Elektroauto Chronik eines Irrtums

März 2014

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Genfer Autosalon 2014: Aufbruch Elektromobilität verschoben. Der Genfer Autosalon hat 2014 die Elektromobilität noch ein wenig mehr zurückgefahren. Benzin und Diesel wird Zukunft eingeräumt. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: „Noch vor drei Jahren hat die Autoindustrie den Aufbruch in eine neue, emissionslose Welt gefeiert… Die Feierlaune ist längst verflogen. Neue Projekte sind kaum zu erkennen, ein bisschen Plug-in Hybride, um den Willen zu zeigen, aber die großen Investitionen waren gestern.“1

Tesla ohne Händler. Chris Christie ist Gouverneur von New Jersey, Politiker der Republikaner und tritt gegen Tesla und Elon Musk an. Tesla verkauft seine Elektroautos bislang ohne fremde Zwischenhändler an die Kunden, im Gegensatz zu den anderen Autokonzernen, die unabhängige Händler beliefern. Nun hat die Verkehrsbehörde von New Jersey zwei neue Tesla-Läden genehmigt und dann die Regeln so verändert, dass Tesla ohne Händler keine Autos verkaufen darf. „Teslas Läden müssen nun schließen. Musk tobt. Er glaubt, dass Christie die Regeln geändert hat, um der mächtigen Autohändlerlobby zu gefallen. Christie soll mehr als 60.000 Dollar in Wahlkampf-Spenden von den Autoverkäufern bekommen haben, so melden es lokale Medien.“2

CO2 in der Oberklasse. Die neuen Grenzwerte ab 2020 von 95 Gramm CO2 pro Kilometer gelten für die Neuwagenflotte. Da BMW – wie auch VW und Daimler – zunehmend schwere SUVs und Limousinen verkauft, mit denen sich das meiste Geld verdienen lässt, steigt der Flottenverbrauch. Die logische Folgerung des BMW-Vorstandsvorsitzenden Norbert Reithofer: Man braucht die E-Autos, um die lukrative Oberklasse verkaufen zu können, „um vernünftig Geld zu verdienen“.3
Und mit in der Oberklasse verdientem Geld wird dann die Elektromobilität entwickelt und finanziert: absurd.
Der kleine 1er BMW kostet 22.700 Euro; der Preis der 7er-Limousine startet bei rund 81.000 Euro. Der stärkste 7er emittiert über300 Gramm CO2 je Kilometer. „Ohne begleitende Investitionen in Elektroautos ließen sich solche Werte nicht ausgleichen, betonte Reithofer. ‚Oder Sie verkaufen nur noch Minis und 1er-BMWs‘. (…) Ohne neue Konzepte wären technisch nur 110 bis 115 Gramm je Kilometer machbar.“3
Und das durchschnittliche Gewicht der Autos ist abhängig von der – stets wachsenden – Größe der Fahrzeuge (siehe SUV, Crossover, Dienstwagen etc.) und der von der deutschen Autoindustrie – und der deutschen Politik – für nötig erachteten Spitzengeschwindigkeiten von über 200 km/h. Auch hier wäre ein Tempolimit dringend nötig, um die CO2-Emissionen zu senken. Die deutschen Autoentwicklungen gehen komplett in die andere Richtung:

Wer hat den längsten Geländewagen? Audi-Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler besuchte im Mai 2014 das Wiener Motorensymposium und sprach über die Audi-Autozukunft. Der Geländewagen Audi Q7 ist 5,05 Meter lang. Der Audi Q9 wird 5,20 Meter lang sein. Er soll die Antwort auf den neuen BMW X7 sein, der 5,15 Meter lang ist. wenn der Q9 kommt, könnte BMW einen X8 oder X9 bringen. Usw. usw. „Wenn Audi BMW wie geplant bis 2020 an der Spitze ablösen will, kann man einen Q8 gut gebrauchen. Aber ginge es nur um die dicken Geländewagen, wäre die Sache einfach: Mit ihnen verdienen Konzerne wie BMW und Audi ihr Geld.“4 Und so steigt der Flottenverbrauch weiter, schöngerechnet mit ein paar Elektroautos mit irrigen null Gramm CO2 und den Super-Credits. Die Klimakatastrophe wird diese Entwicklung weiter vorantreiben

