Aktualisiert 17.1.2020
Kinderparadies: Früh elektrifiziert. Die SZ berichtet von einem Hildesheimer Kinder-Autohändler, der elektrische SUVs und ähnliches verkauft. Produziert wird in China; die Produzenten führen zwischen acht bis zwölf Prozent an die Hersteller der Originale ab. Und so fahren die lieben Kleinen schon ab sechs Jahren elektrisch. „Eine Forschungsgruppe aus Sportpädagogen und Ernährungswissenschaftlern ist nicht begeistert. In ihrer Studie ‚Bewegungszeugnis‘ haben sie Deutschland 2018 eine Vier minus gegeben.“1
Problematisch ist auch die frühe Einübung in die SUV- und Geländewagenwelt. Im Angebot sind in Hildesheim u. a. Toyota Tundra XXXl, BMW X6, von Mercedes X Class 2, XXL AMG, GLS 63 2S, AMG GTR, GLC, AMG, Ford Ranger und Monstertruck, VW Amorak, Jeep Wrangler etc., dazu Lamborghini Aventador, McLaren 720, Bugatti, Maserati, Ferrari… Alles, was man als Kind in Zeiten der Klimakatastrophe dringend benötigt.
360.000 Jobs weniger in zehn Jahren. Das Fraunhofer-Institut IAO kam in einer Prognose auf eine Minderung durch die Elektromobilität von maximal 125.000 Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie. Eine Studie des Pforzheimer Wirtschaftsprofessors Rudi Kurz im Auftrag des BUND geht von einer Minderung zwischen 2020 und 2030 um 150.000 der etwa 800.000 Arbeitsplätze durch Produktivitätsschritte in der Autoindustrie aus. Hinzu kämen 160.000 wegfallende Jobs, weil Elektromotoren wesentlich weniger Teile als Verbrennungsmotoren benötigen. 50.000 weitere Jobs entfallen durch öffentliche Verkehrsmittel und neue Mobilitätsdienste.2
Erwachsenenparadies: Auto-Neuheiten im Herbst 2019. Fossile u. a. BMW: X6, 265 bis 530 PS, X5, X6M: bis 625 PS, 290 km/h; M8 625 PS, 305 km/h; Aston Martin:Vantage Roadster: 510 PS, über 300 km/h; Audi: RS4 Avant: 450 PS, 280 km/h; A8: 449 PS, 250 km/h; VW: T-Roc R: 300 PS, 250 km/h; Porsche: Macan: 440 PS, 270 km/h; Bentley: Flying Spur: 635 PS, 2,5 Tonnen, 333 km/h…
Und die Elektro-Modelle: Porsche: Taycan 4S: 530 PS, 250 km/h; Taycan Turbo S: 761 PS, 270 km/h; Fisker: Luxus-SUV Ocean; Jaguar: Vision GT, über 1000 PS; Volvo XC40 „Recharge“, 408 PS.3
Modelle, die jeder braucht in der Klimakatastrophe.
Vergleiche auch: Elektrisch rasen
Autonomes Fahren: Termine überschätzt. Die Firma Argo AI aus Pittsburg arbeitet an autonomen Fahrzeugen und kooperiert mit Ford und VW. Argo-Chef Bryan Salesky stellte fest, dass zwar etwa 80 Prozent der Technologie entwickelt sei, aber die verbleibenden 20 Prozent „sehr viel schwieriger“ wären. Selbstfahrende Fahrzeuge in großer Verbreitung seien „weit in der Zukunft“.4 Ford-Chef Jim Hackett stellte schon im April 2019 fest: „Wir haben uns bei der Einführung autonomer Fahrzeuge überschätzt.“4
Und dann kommt noch die unbeschränkte Raserei auf deutschen Autobahnen hinzu!
