ADAC-Zwischenbilanz. „VW verkaufte bis 1996 den Golf CitySTROMer (120 Stück), GM bis 1999 den EV1 (1100) und PSA bis 2005 immerhin 10.000 elektrische Citroen und Peugeot.“1 Zum Mercedes Smart ED: Er hat eine 60 Kilogramm schwere Sodium-Nickel-Chlorid-Batterie, die acht Stunden Ladezeit hat und lediglich 110 Kilometer Reichweite. „Längere Standzeiten verträgt der Smart auch nicht: Da die Batterie ständig erwärmt werden muss und dafür Strom braucht, ist der Akku spätestens nach einer Woche ebenfalls leer.“1 Zur CO2-Bilanz schreibt der Autor, dass beim derzeitigen deutschen Energiemix 590 Gramm CO2 pro kWh anfallen. Damit ergäbe sich für den Smart ED beim Strom-Mix 71 g CO2/km, bei Steinkohlestrom 107 g Co2/km, beim Smart Benziner 103 g CO2/km und beim Smart Diesel 88 g CO2/km.1
BMW Mini E.BMW lieferte in Nordamerika 500 Mini E für Praxistests durch Privatleute aus. Voraussetzung für die Bewerber war eine abschließbare Garage für die teuren Mini E, in die von BMW eine Wallbox mit Starkstrom installiert wurde, die den Mini E in zweieinhalb Stunden lädt: Beim Haushaltsstrom (mit 110 V in den USA) müsste über Nacht geladen werden. „Außer der Garage muss der amerikanische Mini-Pionier noch 850 Dollar pro Monat mitbringen als Leasingrate. Das ist dann mehr eine Mitgliedsgebühr für den exklusiven Klub der 500 als ein echter Preis. Denn der Wagen hat einen geschätzten Preis von etwa 250.000 Euro, was BMW freilich nicht bestätigt.“2 Ein Grund für den Mini E: „So vergibt Kalifornien an Autohersteller Punkte in Gold, Silber und Bronze. Die BMW-Gruppe bekommt für jeden verleasten Elektro-Mini zehn Goldpunkte für null Emissionen. So jedenfalls ist es im Jahr 2009. Schnelles Handeln lohnt sich. Käme das Auto erst 2012, gäbe es nur drei Goldpunkte für jeden Mini E.“2 – „BMW startet in den USA einen Versuch mit 500 Elektro-Minis, die mit einer Batterieladung über 200 Kilometer weit kommen sollen. Die Akkus nehmen den gesamten Kofferraum einschließlich der hinteren Sitzreihe ein und erwiesen sich zudem beim Aufladen als unerwartet durstig. So gierig sogen sie den Strom, dass die Leitungen vielerorts nicht standhielten.“3 – „Beim Mini E fallen die Rücksitze komplett dem Batteriepack mit einer Leistung von 35 Kilowattstunden zum Opfer. Ohne Scheibenwischer, Klimaanlage und Licht kommt der Prototyp immerhin 250 Kilometer weit. Auf dem Weg von München nach Berlin müsste man die Akkus drei Mal aufladen.“4
Kritische Stimmen von Greenpeace zum Mini. Marc Specowius, Verkehrsexperte bei Greenpeace, kritisierte die Kooperation der Autokonzerne mit den Braunkohle-Stromerzeugern Vattenfall und RWE: „Die Feldversuche der Autokonzerne sind nur Pseudo-Klimaschutzprogramme, um ihr Image aufzupolieren.“5 – „Greenpeace hatte nachgerechnet, wie viel CO2 auch der Elektro-Mini ausstößt, sofern er mit dem Strommix von Vattenfall fährt. Ergebnis: 133 Gramm Kohlendioxid je Kilometer, also immer noch mehr als der Mini One mit Verbrennungsmotor.“5
Warum fördert die Autoindustrie die Elektroautos? In der EU sinken die Durchschnitts-Grenzwerte für den Kraftstoffverrauch, um die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu reduzieren. Bis 2015 werden 130 g CO2 pro km von der EU-Kommission vorgeschrieben und geplante 95 g CO2 ab 2020. (Was dann von der deutschen Autoindustrie mithilfe von Angela Merkel erfolgreich torpediert wurde.) Deshalb setzte man auf Elektroautos, die völlig unrealistisch als „Null-Emissions-Fahrzeuge“ gewertet und auch noch mit einem Mehrfachfaktor, den „Super-Credits“, verrechnet wurden. „Mit den heute üblichen Fahrzeug- und Antriebskonzepten ist eine solche Senkung des Neuwagenverbrauchs von 5,5 auf vier Liter Benzin (oder 4,9 auf 3,6 Liter Diesel) allein nicht zu schaffen. Eine Branche steht unter Strom: Gehört die Zukunft – wenigstens teilweise – den lokal emissionsfreien Elektromotoren? (…) Ende des Jahres wird das Bundeskabinett einen Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität verabschieden. Auf einer vorbereitenden Konferenz am 25. und 26. November soll die Strategie mit allen beteiligten Ministerien, Forschern und Industrievertretern in Berlin festgezurrt werden. Die Zeit drängt: Wenn immer mehr Kunden auf neue Antriebskonzepte warten – und dabei womöglich auf Staatshilfe hoffen – könnte sich der momentane Käuferstreik zur Systemkrise auswachsen.“6
Die Autoindustrie setzte dann wirklich diese „Super-Credits“ für jedes Elektroauto durch und konnte damit ihre lukrativen Spritschlucker trotz der EU-Grenzwerte weiter verkaufen.
