die Tochterfirma Li-Tec-Battery entwickelt Akkus mit einer Separator-Membran aus Keramikfolie, die mehr Energie speichern kann und weniger brandgefährlich ist. „Der Daimler-Fahrplan sieht für 2011 einen E-Smart mit Li-Tec-Batterien vor, die im verfügbaren Bauraum etwa 20 Kilowattstunden speichern sollen. Im Laborversuch überstanden sie schon über 3000 Ladezyklen, was einem Autoleben von mehr als 300.000 Kilometern entspricht. Damit hätte das Stadtmobil eine verlässliche Reichweite von gut 100 Kilometern – jedoch zu welchem Preis? Im Moment kostet eine solche Lithium-Batterie mindestens 20.000 Euro.“1

Joachim Becker in der SZ zum Elektro-Smart: „Wer mit Strom sparen will, sollte lieber ein Smart-Elektroauto wählen. 100 dieser Versuchsfahrzeuge sind mit einer Leistung von 30 kW (41 PS) in London unterwegs. Weil die kleinen Flitzer lokal weder Abgase noch CO2 ausstoßen, sind sie von der Londoner City-Maut befreit.“2
Zum Geldsparen taugen Elektroautos nicht, wenn der Batteriepreis und der Akku-Wertverlust eingerechnet wird. Dazu ist die Fehlerquote bei der Herstellung der Lithium-Ionen-Akkus hoch: „‚Bei der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien liegt der Ausschuss derzeit bei bis zu 30 Prozent, weil kleinste Fehler das ganze System lahmlegen‘, weiß Wolfgang Steiger, Leiter der VW-Antriebsforschung. (…) Selbst mit modernster Lithium-Ionen-Technik besitzen Batterien aber nur ein Hundertstel (!) der Energiedichte von flüssigem Kraftstoff. Der 180 Kilo schwere Stromspeicher im Ampera (von Opel; WZ) fasst nicht mehr Energie, als in knapp fünf Liter Benzin stecken.“2

VW-Winterkorn gegen Verzicht. „Der VW TwinDrive hat einen 75-kW-Benzinmotor und drei E-Motoren mit je 30 kW. ‚Insgesamt bringt der Plug-in-Hybrid stolze 130 kW (170 PS) Systemleistung auf die Straße und  ist über 170 km/h schnell. ‚Öko hin oder her – unsere Kunden wollen auch in Zukunft schließlich kein Verzichtsauto kaufen‘, ist sich Martin Winterkorn sicher‘.“2

Deshalb sollen im Jahr 2019 die Akkus des Porsche Mission E 150 kWh haben – und mit 370 kW in 20 Minuten geladen werden. Das würde einen neuen Aufbau des gesamten deutschen Mittelspannungsnetzes bedeuten.

  1. Wüst, Christian, Fiebern nach Strom, in Der Spiegel 10/2.3.2009 [] [] []
  2. Becker, Joachim, Zukunft aus der Dose, in SZ 30.3.2009 [] [] []
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