Produktionsbeginn in Zwickau. Am 4.11.2019 begann im VW-Werk Zwickau die Produktion des VW ID 3. Allein der Modulare Elektrobaukasten (MEB) kostete VW 6,5 Milliarden Euro. Bis 2030 will der VW-Konzern rund 30 Milliarden Euro in den Umbau auf Elektromobilität investieren. „VW geht volles Risiko: Scheitert der ID 3, könnte auch VW scheitern.“5
Neue Studie von IVL. Nach der aufsehenerregenden Studie vom Mai 2017 (IVL Swedish Environmental Research Institute (Romare, Mia, Dahllöf, Lisbeth), The Life Cycle Energy Consumption and Greenhouse Gas Emissions from Lithium-Ion Batteries, A Study with Focus on CurrentTechnology and Batteries for light-duty vehicles, Stockholm Mai 2017: hier) hat IVL nun eine neue Studie im November 2019 vorgelegt: IVL Swedish Environmental Research Institute (Emilsson, Erik, Dahllöf, Lisbeth), Lithium-Ion Vehicle Batterie Production, Stockholm, November 2019: hier
Vergleiche zum Thema auch: Akku-Umweltbelastung – hier habe ich kurz die Ergebnisse skizziert.
VDA-Präsident: Anpassung an Hochlauf der Elektromobilität. Am 4.11.2019 fand die 2. Sitzung der Konzertierten Aktion Mobilität im Bundeskanzleramt mit VDA-Präsident Bernhard Mattes, Bundeskanzlerin Angela Merkel, mehreren Bundesministern, Fraktionsvorsitzenden und Ministerpräsidenten statt. Von den Autokonzernen waren Oliver Zipse/BMW, Ola Källenius (Daimler), Herbert Diess/VW, Gunnar Hermann/Ford, Michael Lohscheider/Opel vertreten, dazu von den Zulieferkonzernen Jörg Stratmann/Mahle, Klaus Rosenfeld/Schaeffler), Wolf-Henning Scheider/ZF). Mattes plädierte für den schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur, wie er im Masterplan Infrastruktur beschrieben ist – mit einer Million öffentlicher Ladepunkte, 100.000 Schnellladepunkte sowie mehrerer Millionen privater Ladepunkte. Dazu müsse rechtliche Hemmnisse abgebaut werden insbesondere im Miet- und WEG-Recht. (Vergleiche: Immobilien und Ladestationen) Weitere Bestrebungen: vollständiges und kostengünstiges Laden mit Grünstrom, Vorbereitung der Digitalisierung für vernetztes und automatisiertes Fahren, der Aufbau eines „Reallabors für ein Datenökosystem“. Mattes“ Die Mobilität der Zukunft bedeutet für Unternehmen und viele Arbeitnehmer tiefgreifende Veränderungen. Es ist die gemeinsame Verantwortung der Sozialpartner und des Staates, durch geeignete Maßnahmen Qualifizierung zu fördern und den Wandel gemeinsam zu gestalten, damit negative Arbeitsplatzeffekte vermieden werden können.“6
Vulgo: Geld vom Staat für die Einführung der Elektromobilität
„Autogipfel“ (1): Elektrische Lockvogelprämie erhöht. Die Bundesregierung organisierte am 4.11.2019 den nächsten Autogipfel. Neben Angela Merkel (CDU) nahmen die Ministerpräsidenten der „Autoländer“ Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) und von Niedersachsen, Stephan Weil (SPD) teil, dazu die Konzernchefs von BMW, Daimler und VW, die IG Metall und der VDA.7 Zeitgleich will die Bundesregierung die Kaufprämie für Elektroautos unter 40.000 Euro auf 6.000 Euro erhöhen; bei einem Kaufpreis von über 40.000 Euro soll die Prämie auf 5.000 Euro erhöht werden. Plug-in-Hybride für unter 40.000 Euro sollen eine Prämie von 4500 Euro (bisher 3000) erhalten, über 40.000 Euro 4000 Euro. „Bis Ende September gab es insgesamt 141.000 Anträge. Bisher seien rund 183 Millionen Euro von 600 Millionen Euro Fördermittel ausbezahlt worden. Daneben seien 22,6 Millionen Euro bereits bewilligt.“8 – Die Bundesregierung und die Autoindustrie verständigten sich auf die weitere Übernahme der Hälfte der Subventionskosten. Die bisherige Prämie war bis Ende 2020 befristet und soll nun bis Ende 2025 laufen. Damit sollen weitere 650.000 bis 700.000 Elektroautos subventioniert werden. „Die Automobilhersteller tragen die Kosten für den Umweltbonus zur Hälfte. Den anderen Teil schießt der Bund zu. Die Hersteller ziehen ihre Hälfte der Prämie bereits direkt im Kauf- oder Leasing-Vertrag ab.“9
Woher weiß man, ob die Hersteller ihren Anteil vorher nicht schlicht auf den Verkaufspreis aufgeschlagen haben?