Das CO2-Märchen. „Die Autohersteller schließlich hoffen auf einen Ausweg aus der CO2-Sackgasse. ‚Ohne einen Paradigmenwechsel weg von der jetzigen Technologie wird der Verkehrssektor seine Klimaziele nicht erfüllen‘, sagt Jack Short, Chef des Weltverkehrsforums.“5
Der Weg zur Klimahölle ist mit guten Klimavorsätzen gepflastert…
Aus einer Pressemitteilung Nationale Strategiekonferenz Elektromobilität: Eine Million bis 2020. „Elektrofahrzeugen gehört die Zukunft. Sie werden im Stadtverkehr bald zum Alltag gehören. Bis zum Jahr 2020 sollen bereits eine Million am Stromnetz aufladbare Elektrofahrzeuge und so genannte Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren.“7
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: „Elektrofahrzeuge ermöglichen in Verbindung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen eine moderne, klimaverträgliche und Ressourcen schonende Mobilität. Nur mit Ökostrom wird ein Elektroauto zum echten Nullemissionsfahrzeug“7 – „Umweltminister Sigmar Gabriel zeigte sich kürzlich deutlich optimistischer: Er sah 2020 bereits eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen. Derzeit sind es 1436.“8
Subventionen für Batterien. „‚Damit sich Elektroautos auch durchsetzen können, sind leistungsstarke Batterien unverzichtbar‘, sagte Thomas Rachel (MdB), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). ‚Das BMBF fördert mit der Lithium-Ionen-Batterie bereits eine entscheidende Schlüsseltechnologie zum Energiespeichern. Hierbei setzen wir auf Innovationsallianzen, leistungsstarke Partnerschaften zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft.‘ Für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Lithium-Ionen-Batterie hat sich bereits ein Industriekonsortium verpflichtet, in den nächsten Jahren 360 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung zu investieren. Das BMBF wird in den nächsten vier Jahren für diese Technologie 60 Millionen Euro zur Verfügung stellen.“7
Die Liste der Konferenzteilnehmer las sich wie ein Who-is-Who der deutschen Politik und Industrie: zwei Bundesminister, zwei Parlamentarische Staatssekretäre, E.ON AG, Evonik AG, RWE AG, VDA, Li-Tec, Volkswagen AG, Robert Bosch GmbH, Continental AG, Daimler AG, BMW AG, Vattenfall, EnBW, Siemens AG, ADAC ((Die Bundesregierung, PM Deutschland soll Leitmarkt für Elektromobilität werden. Nationale Strategiekonferenz Elektromobilität, Berlin 25.11.2008))
- Kroher, Thomas, Fahren unter Strom, in ADAC Motorwelt 11/2008 [↩] [↩] [↩]
- Kuntz, Michael, In der Stille liegt die Zukunft, in SZ 20.11.2008 [↩] [↩]
- Wüst, Christian, Fiebern nach Strom, in Der Spiegel 10/2.3.2009 [↩]
- Becker, Joachim, Zukunft aus der Dose, in SZ 30.3.2009 [↩]
- Bauchmüller, Michael, Kuntz, Michael, Ein Land unter Strom, in SZ 26.11.2008 [↩] [↩] [↩]
- Becker, Joachim, Aus der Krise an die Dose, in SZ 22.11.2008 [↩]
- Die Bundesregierung, PM Deutschland soll Leitmarkt für Elektromobilität werden. Nationale Strategiekonferenz Elektromobilität, Berlin 25.11.2008 [↩] [↩] [↩]
- Kuntz, Michael, Der verspätete Großversuch, in SZ 26.2.2009 [↩]