Exkurs: Juni 2018 – Hausdurchsuchung bei Rupert Stadler. Die Staatsanwaltschaft München II führte eine Hausdurchsuchung beim Audi-Vorstandsvorsitzenden durch. Ihm wird in Zusammenhang mit dem Dieselskandal Betrug vorgeworfen. „Wie lange kann sich Stadler noch an der Spitze von Audi halten, wo doch nach Erkenntnissen der Ermittler vor allem bei der Ingolstädter VW-Tochter jene Software entwickelt worden war, die zu einem der größten deutschen Industrieskandale geführt hat? Es handelt sich um ein so genanntes Defeat Device, das die Abgasreinigung manipuliert. Auf dem Prüfstand, bei den offiziellen Messungen der Behörden, werden gesundheitsschädliche Stickoxide weitgehend herausgefiltert. Im Straßenverkehr hingegen wird die Abgasreinigung weitgehend abgeschaltet, zu Lasten von Mensch und Natur.“5 – Audi-Chef Rupert Stadler wurde am 18.6.2018 vorläufig festgenommen, da Verdunklungsgefahr bestand. Aus einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft München II: „Der Beschuldigte wurde der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet hat“6
Stadler in Ingolstadt, Hatz in München. Der Audi-Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler wurde in die Untersuchungshaft in JVA Augsburg-Gablingen gebracht. Der ehemalige Leiter der Audi-Aggregate-Entwicklung, Wolfgang Hatz, sitzt seit September 2017 in der JVA München-Stadelheim.  Das hat eine Ursache: „Grundsätzlich sollen Untersuchungshäftlinge in ein und demselben Fall in verschiedenen Gefängnissen untergebracht werden, um eventuelle Kontakte und Absprachen zu verhindern.“7

BMW i3 gegen Toyota Prius. Thomas Harloff verglich das BMW-Elektroauto mit dem Toyota Plug-in-Hybrid auf einer 120 Kilometer langen Fahrt in der SZ. „Der BMW wurde konsequent für die Elektromobilität entwickelt. Sein exklusives Karbonchassis lässt er sich mindestens 34.950 Euro kosten. Der Toyota ist das genaue Gegenteil, nämlich der perfekte Kompromiss. Kostenpunkt: 36.550 Euro.“8
Prius: Die Batterien waren bei Fahrtbeginn voll, aber zu Beginn der Landstraßenfahrt schon leer. Damit stoppt der Elektromotor, und der 99-PS-Motor springt für Antrieb und Ladung ein – mit Lade-Priorität. „Während es beim Tritt auf das Gaspedal nur zäh vorangeht, lädt sich der Akku in Windeseile und ist voll, als der Prius wieder die Stadtgrenzen erreicht. Ein Tankstopp später zeigt, was das bringt: Der Durchschnittsverbrauch auf der Landpartie liegt bei 2,5 Liter Super.“8
i3: Beim i3 gibt es keinen fossil betriebenen Ersatzmotor, sondern nur reinen Elektroantrieb. die Reichweite soll laut BMW zwischen 130 und 160 Kilometer liegen.
Fazit: „Zum i3 greifen diejenigen Kurz- und Mittelstreckenfahrer, die für mehr als 120 Kilometer lange Touren auf andere Fortbewegungsmittel zurückgreifen können. Mit seinem agilen Wesen bietet er zudem Fahrspaß, der weit über den ökologischen Ansatz hinausgeht. Anders der eher behäbige Prius Plug-in-Hybrid, der jedoch ein extrem breites Einsatzspektrum abdeckt. Er eignet sich perfekt für Menschen, die vorwiegend kurze Strecken zurücklegen, aber auch spontan auf Tour gehen möchten.“8

Dobrindts Anreize. Der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt möchte neue Anreize für E-Autos: die Benutzung von Busspuren, spezielle kostenfreie Parkplätze, zinsgünstige Kredite bei der Anschaffung: alles, um die Million Elektroautos bis 2020 zu ermöglichen.9 Das klappte nicht.

  1. Fromm, Thomas, Alles außer E-Autos, in SZ 4.3.2014 []
  2. Werner, Kathrin, Das Anti-Tesla-Gesetz, in SZ 13.3.2014 []
  3. Klimawandel in der Oberklasse, in SZ 20.3.2014 [] []
  4. Fromm, Thomas, Die Milliarden-Wette, in SZ 12.5.2014 []
  5. Ott, Klaus, Für Rupert Stadler wird es enger, in SZ 12.6.2018 []
  6. Audi-Chef Rupert Stadler festgenommen, in spiegel.de 18.6.2018 []
  7. Ott, Klaus, Anstalt mit Kfz-Werkstatt, in SZ 20.6.2018 []
  8. Harloff, Thomas, Elektrisierendes Erlebnis, in SZ 15.3.2014 [] [] []
  9. Kuhr, Daniela, Freie Fahrt auf der Busspur, in SZ 28.3.2014 []
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