Die bisherige Kaufpreis-Obergrenze von 60.000 Euro wurde auf 65.000 Euro erhöht. Damit fallen aus der Förderung, weil zu teuer u. a. Mercedes EQC, Jaguar I-Pace, Tesla Model S, Tesla Model X. Zwischen 40.000 und 65.000 Euro liegen u. a. Nissan Leaf Plus, Tesla Model 3, Hyundai Nexo, BMW i3.10 – „Es werde geprüft, ob auch der Kauf von elektrischen Gebrauchtwagen noch bezuschusst werden könne, teilte das Kanzleramt mit.“11
„Autogipfel“ (2): 3,5 Milliarden Euro für die Ladeinfrastruktur. Angela Merkel sagte beim Produktionsstart des VW ID 3 in Zwickau, dass schnell 50.000 öffentliche Ladepunkte installiert werden müssen. Bis 2030 sollen eine Million Ladepunkte geschaffen werden. Das Verkehrsministerium soll bis Ende 2019 ein Konzept für die Finanzierung und Organisation der Ladeinfrastruktur bis 2025 erarbeiten. Zuerst sollen 1000 Schnellladestandorte eingerichtet werden. An allen Tankstellen sollen Ladepunkte angeboten werden; die Autoindustrie verpflichtet sich zum Bau von 15.000 Ladepunkten auf ihrem Betriebsgelände und im Handel.12 – Derzeit gibt es rund 21.000 öffentliche Ladepunkte.9
Fazit: Das Elektroauto als Placebo für Klimarettung wird mit Milliarden Euros in den (unwilligen) Markt gehypt. Von der Elektromobilität ist keine Lösung zu erwarten, im Gegenteil: Der Ausbau der technischen Infrastruktur und die Elektroautos selbst werden die CO2-Emissionen noch erhöhen.
Dazu aus einem Kommentar von Lena Frommeyer in spiegel.de: „Jegliche Subventionierung des Individualverkehrs, der darauf ausgerichtet ist, leeren Raum durch die Stadt zu bewegen, ist falsch. Mit der Kaufprämie wird wieder einmal am Konzept Auto festgehalten. Das ist keine Überraschung in einer motorisierten Gesellschaft, aber überraschend kurz gedacht“13
„Autogipfel“ (3):Kleinhersteller wie e.GO bedroht. Prof. Günther Schuh, der Miterfinder des StreetScooter und Produzent des Kleinwagens e.Go, sieht durch die Erhöhung der Prämien für Elektroautos unter 40.000 Euro auf 6000 Euro die Existenz seiner e.Go-Produktion bedroht. Dieser sollte als Basismodell 15.900 Euro kosten – davon wären 3000 Euro Prämie seitens des Autoherstellers abzuziehen. e.Go müsste die 3000 Euro auf die Kunden abwälzen. Schuh: „e.Go kann das Geld nicht mit dem Verkauf von Verbrennerautos querfinanzieren, wie es die großen Hersteller machen.“14 Ähnlich geht es dem Münchner Kleinserienhersteller Sono Motors. Dessen Kleinwagen Sion hat einen Elektromotor mit 120 kW, eine Reichweite von etwa 250 Kilometern und kostet um die 16.000 Euro. Gründer Laurin Hahn: „Junge Unternehmen wie Sono Motors haben keinerlei Einfluss auf die E-Auto-Prämie und wurden bei der Ausgestaltung schlicht ignoriert.“14
Günther Schuh glaubt zwar nicht, dass man sein Unternehmen e.Go vom Markt verdrängen will: Das Aus für kleine Hersteller wäre aber zumindest ein nicht unerwünschter Nebeneffekt.
Man lädt zuhause. Das Karlsruher Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) führte eine Studie mit 432 E-Auto-Eigentümern durch. 80 Prozent haben einen festen Parkplatz auf dem eigenen Grundstück. Über die Hälfte der Befragten laden zuhause, davon ein Drittel an der Haushaltssteckdose mit maximal 3,7 kW. Ein Viertel lädt am Arbeitsplatz. Insgesamt wird 21-mal im Monat geladen. Drei Viertel fahren 33 Kilometer pro Tag.15
Hehre Ziele… VW will bis 2028 fast 70 neue Elektromodelle präsentieren und 22 Millionen Elektroautos bauen. Ab 2040 soll der Verkauf von Verbrennern beendet werden. – Volvo will schon 2040 CO2-frei sein und ab Ende 2020 nur noch Elektro-Autos anbieten. – Mercedes will bis 2039 klimaneutral sein, bis 2030 50 Prozent Elektroautos anbieten. – BMW nennt kein konkretes Zieljahr für Klimaneutralität, will bis 2025 25 elektrifizierte Autos im Angebot haben, davon 12 reine E-Autos.16
Der Begriff CO2-frei wird inzwischen ähnlich pervertiert wie der Begriff nachhaltig. ThyssenKrupp, Chemiekonzerne, Luftfahrtunternehmen, VW etc.: Alle wollen in einigen Jahren CO2-frei werden. Das sind Illusionen und Unwahrheiten. Es gibt auch kein CO2-freies Elektroauto: Das ist eine von der Autoindustrie und der Politik verbreitete Propaganda.
SUV – die Problemboliden. Über ein Drittel der deutschen Neuzulassungen kommen inzwischen aus diesem Segment. „Und um die Nachfrage weiterhin zu bedienen, elektrifizieren viele Hersteller derzeit vor allem große SUV-Modelle. Dabei wären kompakte, sparsame Autos das Gebot der Stunde.“16
Vergleiche auch: SUV, elektrisch
Streit bei Daimler. Der neue Daimler-Chef Ola Källenius verkündete der Belegschaft Ende Oktober 2019, der elektrische Antriebsstrang (EATS) werde vermutlich nicht Im Motorenwerk Stuttgart-Untertürkheim produziert. Dagegen kämpft der Daimler-Betriebsrat darum, dass EATS nicht an externe Zulieferer geht. Die erste Generation des EATS wurde an ZF Friedrichshafen vergeben: Damit könnte ein Zulieferer zum direkten Konkurrenten Daimlers werden.17
Goldenes elektrisches Lenkrad. Am 12.11.2019 bekam Tesla-Mitgründer Elon Musk von Bild und Auto Bild in Berlin das Goldene Lenkrad. Auf der Bühne verkündete Musk überraschend: “ Wir haben uns entschieden, die erste europäische Gigafactory in der Gegend von Berlin zu bauen.“18
Näheres unter Tesla Berlin/Brandenburg
Elektroauto-Ranking. „Tesla ist in Deutschland aktuell Marktführer bei reinen Elektroautos. Von Jahresbeginn bis Ende Oktober wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 9301 E-Autos von Tesla neu zugelassen. Das entspricht einem Marktanteil von 17,6 Prozent. Auf Rang zwei folgt Renault mit 8330 reinen Stromern vor BMW mit 7957, VW (6208) und Smart (5862).“19
Gigafactories ohne Ende. „Schon bis 2030 rechnet das Öko-Institut mit einem Bedarf von mehr als 30 Gigafactories weltweit. Bis 2050 könnten es rechnerisch 220 sein.“20
Es könnte also sein, dass die Gigafactories den Ökostrom-Markt für ihre Akku-Produktion leersaugen – plus den Ökostrom fürs Laden der Elektroautos. Aber der wertvolle Ökostrom steht nur begrenzt zur Verfügung. Und Haushalte, Gewerbe und Industrie werden dann wieder mit herkömmlichem schmutzigem Strom versorgt. Das kann auch kein sinnvolles Ziel sein. Hier verschiebt sich das CO2-Aufkommen: Vordergründig fährt dann die Elektromobilität angeblich CO2-frei mit Ökostrom, während die CO2-Emissionen nur verlagert werden.
„Tesla? Nein, danke!“. Autovermieter Erich Sixt hat einige hundert Teslas im Leasinggeschäft, „aber wir sind nicht sehr zufrieden damit“.21 Die Reparaturzeiten seien extrem lang, der Wiederverkaufswert nicht erfreulich. Sixt: „Ich möchte im Mietgeschäft keinen einzigen Tesla haben.“21
VW bessert nach. Die alte Investitionsplanung 2019 bis 2023 sah 44 Milliarden Euro für E-Mobilität, Hybridantriebe und Digitalisierung vor. Die neue Investitionsplanung zwischen 2020 und 2024 sieht 60 Milliarden Euro Investitionen vor, davon für die Elektromobilität 30 Milliarden Euro. Bis 2028 waren 70 reine E-Modelle geplant, nun sind es bis 2029 etwa 75, dazu 60 Hybridversionen. Nach dem Werk Zwickau sollen die Fabriken in Emden und Hannover umgebaut werden. 2029 sollen 26 Millionen Elektroautos global vom VW-Konzern verkauft werden.22
Diese Zahl kann eigentlich nicht stimmen. Der VW-Konzern gibt für 2018 global 10,83 Mio. Fahrzeugauslieferungen weltweit an.23
„Kompetenzzentrum Batterie“ von BMW. Am 12.11.2019 kündigte Elon Musk an, in Grünheide eine Gigafactory zu bauen. Am 14.11.2019 eröffnete BMW-Chef Oliver Zipse das Kompetenzzentrum Batterie in München. Zipse: „Wir sehen jetzt gerade in diesen Tagen, dass die systemintegratorische Kompetenz für die Produktion ganz kriegsentscheidend ist. (…) Es gibt keine besseren Bedingungen, dies zu tun, als hier in Deutschland. (…) Das ist der Hauptgrund, warum immer mehr Wettbewerber hier auch in Deutschland ihre Zelte aufschlagen.“24 Im BMW-Batteriezentrum forschen 200 Spezialisten an Zellchemie und Herstellungsprozessen der Akkus. Die Zellen werden noch von Samsung gefertigt, später von CATL: Der chinesische Konzern baut gerade eine Fabrik bei Erfurt. Das Kobalt besorgt BMW selbst aus Marokko und Australien; auch Lithium will BMW selbst beziehen.25 Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte zur Eröffnung: „Bayern, Batterie und BMW, das ist die neue Dreifaltigkeit.“26
SUVs auf dem Vormarsch. Die IEA veröffentlichte Mitte November 2019 ihren „World Energy Outlook“. „Nicht nur der Flugverkehr wächst rasant, auch die Zahl der Autos nimmt zu. Die wenigsten davon fahren mit Elektroantrieb.“ (Strom wird grün, das Auto bislang nicht, in SZ 16.11.2019)). 2010 wurden weltweit verkauft: 17 % SUV, 27 % große Pkw, 29 % Mittelklasse, 27 % Kleinwagen. 2018 lag der Anteil der SUV bei 39 %, große Pkw 19 %, Mittelklasse 24 %, Kleinwagen 18 %.27
Bundesregierung veröffentlicht „Masterplan Ladeinfrastruktur“. Am 18.11.2019 erschien die Pressemitteilung der Bundesregierung „Mehr Ladestationen für Elektroautos“. Näheres im Kritischen Elektroauto-Lexikon unter Masterplan Ladeinfrastruktur
Grüne: Raus aus Kohle, rein in Elektroautos. Der Parteitag von Bündnis 90/Die Grünen fand vom 15. bis 17.11.2019 in Bielefeld statt. Eine Forderung war, bis 2030 aus der Kohle auszusteigen. „Vom gleichen Jahr an sollen auch Autos mit Verbrennungsmotoren nicht mehr zugelassen werden.“28
Elektro-Abschwung (1): Audi. Management und Betriebsrat diskutieren die Zukunft des schlecht ausgelasteten Audi-Werkes in Neckarsulm: Hier werden die Modelle A4 bis A8 gebaut. „Wegen der Krise um Verbrennungsmotoren leidet das Werk unter schlechter Auslastung.“29
Das hat wohl auch mit dem Dieselskandal zu tun, an dem Audi entscheidend beteiligt war.
Bei Audi sollen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren 9500 Stellen gestrichen werden. Gleichzeitig werden 2000 Stellen in „Zukunftsfeldern“ geschaffen.30 Im Gegensatz zu BMW, wo wahlweise am gleichen Fließband Verbrenner und Elektroautos produziert werden sollen, läuft die Planung bei Audi derzeit auf getrennte Fließbänder hinaus.31
Elektro-Abschwung (2):Continental. Der drittgrößte Autozulieferer der Welt, Continental, wird insgesamt etwa 5000 Stellen abbauen und Werke in Roding/Oberpfalz und Newport News/USA schließen. Die Sparte Hydrauliktechnik für Verbrennungsmotoren soll auslaufen. Hintergrund sei der „durch verschärfte Abgasgesetze beschleunigte, disruptive Umstieg der Autoindustrie auf Elektromobilität“32
Elektro-Abschwung (3): BMW. Konzernleitung und Betriebsrat einigten sich auf eine Kürzung der Gewinnbeteiligung von bisher 9000 Euro. BMW verzeichnet im Jahr 2019 im Vergleich zum Produktionsziel 100.000 Autos weniger. Hybridantriebe und der i3 sollen helfen, die EU-Grenzwerte für CO2 einzuhalten.33
SpaceX: „Starship“ explodiert. Am 27.8.2019 testete das Raumfahrtunternehmen von Tesla-Chef Elon Musk, SpaceX, erfolgreich den kleinen Prototyp Starhopper des großen Raumschiffs Starship am Golf von Mexiko. Musk: „Eines Tages wird das Raumschiff auf der rostroten Sandfläche des Mars landen.“34 – Am 20.11.2019 explodierte bei einem Test der rund 50 Meter hohe Prototyp Starship MK1 am Startplatz Boca Chica in Texas.35
Elon Musk stellt Cybertruck vor. Bis 24.11.2019 hat Tesla 187.000 Bestellungen seines Pick-Up-Modells erhalten. Ende 2021 soll die Produktion des Cybertruck beginnen.36
Mehr unter: Tesla Cybertruck
Neuer CO2-Rekordwert. Die Weltwetterorganisation (WMO) hat mitgeteilt, dass innerhalb eines Jahres der CO2-Anteil in der Atmosphäre von 405,5 ppm auf den Rekordwert von 407,8 ppm gestiegen ist. WMO-Generalsekretär Petteri Taalas: „Es gibt keine Anzeichen für eine Verlangsamung des Trends, geschweige von einem Rückgang der Treibhausgas-Konzentrationen, trotz aller Zusagen im Pariser Klimaabkommen.“37
Bosch rollt aus. Bosch hatte das Start-up Coup Mobility GmbH im Jahr 2016 gegründet: Es hat Elektroroller in Berlin und Tübingen, Paris und Madrid verliehen. Bosch gab nun bekannt, dass wegen des starken Wettbewerbs (u. a. durch Emmy und Unu) und den hohen Kosten für den Service Coup unwirtschaftlich sei: Deshalb wird das Verleihgeschäft Mitte Dezember 2019 beendet. Dies betrifft 120 Beschäftigte, davon 75 in Berlin. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 4200 E-Roller im Verleih. Die Verleihfirmen zählten 8 bis 10 Nutzungen am Tag mit einer Mietdauer von 15 bis 20 Minuten.38
Auch Microvast in Brandenburg. Der 2006 gegründete US-Konzern Microvast wird in Ludwigsfelde bei Berlin eine Batteriefabrik aufbauen. Dort sollen Batteriezellen, Module und Batteriepacks gefertigt werden. Eine Baugenehmigung liegt – im Gegensatz zur Tesla-Fabrik in Grünheide – vor. Am 1.4.2020 soll Baubeginn sein, im Januar 2021 die Produktion starten. Microvast beliefert Kunden im Bus- und Nutzfahrzeugbereich.39
München zahlt Millionen für E-Mobilität. Ursprünglich war das Programm „München emobil“ mit 10,6 Millionen Euro finanziert, die nun um weitere 4,5 Millionen Euro aufgestockt wurden. Damit sollen E-Mobile für Gewerbe, gemeinnützige Tätigkeiten wie Pflegeservice oder Lieferfahrzeuge bezuschusst werden. Die Stadtwerke haben 550 Ladesäulen im Stadtgebiet aufgestellt, Für Tiefgaragen oder Hotel- und Supermarktparkplätze gibt es pro Ladesäule 3000 und pro Schnellladesäule bis zu 10.000 Euro Subvention.40
Der elektrische Märtyrer. 2014 kaufte sich Hansjörg Eberhard von Gemmingen-Hornberg ein Tesla Model S. Mit dem will er als erster Mensch eine Million Kilometer elektrisch zurücklegen. Er fährt täglich (vermutlich weitgehend nutzlose) 600 Kilometer in sechs bis sieben Stunden, 200.000 Kilometer im Jahr. Nach 75.0000 Kilometer war der Motor defekt, nach 290.000 Kilometern wurde der Akkusatz ausgewechselt. Bald sind die Million Kilometer erreicht.41
- Hippert, Julia, Ott, Helena, Mit Karacho in die Kita, in SZ 31.10./1.11.2019 [↩]
- Hage, Simon, Hesse, Martin, Umweltverband befürchtet Verlust von 360.000 Jobs in der Autoindustrie, in spiegel.de 1.11.2019 [↩]
- Geiger, Thomas, Prollgas, in spiegel.de 2.11.2019 [↩]
- Mingels, Guido, Der selbstfahrende Mann, in Der Spiegel 45/2.11.2019 [↩] [↩]
- Frahm, Christian, Elektro oder nichts, in spiegel.de 4.11.2019 [↩]
- Mattes: Deutsche Automobilindustrie baut bis 2022 mindestens 15.000 neue Ladepunkte, PM VDA, Berlin 5.11.2019 [↩]
- Balser, Markus, Leichter laden, in SZ 5.11.2019 [↩]
- Regierung will E-Auto-Kaufprämie um 50 Prozent erhöhen, in spiegel.de 4.11.2019 [↩]
- Regierung und Autoindustrie vereinbaren höhere Kaufprämie für E-Autos, in spiegel.de 5.11.2019 [↩] [↩]
- Frahm, Christian, Welche Elektroautos jetzt günstig werden, in spiegel.de 6.11.2019 [↩]
- Kunkel, Christina, So gibt’s die E-Auto-Prämie, in SZ 6.11.2019 [↩]
- So soll das Laden von E-Autos verbessert werden, in spiegel.de 4.11.2019 [↩]
- Frommeyer, Lena, Der automobile Mensch ist ein Irrtum, in spiegel.de 7.11.2019 [↩]
- Frahm, Christian, Neue Prämie für E-Autos bedroht Existenz von Kleinherstellern wie e.Go, in spiegel.de 10.11.2019 [↩] [↩]
- Jung, Alexander, Home, sweet Strom, in spiegel.de 8.11.2019 [↩]
- Frahm, Christian, Wie Autohersteller das Null-CO2-Auto bauen wollen, in spiegel.de 7.11.2019 [↩] [↩]
- Mayr, Stefan, Eiskalt, in SZ 9.11.2019 [↩]
- Tesla baut Gigafactory in Deutschland, in spiegel.de 12.11.2019 [↩]
- „Nimmt mehr Fahrt auf als bei 100 Kanzlergipfeln“, in spiegel.de 13.11.2019 [↩]
- Berkel, Manuel, Giga oder Gaga? in spiegel.de 14.11.2019 [↩]
- Sürig, Dieter, Tesla? Nein, danke! in SZ 14.11.2019 [↩] [↩]
- Volkswagen investiert kräftig in E-Mobilität, in spiegel.de 15.11.2019; DPA, Milliarden für die E-Mobilität, in SZ 18.11.2019 [↩]
- https://www.volkswagenag.com/de/news/2019/01/new-delivery-record-for-volkswagen-group-in-2018.html [↩]
- Fasse, Markus, Teslas Ankündigung setzt BMW-Chef Zipse unter Druck, in handelsblatt.com 14.11.2019; Hervorhebung WZ [↩]
- Fasse, Markus, Teslas Ankündigung setzt BMW-Chef Zipse unter Druck, in handelsblatt.com 14.11.2019 [↩]
- Hägler, Max, „Die neue Dreifaltigkeit“, in SZ 15.11.2019 [↩]
- Sonne und SUVs, in SZ 16.11.2019 [↩]
- von Bullion, Constanze, Grüne planen ökologischen Umbau der Wirtschaft, in SZ 18.11.2019 [↩]
- DPA, Sorgenfalten in Neckarsulm, in SZ 20.11.2019 [↩]
- Hägler, Max, Fast 10.000 Stellen fallen weg, in SZ 27.11.2019 [↩]
- Kröger, Michael, Zu teuer, zu schwach, zu lahm, in spiegel.de 26.11.2019 [↩]
- (Slavik, Angelika, Conti schließt Werke und streicht Tausende Jobs, in SZ 21.11.2019 [↩]
- BMW spart nur sachte, in SZ 28.11.2019 [↩]
- Test für Marsrakete, in SZ 29.8.2019 [↩]
- Prototyp von „Starship“-Raumtransporter explodiert, in spiegel.de 21.11.2019 [↩]
- Knapp 190.000 Vorbestellungen für Teslas Cybertruck, in spiegel.de 24.11.2019 [↩]
- Neuer Rekord an Treibhausgasen in Atmosphäre, in spiegel.de 25.11.2019 [↩]
- Mietroller-Anbieter Coup stellt Betrieb ein, in spiegel.de 25.11.2019; DPA, Eingelagert, in SZ 26.11.2019 [↩]
- Eckl-Dorma, Winfried, Was die „neue Seidenstraße“ mit Teslas Nachbarn zu tun hat, in manager-magazin.de 27.11.2019 [↩]
- Hutter, Dominik, Strom statt Benzin und Diesel, in SZ 28.11.2019 [↩]
- Tatje, Claas, Der Herumstromer, in Die Zeit 28.11.2019 [↩]